Die Bibel und die Hölle

 

 

Der deckende Cherub und seine Engel wurden nach ihrem Fall von Gott zum Tartarus verstoßen.

"Denn wenn Gott die Engel, die sündigten, nicht schonte, sondern in den Tartarus sie verstoßend, Gruben der Finsternis übergab als solche, die zum Gericht verwahrt werden." (2 Petrus 2, 4)

Das Wort Tartarus kommt sonst nirgends in der Bibel vor und bezeichnet offenbar den Ort, wohin die gefallenen Engel verstoßen wurden. Leider hoben viele Übersetzer, darunter auch Luther die drei griechischen Wörter

"Hades" "Gehenna" "Tartarus"

mit dem einen Wort "Hölle" übersetzt und so den deutlichen Unterschied verwischt, der im griechischen Grundtext besteht. Damit der Unterschied klar wird, wollen wir im einzelnen auf die drei unter-schiedlichen Bedeutungen näher eingehen.

1. "Hades"

Hades kommt elfmal im NT vor. "Hades" entspricht dem hebräischen "Scheol" im AT, wie aus der Anführung von Psalm 16, 10 in Apostelgeschichte 2, 27 hervorgeht.

"Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode ("hades") lassen, auch nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe" Apg 2, 27

Beide Worte bedeuten die Totenwelt. Kapernaum wird in den Hades gestoßen. Mt 11, 23 und Lk 10, 15 Der reiche Mann kommt in den Hades." Lk 16, 23; Apg 2, 27

Christus hat seitdem den Schlüssel zum Hades und befreit die dort ruhenden Gerechten. 1.Kor 15, 55 und Off 1, 18.

Hades ist nicht der letzte Strafort oder das Gebiet der Verdammnis, sondern der Ort der Toten, das Totenreich.

2. "Gehenna"

Gehenna finden wir zwölfmal im NT.

Bezeichnet Hades den Ort der Toten oder das Totenreich, so bedeutet Gehenna den Ort der Strafe. Vom Hades unterscheidet die Schrift genau die Gehenna, die Feuerhölle, den tiefen Feuerort. Das Wort hat seinen Ursprung von dem Tal Hinnom, wo einst der Molochdienst stattfand. 2.Kön 23, 10. Hier wurden die Leichen der Missetäter verbrannt, und ein beständiges Feuer unterhalten, in das alles Unreine hin eingeworfen wurde. Daher nahmen es schon die Propheten des ATs zum Vorbild des Gerichtsortes außerhalb der Stadt Gottes. (Jes 30, 33 und 66, 24)

Zur Zeit Jesu war es der gangbare Ausdruck für den Strafort der Verdammten, den der Herr öfters gebraucht hat. (Mt 25, 41)

3. "Tartarus"

Tartarus wird in einem griechischen Wörterbuch folgendermaßen definiert: "Tartarus ist in seinem eigentlichen, natürlichen Sinne die verdichtete, unbewegliche Finsternis, welche das materielle Weltall umgibt."

Darauf deutet auch die Parallelstelle zu Petrus 2, 4 in Judas 6:

"Auch die Engel die ihr Fürstentum nicht bewahrten, sondern verließen ihre Behausung, hat er behalten zum Gericht des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis."

 

Bengel bemerkt hierzu: "Die Finsternis selbst dient zur Kette; sie hält sie inne, insofern sie keines Lichtes froh werden, und in diesem Zustand werden sie zu dem schweren Gericht aufbehalten."

Nach den meisten und den bedeutendsten Auslegern ist jetzt der bleibende Aufenthaltsort der bösen Geister im eigentlichen Sinne weder der Himmel noch die Hölle, sondern in dem die Erde umgebenden Luftkreis. Faßt man alle diese Zeugnisse zusammen, so befindet sich Satan und seine Engel in dem die Erde umgebenden finsteren Luftkreis, aufbewahrt für den großen Tag des Gerichts. Genau dies wird durch Epheser 2, 2 bestätigt.

"In welchen Sünden ihr weiland gewandelt habt nach dem lauf dieser Welt und nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht"

Die gleiche Aussage finden wir auch in Epheser 6, 12:

"Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Fürsten und Gewalten, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel."

Folglich ist der Tartarus in der Luft, in der Finsternis und unter dem Himmel, und dort herrschen Satan und seine Engel. In allen bisher erwähnten Stellen fanden wir wohl, daß Satan und seine Engel in dem finsteren Luftkreis, der die Erde umhüllt, zum Gericht bewahrt werden, aber kein Wort davon, daß sie schon vor dem Endgericht in einem Feuerpfuhl gequählt werden. Wir haben auch eine direkte Aussage der bösen Geister selbst, daß sie sich noch nicht in der Höllenqual befinden. Im Lande der Gergesener begegnete Jesus zwei von unsauberen Geistern besessene Menschen, und die Geister riefen ihm zu:

"Ach Jesu, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehedenn es Zeit ist?" Mt 8, 29

Die Gehenna, das ewige Feuer, welches laut Mt 25, 41 dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, muß noch auf seine Opfer warten, bis sie durch den Richterspruch Jesu und seiner Heiligen dorthin verwiesen werden. Die Zeit zur Qual ist noch nicht gekommen. Erst nach den tausend Jahren des nächsten Äons wird der Teufel samt seinem Anhang dorthin geworfen.

Der Teufel ist bis heute noch nicht gebunden, sondern er gehet umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Bengel sagt sehr scharfsinnig: "Übrigens können sich diese elenden Genossen der Finsternis z.B. auf der Erde aufhalten." Luk 8, 31; Eph 2, 2; Off 9, 11; 12, 9. Wir finden Satan im Paradiese und auch in der Wüste um Jesus zu verführen, selbst bei himmlischen Ratsversammlungen war er mit dabei (Hiob 1, 6).

Aus all diesem können wir sehen, wie weit die Bilder und die gewöhnliche Ansicht über Satan von der biblischen Darstellung abweichen. Welch greller Wechsel muß es aber für Satan und seine Engel gewesen sein, als sie von der leuchtenden Gegenwart Gottes in den finsteren Tartarus verstoßen wurden. Gott läßt in seiner Allwissenheit den gefallenen Engelfürsten in diesem unrechtmäßigen Besitz walten und die Menschen unter dem Stecken dieses unbarmherzigen Treibers schmachten, damit sie den Betrug der Sünde sehen und zu ihrem rechtmäßigen Herrscher umkehren.

Die Bewohner des Totenreiches oder Scheols haben keinen Teil mehr auf der Welt in allem, was unter der Sohne geschieht. Der Tod ist der sicherste Kerkermeister und das Totenreich der Hades oder Scheol ist das sicherste Gefängnis, denn ihr Raub kann ihnen nicht entrinnen. Satan versammelt dort die Menschen "als Gefangene in der Grube" und verschließt sie im Kerker.

"Daß sie versammelt werden als Gefangene in der Grube und verschlossen werden im Kerker ..."

 

Norbert Burger

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