Die Apostelgeschichte
Bei der Apostelgeschichte müssen wir beachten, daß sie uns die Geschichte des Übergangs in ein neues Zeitalter, das Zeitalter der Gemeinde lehrt. Wir wissen, Gottes großer Plan war es, aus Juden und Heiden den Leib Christi, "seine Gemeinde", zu bilden. Dieser Plan war zur Zeit seiner Entwicklung während der Erdenzeit Jesus Christus den Menschen noch nicht geoffenbart. Er lag noch im Herzen Gottes verborgen (Eph 3, 3-6).
Aus der Apostelgeschichte sehen wir nun, wie Gott diesen seinen verborgenen Plan Schritt für Schritt zur Ausführung bringt. Die Apostelgeschichte beginnt mit dem nochmaligen Ruf zur Buße an Israel. Noch einmal handelt Gott mit seinem Volk auf dem Boden der Verantwortlichkeit. Er hat ehemals zu den Vätern geredet durch den Mund der Propheten (Heb 1, 1), aber sie hatten seiner Stinme nicht gehorcht.Dann sandte Gott seinen Sohn, indem er sagte:
"sie werden sich vor meinem Sohn scheuen!"
Aber sie sagten:
"Dieser ist der Erbe, kommt laßt uns ihn töten."
und sie nahmen ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn (Mt 21, 33-41).
Der Feigenbaum (Israel) war nun reif für die Axt. Aber auf die Bitte des Herrn wurde ihm noch eine Gnadenfrist gegeben. Das was der Herr im Gleichnis von der Fürbitte des Weingärtners (Luk 13, 6-9) gesagt hatte, das vollführte er selbst am Kreuz, als er bat:
"Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!"
So wurde am Pfingsttag dem Volk Israel noch einmal die Tür der Gnade im Ruf zur Buße geöffnet. Petrus, durch den heiligen Geist, knüpft an jenes Gebet des Herrn an und verkündigt dem Volk, daß sie in Unwissenheit gehandelt, Buße tun und sich bekehren sollten, damit ihnen Christus vegeben werde (Apg 3, 17-20).
Aber auch das letzte Bemühen des Weingärtners um den Feigenbaum war vergebens. In der Steinigung des Stephanus verwarfen sie das letzte Angebot des heiligen Geistes. Und feierlich bezeugte Stephanus ihnen: daß die Väter die Propheten getötet hätten, daß sie den Sohn töteten, und daß sie jetzt dem heiligen Geist widerständen.
Alle Bemühungen um den Feigerbaum waren nun hinfällig. Jetzt blieb nur noch übrig, ihn durch die Axt der Römer umzuhauen (Luk 13, 9).
Nachdem Israel diesen letzten Ruf zur Buße verworfen und so das Maß seiner Sünden vollgemacht hatte, beginnt Gott seinen verborgenen Plan, aus Juden und Heiden seine Gemeinde zu bauen.
Aus Samaria und aus den Nationen war bisher noch niemand zur Gemeinde herausgerufen worden.Nun aber sollte die Zwischenwand der Umzäunung Israels abgebrochen werden und nun sollten auch Samaria und die Enden der Erde durch den heiligen Geist dem Leib Christi einverleibt werden (Eph 2, 17).
In Apostelgeschichte 8 sehen wir, wie Gott die Zwischenwand der Umzäunung abbricht und die Samariter seiner Gemeinde einverleibt.
In Apostelgeschichte 10 finden wir den letzten Abbruch der Zwischenwand und auch den Nationen wird der Zutritt zur Gemeinde ermöglicht.
In all diesem Wirken des Herrn steht Petrus als von Ihm gebrauchtes Werkzeug im Vordergrund. Der Herr hatte ihm die Schlüssel gegeben (Mt 16, 19) und er schloß am Pfingsttage zuerst die Tür der Gnade den Juden auf (Apg 2.3), dann den Samaritern (Apg-8).
Wie wenig Petrus aber daran dachte, daß auch die Wand zwischen Juden und Heiden abgebrochen werden sollte, wie schwer es ihm wurde, die altgewohnten jüdischen Gedanken aufzugeben und die neuen Wege Gottes zu erfassen, das sehen wir aus dem 10. Kapitel der Apostelgeschichte. Was Petrus durch das Gesicht des leinernen Tuches lernen mußte, nämlich, daß vor Gott kein Unterschied zwischen Juden und Heiden ist, und Gott der Herr aller ist, das lernen wir heute so leicht aus einer Schriftstelle. In jenen Tagen aber mußten die Gläubigen dieses schrittweise aus den Wegen Gottes lernen. Man kann es Petrus nachfühlen, wie er voll Erstaunen ausrief:
"Nun begreife ich in Wahrheit, ...dieser ist aller Herr." (Apg 10, 3.36 und Röm 10, 12)
Als die Gläubigen in Jerusalem hörten, daß Petrus zu den Heiden eingekehrt sei, machten sie ihm ernste Vorhaltungen. Petrus setzte ihnen der Reihe nach alles auseinander. Dann beruhigten sie sich und erkannten an, daß Gott auch den Nationen die Buße zum Leben gegeben habe (Ap 11, 1-8).
Gott selbst hatte nun die letzte Scheidewand, die noch zwischen Juden und Heiden bestand, abgebrochen. Nun war auch die letzte Stufe in der Entwicklung seiner Gemeinde erreicht. Auch die aus den Nationen waren nun Miterben und Miteinverleibte (Eph 3, 6). Zusammengefügt aus Juden, Samaritern und Heiden trug die Gemeinde jetzt den Charakter, den sie bleibend tragen sollte. Einfach auf die Kunde des Glaubens, ohne vorausgehende Taufe wie bei den Juden, wurden nun Gläubige versiegelt mit dem heiligen Geist. Dieses wunderbare Geheimnis, daß Jude und Heide einen "Leib" die Versammlung bilden sollten, wurde zum ersten Mal dem Apostel Paulus geöffnet. Paulus wurde ganz besonders zu einem Verwalter und Diener dieses Geheimnisses gemacht, wie er uns in Eph 3, 1-12 mitteilt.
N.Burger