Das Symbol des Baumes in der Bildsprache Gottes

 

 

Am Anfang des Hebräerbriefes steht, daß Gott auf mancherlei Art zu unseren Vorvätern geredet hat. Eine besondere Weise, mit der Gott uns seinen Willen kundgetan hat, ist die Sprache in Bildern. Streng genommen müßten wir unterscheiden zwischen Symbol = Abbild und Allegorie = Vergleichsbild. So sehr in das Detail möchte ich aber nicht gehen, sonst würden vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Unser Herr Jesus hat sich auffallend oft der Bildsprache bedient, wenn er seinen Jüngern die geistige Welt und deren Gesetze verständlich machen wollte. Uns ist aufgefallen, daß wir in der ganzen Heiligen Schrift von der ersten bis zur letzten Seite immer wieder dem Symbol des Baumes begegnet sind. Jeder Mensch im christlichen Abendland weiß, daß Eva einmal verbotener Weise von einem Apfelbaum gegessen haben soll, und ein halbwegs gebildeter Christ hat schon gehört, daß Jesus gesagt hat: "Merkt darauf, wenn der Feigenbaum Blätter gewinnt, dann kommt bald etwas ganz Besonderes." Dagegen wissen nur versierte Bibelleser von den Worten wie Jeremia 17, 8 oder Psalm 1, 3 und anderen, wo geschrieben steht:

Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf Gott verläßt. Der ist wie ein Baum, der grünt und seine Früchte bringt.

An vielen anderen Stellen der Bibel ist wiederum die Rede von dürren Bäumen und grünen Bäumen, die jedoch keine Früchte bringen. Weiter ist die Rede von faulen Bäumen. An anderer Stelle heißt es, daß es ganze Gärten gibt, in denen verschiedene Bäume wachsen. Auch ist die Rede von einzelnen Bäumen, die bis an die Himmel wachsen. Wenn wir über diese Eigenart der Bibel etwas nachsinnen, wird uns schnell klar, daß Gott hier nicht von einem Laub- oder Nadelbaum oder gar von einem Obstbaum im natürlichen Sinne redet, sondern, daß Gott hier das Abbild des Baumes als Symbol benutzt. Deutlich wurde uns dies schon in dem Wort: Dieser Mensch ist wie ein Baum. Wenn wir dieses Bild des Baumes näher betrachten, dann wissen wir, daß es kaum 2 gleiche Bäume im Wald gibt, so wenig, wie es zwei gleiche Menschen auf dieser Erde gibt. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Die Naturforscher behaupten sogar, daß es auf einem solchen Laubbaum nicht einmal 2 wirklich gleiche, einzelne Blätter gibt. Aus dieser Tatsache müssen wir jetzt den Schluß ziehen, daß es auch in einem großen Tannenwald wie dem Schwarzwald keine 2 gleichen Tannen geben kann. Aus diesem Vergleich wollen wir weiter lernen, daß das, was für die einzelne Tanne gilt, auch auf den ganzen Wald zutrifft. Und wiederum wird es nicht 2 Wälder auf dieser Erde geben, die deckungsgleich sind.

Der Mensch, so haben wir jetzt festgestellt, ist wie ein Baum. Demnach ist auch das einzelne Volk gleich einem Baum. Jesus spricht einmal davon, daß einer einen Feigenbaum hatte. Der war gepflanzt in seinen Garten. Feigenbaum steht hier für das Volk Israel. Im Symbol des Baumes zeigt uns Gott aber nicht nur die einzelne Persönlichkeit oder ein spezielles Volk, sondern auch einen lebendigen Organismus, eine geistige Einheit. Wenn die Heilige Schrift von einem Ölbaum spricht, dann handelt es sich um eine geistige Einheit, denn Öl ist das Symbol für Geist. Gehen wir an den Anfang der Bibel und lesen 1.Mose 2, 9:

"Und Gott der Herr ließ aufwachsen auf der Erde allerlei Bäume, lustig (begehrenswert) anzusehen und gut zu essen und den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis mitten im Garten."

Wenn ihr bisher diesen Vers als natürlich-fleischlich gesinnte Menschen gelesen habt, habt ihr ihn auch irdisch-fleischlich verstanden und in diesen Bäumen allerlei Obstbäume gesehen, an deren Früchten die Menschen von damals ihren natürlichen Hunger gestillt haben. Dieses Verständnis war natürlich zunächst nicht falsch, es ist aber ein sehr oberflächliches und konnte uns nur wenig vermitteln von dem, was der Geist Gottes uns eigentlich mit diesen Worten sagen möchte. Versucht jetzt einmal, das bis jetzt über die Bildsprache Gottes Gehörte gleich hier anzuwenden und damit diesen Vers geistlich zu verstehen und ihr werdet schnell merken, was für eine ungeheure Tiefe und Weisheit Gottes in diesen, Euch bislang so unbedeutenden Versen enthalten ist. Wir haben gelesen, daß der Schöpfergott auf unserer Erde "aufwachsen" ließ. Was hier in Erscheinung trat, ist nicht plötzlich dagewesen, sondern es ist gewachsen - allerlei Bäume = allerlei Menschen und Völker. Weil darunter auch Ölbäume waren, gehören zu den verschiedenen Völkern auch verschiedene Religionen. Der Schöpfergott hat den Menschen dann auch geboten, von den verschiedenen Bäumen zu essen (Vers 16). Bitte beachtet in eurem Verständnis jetzt ganz bewußt, daß es bei diesem Essen nicht um Äpfel, Birnen oder Ölfrüchte geht, sondern um geistige Speise. Die Konsequenz solcher Erkenntnis wäre, daß der Chinese natürlich von seiner Religion und der Araber natürlich von seinem Baum, seiner Religion essen soll und darf. Das ist ihm von Gott hier zunächst nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten. Wenn wir unseren herkömmlichen Denkhorizont nur ein wenig erweitern, wird uns diese Feststellung gleich verständlich, ja sogar logisch, denn, was soll denn der kleine Chinese anderes tun, als der Religion zu glauben und danach zu leben, die ihn seine Eltern gelehrt haben und in der er aufgewachsen ist. Seine Eltern hatten ja auch keine andere als die, in der sie von ihren Eltern unterrichtet wurden. Mitten im Garten, lesen wir dann weiter, und damit mitten auf der Erde, standen zwei besondere Bäume. Der eine ist der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, der andere ist der Baum des Lebens. Im Bezug auf diese beiden Bäume hat jeder Christ seine Art der Vorstellung. Der Baum des Lebens steht bei ihm irgendwo mit Jesus Christus in Verbindung und der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen steht mit Satan im Bund. Das ist richtig. Der eine Baum hat so schöne und begehrenswerte Früchte und er macht so klug und die Frucht des anderen Baumes? Ich habe mich früher beim Lesen dieser Stelle immer gefragt, warum Eva denn nicht gleich und viel lieber die Frucht des Lebensbaums gegessen hat. War denn diese Frucht nicht lieblich anzusehen und lustig zu essen? Daß es damals so gewesen ist, erahnte ich schon länger. An welcher Stelle aber Gottes Wort diese Ahnung bestätigt, entdeckte ich erst, als mir die Augen aufgetan wurden. Die entsprechenden Stellen stehen in Jes 53, 3, in Röm 6, 5 und besonders deutlich in 1.Kor 1. Dort lesen wir:

Das Wort vom Kreuz (Baum des Lebens) ist eine Torheit denen, die verloren gehen (V. 28)

und das Unedle (das, was Eva verachtet hat) das hat Gott erwählt, damit er zunichte machte, was vor den Menschen so begehrenswert erscheint, nämlich, so klug und weise zu werden, sich mehr und mehr zu verwirklichen, stärker und größer werden zu können, edler, um endlich die herrschenden Probleme selbst lösen zu können, schöpferisch tätig zu werden. Auf diesem Weg der Selbstverwirklichung und der Entwicklung - so lehrt uns der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen - werden wir endlich den göttlichen Keim in uns zur Entfaltung bringen und unserem Auftrag gerecht, Beherrscher der Schöpfung zu werden. Auf diesem Weg wollen wir unser Ziel erreichen, nämlich, daß auf dieser Erde Gerechtigkeit, Friede, Freiheit für alle Menschen herrschen soll. Dann werden wir in der Lage sein, unsere Umweltprobleme zu lösen. Der Baum mit dieser Frucht steht also mitten auf der Erde. Von seiner Frucht haben die ersten Menschen gegessen. Der Same dieser Frucht ist auf ihrem Herzensacker aufgegangen, ist zu einem Sprößling gewachsen, dann zu einem kleinen Baum, der zur Zeit des baylonischen Weltreiches bis an den Himmel gewachsen war. Diese Situation zeigt uns dann Gott in dem Bild von Daniel 4, besonders Vers 7-9. Der Baum, den Gott dem Nebukadnezar und damit dem Daniel und auch uns zeigt, ist der gleiche, mit den gleichen und begehrenswerten Früchten, wie der Baum damals im Garten Eden. Um ihn dreht sich das ganze Sinnen und Trachten des damaligen und auch heutigen Menschen.. Deshalb nämlich steht er in der Mitte. Er bildet die zentrale Mitte des Lebens und steht deshalb, wie es Vers 7 ausdrückt, auch dort mitten im Lande, mitten im Garten und alle Welt betet ihn an und das Fleisch will von seinen Früchten essen. Als Nebukadnezar glaubt, seinem Ziele sehr nahe zu sein und sich schon als Gott fühlte, da erfolgte das göttliche Urteil: Hauet den Baum um und beschneidet seine Äste. Der Wurzelstock durfte aber in der Erde bleiben, denn er sollte ja wieder ausschlagen und bald hat er wieder einen Sproß bekommen, sich rasch entwickelt und ist heute wieder zu der Größe gediehen, daß er die ganze Erde umspannt und alle Tiere (Völker) in seinem Schatten wohnen wollen. Wenn dann alle Völker von diesem Wollen beseelt sind, dann kann sich das erfüllen, was Richter 9, 14 uns ebenfalls in einem Bild zeigt: Dann werden die Bäume gehen und einen König über sich salben wollen. Wir lesen dort auch, daß der Dornbusch bereit sein wird, ihr König zu werden. Im Zusammenhang mit dem Dornbusch ist es vielleicht gut, wenn wir noch einmal die Bibelstunde über Offenbarung 13 zur Hand nehmen und die dortige Auslegung nachlesen. Leicht werden wir dann erkennen, wie wir hier in Daniel 4 tatsächlich auch ein Vorbild von der Zeit haben, in der wir heute leben. So wie es dem damaligen Baum erging, so wird es auch dem heutigen Weltreich ergehen. Viel wäre jetzt noch über den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu sagen, besonders auch über seine begehrenswerten Früchte.

Diese unausschöpfliche Geschichte von den beiden Bäumen mitten auf der Erde und ihrem jeweiligen Ergehen faßt unser Herr Jesus in wenigen Versen zusammen und erzählt sie in Mt 13, 24-30 sinngemäß so: Ein Mensch säte guten Samen auf seinen Acker. Er nannte diesen Samen den Baum des Lebens. Weil aber die Menschen schliefen und deshalb leicht zu verführen waren, konnte der Feind in der Nacht seinen Samen neben den Baum des Lebens sähen. Der Same des Feindes ging schneller auf und wuchs rasch zu einem schönen Baum. Wer von dem Baum aß, konnte es schnell zu Macht und Ansehen auf dieser Erde bringen. Weil dieser Baum aber eine große Gefahr für den Baum des Lebens war, kamen die Knechte des Menschen zu ihrem Herrn mit dem Vorschlag: Laß uns diesen Todesbaum umhauen. Nein, sagte der Herr, laßt beide Bäume wachsen bis zur Ernte, denn ich brauche den Unkrautbaum, damit der Lebensbaum sich in meinem Sinne entwickelt. Zur Zeit der Ernte werde ich dann den Baum der Erkenntnis in das Feuer werfen, den Weizen, den Baum des Lebens werde ich in meine Scheuer sammeln.

Im gleichen Kapitel ergänzt dann Jesus mit einem weiteren kleinen Gleichnis dieses Bild und lehrt, Vers 31: "Das Samenkorn des Lebensbaums ist zwar zunächst das kleinste unter allen Samen, wenn es aber einmal aufgegangen ist und wächst, wird es zum größten aller Bäume unter dem Himmel."

Stellt euch diesen Baum jetzt bildlich vor: Ein riesiger Mammutbaum, sein Wurzelstock tief in der Erde, seine Äste weit ausladend, die ganze Erde bedeckend, seine Spitze (Haupt) reicht bis in den obersten Himmel hinein. Dieser Baum ist ein lebendiger Organismus gleich einem menschlichen Leib, gleich einem Fülleleib des Christus, an dem er, unser Herr Jesus Christus, das Haupt ist. Diesen gleichen Baum zeigt uns Paulus in Römer 11, 17-24.

Jeder Zweig an diesem Baum ist wiederum ein Baum und gleich einem lebendigen Organismus. Können wir vielleicht jetzt erkennen, daß wir die oberen Zweige dieses Baumes auch "Haupt und Glieder", die mittleren Zweige entsprechend "Rumpfglieder" nennen können? Wie müßten wir jetzt dann wohl die unteren Zweige bezeichnen? Von welchem Volk dürften wohl diese unteren Zweige gebildet werden?

Wir haben in den letzten Jahren in vielen Bibelstunden das Wort Gottes dem Buchstaben nach betrachtet und kamen öfters zu der Erkenntnis, daß wir uns nicht zu sehr an den Buchstaben als solchen klammern dürfen, sondern den Sinn einer Aussage, eines Wortes verstehen müssen, um dann weniger in die Irre zu gehen. Seit einigen Wochen versuchen wir, die Bilder- bzw. Symbolsprache der Bibel etwas besser kennen und verstehen zu lernen. Es ist mir besonders neu und groß geworden, daß ein Bild leichter den Sinn des Geschehens zeigt als eine wortreiche Predigt. Wir Christen sind allgemein der Ansicht, daß im NT das Evangelium von Jesus Christus verkündigt wird. Wenn ich aber diese Feststellung überdenke, dann wird mir klar, daß sie nicht ganz richtig ist, denn in der Gesamtbibel ist der Erlöser die zentrale, wenn auch oft verborgene Mitte. Wir wollen jetzt einmal den Versuch machen, das gewaltige, wortreiche Bibelwort in wenige Sätze zusammenzufassen:

Jehova, der Schöpfer des Himmels und der Erde, erwählte sich aus den Völkern ein Volk, um an ihm seine heilende und erlösende Liebe zu beweisen. Er versprach diesem Volk: Wenn du mein Gebot hälst und meinen Willen tust, soll es dir in alle Ewigkeiten bestens gehen und ich will mich auf das Innigste mit dir verbinden. Weil aber das Herz Israels zu verdorben war, konnten sie die Forderung nicht erfüllen. Jehova wußte das und plante von Anfang an einen Erzieher für sein Volk ein. Die Liebe dieses Erziehers zu seinem Volk befähigt ihn, die Strafe für dieses Volk auf sich zu nehmen und so zum heilenden Messias für sie zu werden.

In diesem kurz gefaßten Evangelium Gottes an die Menschheit spielten Gericht und Strafe eine Hauptrolle und zwar als Erziehungsmaßnahme Gottes.

Wir wollen jetzt das gleiche Evangelium mit Hilfe einiger Bilder zeigen, denn so hat es Jesus seinen Jüngern gegenüber praktiziert.

1. Bild

In Lukas 13, 6 ist der Wortlaut nachzulesen. Ich fasse es kurz zusammen:

Es hatte einer Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg. Nachdem er 3 Jahre lang keine Frucht brachte, erfolgte das Gerichtsurteil. Es lautete: Hau ihn ab. Da tritt der Gärtner für den Baum in den Riß und spricht: Laß ihn noch dieses Jahr. Ich will ihn noch einmal schneiden und düngen. Wenn er dann keine Frucht bringt, haut ihn ab, denn dann hilft nur noch das Gericht weiter.

2. Bild

Mt 21: Jesus, der Erlöser Israels, geht in den Tempel, um zu beten. Anstelle eines Bethauses findet er dort eine Mördergrube (Vers 13). Als er in die Stadt zurückgeht, findet er einen schönen grünen Feigenbaum. Jesus schaut nach der Frucht und findet keine. "Nun wachse auf dir nimmermehr eine Frucht", übersetzt Luther. Der Feigenbaum verdorrt. Er stirbt. Das Gerichtsurteil an dem Volk wurde vollstreckt und es wurde im Jahre 70 n.Chr. in das Meer (Völkermeer) geworfen.

3. Bild

Ebenfalls in Mt 21 ab Vers 33 zeigt Jesus den Jüngern in einem weiteren Bild seinen Weg als Erzieher Israels oder als Messias Israels:

Ein Hausvater pflanzte einen Weinberg und gab ihn den Weingärtnern. Als die Zeit der Ernte kam, sandte er seine Knechte aus, um die Früchte zu ernten. Die bösen Gärtner steinigten die Knechte. Da sandte er seinen Sohn aus, den sie töteten sie. Was wird der Herr des Weinbergs wohl diesen bösen Weingärtnern tun? fragt Jesus seine Jünger. Sie antworten: Er wird die Bösewichte umbringen (Gericht) und seinen Weinberg anderen Gärtnern geben, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.

Wie sich diese Antwort wörtlich genau erfüllt hat, erklärt uns Paulus mit Hilfe eines anderen Baumbildes in Röm 11, 16-25.

Ihr seht, wenn wir diese beiden kleinen Bilder von Weinberg und Feigenbaum behandeln wie kleine Teile in einem Puzzlespiel und entsprechend nebeneinander legen, bekommen wir ein schönes, anschauliches, großes Bild von der Biographie und dem Ergehen des Feigenbaumes. Daß das Symbol des Feigenbaums für das Volk Israel steht ist uns ja längst klar. Wenn dem aber tatsächlich so ist, dann kann mit der Übersetzung Luthers etwas nicht stimmen, denn wir haben gelesen: Es wachse hinfort auf dir nimmermehr eine Frucht.

In Bezug auf Israel ist uns aber das prophetische Wort geläufig, das an vielen Stellen klar sagt, daß, wenn Isael aus dem Völkermeer wieder gesammelt wird und, nachdem sie ihren Messias erkannt haben, sie auch Frucht bringen werden. Wir forschen deshalb in anderen Übersetzungen nach und finden in der Elberfelder und Züricher Übersetzung folgenden Wortlaut:"Nicht mehr soll Frucht von dir kommen in Ewigkeit". In der Konkordanten Übersetzung heißt es: "Nicht mehr soll Frucht von dir kommen in diesem Äon." Über den Zeitbegriff der Ewigkeit und des Äons kennen wir die Meinungsver-schiedenheiten. Jeder Ausleger kennt das Wort in Mt 24, 32, daß der Feigenbaum wieder zum Leben kommen wird und dann wird er auch zu seiner Zeit seine Frucht bringen. Gehen wir aber wieder zurück zu unserem Thema in Mt 21. Dieses ganze Kapitel dreht sich nur um das eine Thema: War Israel bereit, den Messias zu empfangen? Eine erste Antwort auf diese Frage geben uns schon die Verse 1-13: Mit dem Munde rufen sie schon "Hosianna in der Höhe", "Gelobt sei der da kommt", aber die da gerufen haben, waren noch unmündig und konnten deshalb auch leicht verführt werden. Jesus geht daraufhin in den Tempel, aber statt daß man dort Wasser und Brot des Lebens angeboten hätte, wurden andere Früchte und Waren feilgeboten, solche, die in den Tod führten. Deshalb dann Vers 13: "Ihr habt aus dem Betshaus meines Vaters eine Mördergrube gemacht!" Wir lesen weiter bei Vers 14: Jesus als der rechte Weingärtner gräbt weiter um seinen Feigenbaum, dadurch, daß er Zeichen und Wunder tut und kranke heilt. Er düngt diesen Feigenbaum - leider ohne Erfolg. Deshalb heißt es dann: Anderntags (also später) begegnet er wieder dem Feigenbaum. Es hungerte ihn. Er sehnte sich danach, daß das Volk endlich seine Frucht brächte, aber, ach, er hatte nur Blätter. Nachdem das erbetene Gnadenjahr für Israel abgelaufen war (Lk 13, 8), kam der Vollzug. Jetzt mußte das Gericht, die Strafe, vollstreckt werden. Dieses Gericht registrierten die Menschen um Jesus so: O, wie ist der Feigenbaum so bald verdorben! O, wie ist doch dieser Mensch so schnell verstorben! So können wir es manchmal hören. In Off 18 lesen wir: O, wie ist doch Babylon so schnell untergegangen!

Gott sei gelobt, daß dies nicht das Ende des Feigenbaumes war! Der Wurzelstock durfte in der Erde bleiben (Daniel 4, 12), während das Volk 7 Zeiten in den Strafvollzug mußte und in das Völkermeer zerstreut wurde. Dieses über Israel verhängte Gericht begann nun, wie die Schrift an anderer Stelle sagt, am Hause Gottes, das meint, an den Priestern und Lehrern des Volkes. Sie wurden verstockt und konnten sich nicht mehr bekehren, denn, wenn sie sich bekehrt hätten, hätten sie ja nicht bestraft werden können. Diese Wahrheit haben wir früher schon in Mt 13, 14-15 behandelt. Nach dieser Ordnung Gottes handelt Jesus auch hier. Deshalb fertigt er die blinden Blindenleiter in Vers 27 so kurz und scheinbar unbarmherzig ab und macht keinerlei Versuch mehr, ihnen sein Evangelium deutlich zu machen. Hierher gehört auch das Wort Jesu: Ihr sollt die Perlen nicht vor die Säue werfen. Weiterhin das Wort in dem Himmelreichgleichnis von Mt 13. Die Herzen der Pharisäer glichen dem Herzensacker, der dort "Weg" genannt wird.

Wir wollen uns folgende wichtige Lektion merken:

Während ein Baum verdorrt ist und sich damit im Strafvollzug befindet, wird er von Gott auch verstockt und kann sich in dieser Zeit nicht bekehren. Das wird erst dann wieder möglich werden, wenn Gott die Decke von den betreffenden Augen abnimmt, wie wir es aus dem prophetischen Wort in bezug auf Israel schon des öfteren hören durften. Jesus lehrt das auch in den Worten Mt 5, 26-27 vom ungerechten Haushalter. Der Verurteilte wird aus dem Kerker nicht herauskommen, bis auch der letzte Heller bezahlt ist. Erst dann besteht für ihn wieder die Möglichkeit, vom Baum des Lebens zu essen und so selbst ein edler Ölbaum zu werden, selber edle, lebendige Früchte zu bringen. Wie das vor sich geht, daß so ein lebendig gemachter edle Früchte für alle Zukunft bringen wird, lehrt uns der Meister in den Versen 28-31 in dem Gleichnis von dem Mann, der 2 Söhne hatte. Auch zu diesem Gleichnis erzählt Jesus ein ergänzendes Beispiel, das vom verlorenen Sohn und seinem älteren Bruder. Wenn wir uns jetzt noch an das Gleichnis vom 4fachen Ackerfeld in Mt 13 erinnern, haben wir auch hier 3 Puzzles, die sich gegenseitig ergänzen und uns mit aller Klarheit bezeugen, daß allein unsere Herzensgesinnung die Voraussetzung ist, lebendige Frucht bringen zu können bzw. vom Baum des Lebens essen zu können. Wenn wir dann einmal tatsächlich Kinder des Lichts sind und damit in das Leben geboren wurden, dann gilt für einen solchen Menschen, daß ein guter (lebendiger) Baum auch gute Frucht bringen muß. Er kann keine argen Früchte bringen. Nur ein toter Baum kann arge, faule Früchte bringen und mit dem besten Willen kann dieser tote Baum keine lebendigen Früchte bringen. Das lesen wir nach in Mt 7, 17-18. Dieser Wundertäter, der in einem Baum, einem Menschen das Leben begonnen hat, der wird es auch wirken, daß dieser Mensch, dieser Baum einmal vollendet wird. Von uns aus ist also nur immer wieder unser volles "Ja, Vater" und damit unsere Willensentscheidung gefordert. Dann sorgt er schon dafür, daß wir die Frucht des Geistes bringen. Das ist für uns eine herrliche Erkenntnis. Sie sollte uns das "Ja, Vater, Dein Wille geschehe" leicht machen. Ist unser Herz in dieser Gesinnung zu unserem Hirten, dann leitet dieser Hirte das große und kleine Geschehen in unserem Leben und es erfüllt sich der Vers 22. Aber bitte, beachten wir: Alles zu seiner Zeit! Alle Erfüllung der Bitte geschieht zu seiner Zeit, in dem betreffenden Äon und nicht in der Zeit, die wir Gott oft in unserer Kurzsichtigkeit vorschreiben wollen.

Die Jünger damals empfanden es als ein großes Wunder, daß der Feigenbaum so schnell verdorrte. Wir Jünger Jesu heute staunen darüber, wie genau Gott das am Bild des Feigenbaumes gezeigte Gericht in der Geschichte Israels so perfekt vollstreckte. Bedenken wir doch in diesem Zusammenhang, was für ein viel größeres Wunder es war, als dieser verdorrte Feigenbaum wieder zu sprossen begann und 1948 so überraschend schnell wieder geboren wurde. Nach der göttlichen Voraussage wird er jetzt auch, nach der Wiederkunft Jesu, seine Frucht bringen. Aber nicht nur an dem Feigenbaum Israel will der Allmächtige dieses Wunder vollbringen, sondern auch an all den anderen Bäumen, die er in seinen Weinberg gepflanzt hat.

Diesen heilsgeschichtlichen Einblick in das allumfassende Erlösungswerk Jesu will er, unser Meister, im nächsten Gleichnis von Mt 21, ab Vers 33 geben. Wir können darauf jetzt nicht näher eingehen. Nur den einen wichtigen Vers 41 will ich noch im Zusammenhang mit unserem Thema anschneiden.

Er wird die Bösewichte umbringen und seinen Weinberg anderen Weingärtnern geben, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.

Die Voraussetzung, damit ein Baum seine Frucht bringen kann, liegt nicht im Baum selbst. Dazu ist er nicht fähig, sondern in der Tätigkeit des Weingärtners. Ein guter Weingärtner wird gestäubt, gesteinigt und getötet (Vers 35). Das ist eine Grunderkenntnis im Evangelium Christi. Wir können aber leicht verstehen, daß dies eine Torheit vor der Welt ist und verborgen all denen, die verloren gehen.

Ein guter Weingärtner ist wie ein guter Hirte, der sein Leben läßt für die Schafe (Joh 10, 12). So ein guter Hirte ist auch gleich einem lebendigen Baum, der seine Frucht bringt, ganz unabhängig davon, in welche Verhältnisse und Lebensumstände er gepflanzt ist. Er kann ja gar nicht anders als gute Frucht bringen.

Ich habe in der letzten Bibelstunde verschiedentlich Worte unseres Heilandes aus Mt 7 zitiert. Die Bedeutung dieser Worte ist so außerordentlich wichtig für uns und die gläubige Gemeinde, daß ich heute etwas näher auf diesen Text eingehen möchte. Wir lesen Mt 7, 13 - 23.

Als Jesus diese Mark und Bein trennenden, klaren Worte gesprochen hatte, entsetzte sich das Volk und die Schriftgelehrten. Wie ist das wohl heute? Als ich vor vielen Jahren anfing, die Bibel zu lesen, habe ich in diesem Textwort wohl zur Kenntnis genommen, daß ein Baum, der keine gute Frucht bringt, in das Feuer geworfen wird und daß Jesus mit diesem Baumsymbol mich ganz persönlich meint, habe ich schon damals verstanden. Jedoch so schlimm konnte ich mich nicht sehen, daß ich nicht auch hin und wieder eine gute Frucht gebracht hätte. Ich dachte mir, einen Menschen, der nur gute Frucht bringt und demnach keine Fehler macht, den gibt es doch auf der ganzen Welt nicht. Eine Ausnahme in diesem Sinne war wohl Jesus und eine ähnliche Auslegung dieser Worte hörte ich aus allen Predigten in der damaligen Zeit. Daraus folgerte ich: Hier war doch der Apostel Matthäus ziemlich unrealistisch und hat Fakten ziemlich übertrieben. Vielleicht sind auch Abschreibe- oder Übersetzungsfehler in der Vergangenheit entstanden. Wie könnte er sonst schreiben: Ein guter Baum kann gar keine argen Früchte bringen! Eine solche Behauptung ist doch ganz unrealistisch und darf doch nicht wörtlich genommen werden. So dachte ich früher und so höre ich auch noch vielfach in der heutigen Gemeinde. Wie denke ich nun darüber heute? Wenn ich einen Prediger in diesem Sinn lehren höre, bin ich überzeugt, er ist ein fauler Baum. Dieser Baum kann keine guten Früchte bringen, auch dann nicht, wenn er all sein Gut den Armen gibt, auch nicht, wenn er im Namen Jesu Kranke heilt und Teufel austreibt.

Über diese harte Aussage soll man sich ruhig entsetzen. Man darf ruhig fragen:

Wer kann denn dann gute Frucht bringen? Wer ist dann eigentlich ein guter Baum und darf diese Bezeichnung für sich in Anspruch nehmen?

Jesu Antwort auf diese Frage lautet: Wer durch die enge Pforte eingegangen ist. Was ist die enge Pforte? So dürfen wir jetzt unseren Meister fragen und er wird uns darauf antworten: Es ist die Wiedergeburt in dem Sinne, in dem ich es schon Nikodemus in Joh 3, 3 gesagt habe. Über das Wort Wiedergeburt könnte man wieder ganz verschiedener Meinung sein, ergänzt man aber den Wortlaut mit dem Bild der engen Pforte und bringt diese enge Pforte in Verbindung mit einer Geburt, dann wird jedem die Wahrheit Suchenden klar, daß es hier um einen Prozeß geht, um eine Geburt im Geist und, daß diese Geburt im Unsichtbaren gleich abläuft wie im irdisch-menschlichen Leben.

Im Irdischen wie im Geistigen beginnt das neue Leben schon mit der Zeugung. Der Embryo ist aber noch nicht selbständig lebensfähig. Kommt es in diesem Zustand zu einer Frühgeburt, bedeutet das den Tod für die neue Kreatur. Erst wenn nach einer bestimmten Zeit der Evolution der Embryo gewachsen ist, erfolgt die Ausgeburt durch die enge Pforte. Erst jetzt ist das Geborene ein vollkommener, neuer Mensch, wenn auch noch lange nicht zum Mannesalter erwachsen. In diesem Zusammenhang wäre noch zu erwähnen, daß eine sog. Bekehrung, wie sie im allgemeinen von Kirchen und Evangelisten publiziert wird, noch lange keine Wiedergeburt bedeutet. Wohl wissen wir, daß einer Bekehrung, laut der Predigt von Johannes, Sündenerkenntnis und damit Buße vorausgehen muß. Ein Mensch in dieser Situation gibt seinem Leben eine neue Zielrichtung. Er will Christus nachfolgen und damit den Willen Gottes tun, aber eine Bekehrung ist aus jeder heidnischen Religion heraus möglich. Sie wird auch oft mit einer Groß -oder Wassertaufe verbunden und dadurch bekräftigt. Ein Bekehrter ist gleichzusetzen mit einer erwählten Braut, die sich jetzt für die Hochzeitsnacht vorzubereiten hat, um dann vom Bräutigam "erkannt" zu werden. (Siehe Esther u. Mt 7, 23).

Bedenken wir einmal recht nüchtern das Wunder der Wiedergeburt. Es ist die Krönung aller Schöpfungswunder des Allmächtigen. Es ist dies so kolossal groß, daß wir erahnen, es muß in einem Menschenleben mehr geschehen sein, daß Gott dieses Wunder tun kann, als nur z.B. ein momentaner Entschluß oder eine Gefühlsregung in einer Evangelisation oder irgendwo ein Zeugnis für Jesus Christus.

Das in der Wiedergeburt vom Heiligen Geist Gezeugte und Geborene unterliegt nicht mehr dem Gesetz des Fleisches, sondern dem des Geistes, denn es ist von Gott geboren (Joh 1, 13).

Diese neue, geistige Persönlichkeit ist erlöst von dem Gesetz der Sünde und des Todes (Röm 8, 2). Das auf diese Weise von Gott Geborene kann deshalb auch gar nicht mehr sündigen (1Joh 3, 9), weil es für diese neue Kreatur ja gar kein Gesetz der Sünde mehr gibt. Wo aber kein Gesetz der Sünde ist, kann es auch keine Sünde geben, lehrt Paulus.

Wir verstehen jetzt: Wer nach dem Gesetz des Heiligen Geistes in das neue Leben geboren ist, hat vom Baum des Lebens gegessen und ist dadurch selbst ein Baum des Lebens geworden. So ein Lebensbaum kann nur noch gute Frucht bringen. Solange ein Mensch dieses Geheimnis nicht verstanden und im Glauben, ohne zu schauen ergriffen hat, steht er noch in Römer 7, 24 und spricht im Blick auf sich:

"Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?"

Wer es aber ergriffen hat, ruft freudigen Geistes: Halleluja, das Gesetz des Geistes hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. "Hat" mich frei gemacht, nicht "wird" mich einmal frei machen. Ein solcher Mensch steht damit auf einem neuen Grund, obwohl sein Leben jetzt auch nicht automatisch bis zum Vollendungsziel abläuft, sondern es beginnt ein Heiligungsprozeß, ein Wachstumsprozeß in ihm. Es hängt ganz von ihm ab, ob er am Ende seiner Christusnachfolge 30%, 60% oder 100% gute Frucht gebracht hat. Er kann also sehr wohl durch sein Verhalten die Auswirkung des Heiligen Geistes dämpfen. Wir halten fest:

Die von Gott geborene, neue Kreatur, steht unter dem Gesetz des Heiligen Geistes und keine Macht in der Schöpfung, weder Hohes noch Tiefes, kein Kosmokrat im Universum kann ihn mehr aus dieser Stellung reißen.

Sein alter Mensch jedoch, sein Fleisch bzw. das Gesetz des Fleisches, macht sich weiterhin bemerkbar und herrscht über seinen irdischen Leib wie bisher. Und doch hat sich bei ihm etwa ganz Wesentliches geändert.

Die Schrift beschreibt diese Änderung mit den folgenden Worten (Gal 2, 19):

"Ihr seid durch das Gesetz dem Gesetz gestorben"

und in Kol 3, 3:

Ihr seid gestorben, aber das neue Leben ist noch für euch und eure Umwelt verborgen.

1 Joh 3, 9 versucht, uns dieses Geheimnis mehr bildlich zu erklären: Wer aus Gott geboren ist, der kann nicht mehr sündigen, denn sein Same bleibt bei ihm. Denken wir über dieses letzte Wort noch etwas nach. Bewegen wir diese Worte in unseren Herzen. Versuchen wir, den Sinn dieser Aussage zu verstehen. Wenn eine Pflanze oder ein Baum oder ein sich so rasant vermehrendes Unkraut keinen Samen mehr verstreuen kann, stirbt es nach seinem jetzigen Leben radikal aus, auch wenn es jetzt noch so schön blühen würde. Wenn kein Lebenskeim in seinem Samen mehr vorhanden ist, dann ist der Same tot, auch wenn er sich in seiner äußeren Form hundertfach zeigt, er kann keinen Schaden für seine Umwelt mehr anrichten. "Sein Same bleibt bei ihm" und wenn der Herbst kommt, stirbt seine äußere Hülle und ist ein für allemal gestorben. Eine ganz andere Zukunft ist dem Baum des Lebens verheißen. Von ihm steht in Jes 53, 11 "Er wird Samen haben" und ihn verstreuen und in den Boden legen und dadurch in die Ewigkeiten hinein leben und sich vermehren. Wer dieses göttliche Geheimnis erkennen darf, für den verliert das Gesetz des Fleisches mehr und mehr an Bedeutung, auch wenn es sich immer wieder in seinen Gliedern regt. Er lebt getrost in der Hoffnung auf den Herbst, der dann seines Fleisches Erlösung offenbaren wird.

 

Der Weg in das Leben

Weil dieses Thema das Kernstück in der christlichen Verkündigung ist, wollen wir uns noch gründlicher damit befassen und besonders auch die einzelnen Details betonen.

Wie komme ich durch die enge Pforte?

Nicht von den Heiden und Ungläubigen sind es wenige, die da durchkommen, sondern von denen, die "Herr, Herr" sagen und damit bezeugen, daß sie an Jesus glauben. Von ihnen sind es wenige, sagt unser Herr Jesus Christus mit aller Klarheit! Woher kommt es und was ist die Ursache, daß viele Christen und Bibelstundenbesucher nicht durch diese Tür kommen? Es kommt bestimmt daher, daß viele Prediger und Lehrer den Weg durch diese Tür zu leicht machen und auch die einzelnen Teilstrecken nicht erkennen oder nur verwässert lehren. Die Kirchengeschichte liefert uns dafür erschreckende Beweise. In dem Verhältnis, in dem die Kirche an Mitgliederzahlen, Ansehen und Macht gewachsen ist, hat sie die Verkündigung der Grundwahrheiten vernachlässigt und somit ihr geistiges Leben verloren. So kam es, daß zu Luthers Zeiten der Eingang durch die enge Pforte mit Geld zu kaufen war. Gott schenkte seinem Weinberg damals noch eine Gnadenfrist in der Reformation. Aber auch diese entwickelte sich bald zu einem großen, grünen Baum, der immer seltener Früchte des Lebens brachte. Die Irrlehre von der Säuglingstaufe wurde beibehalten. Mit ihrer Hilfe wurde die enge Pforte so breit gemacht, daß Millionen und Abermillionen sogar ohne ihren Willen hindurchgeschoben wurden und heute noch werden. Und noch einmal, Gott hat das Gericht hinausgeschoben und schenkte uns die Erweckungsbewegungen und die Freikirchen. Schauen wir uns bei ihnen um. Diese Kreise müßten doch, wenigstens in dieser Kernfrage, eine klare, einheitliche Verkündigung haben. Die Zeugen Jehovas haben auch heute noch eine große Wachstumsrate aufzuweisen. Ihr Ziel ist das Königreich Jesu auf Erden. Dort einzugehen erfordert viel Zeugenmut, Einsatz und fromme Werke.

Bei den Baptisten spielt die Großtaufe eine wesentliche Rolle. Die Adventisten wieder meinen, daß das Halten des Sabbat unbedingt erforderlich sei. Bei den Neuaposteln wird gelehrt, daß nur durch Handauflegung durch einen ihrer Ältesten der Heilige Geist zu empfangen sei. In allen pietistischen und anderen Glaubensgemeinschaften, die praktische Evangelisation betreiben, spielt der Begriff "Bekehrung" die Hauptrolle bei unserem Thema. Bekehrt hat sich ein Mensch, wenn er an Jesus Christus glaubt, sein Leben und sein Lebensziel ändert und Jesus nachfolgen will. In Bezug auf "Bekehrung" ist dies natürlich richtig. Falsch ist es aber, wenn man nun diesem Bekehrten die Gotteskindschaft und den Durchgang durch die enge Pforte, d.h. die Wiedergeburt zuspricht. Die Bezeichnung "Gotteskind" könnte man von einem bestimmten Gesichtspunkt her gesehen noch gelten lassen. Die meisten Menschen sind der Ansicht, daß wir alle Gotteskinder sind, denn der große Schöpfer des Alls hat uns alle erschaffen. Was habt ihr für eine Meinung in diesem Punkt? Bezeichnest Du Dich als Geschöpf, Kind oder Knecht Gottes? Fragen wir weiter: Wie sollten wir richtigerweise die Geisteswesen bzw. die Engel bezeichnen, als Geschöpfe, Knechte oder auch als Kinder Gottes? Lassen wir Gott selbst auf diese Frage antworten. l.Mose 6, 2:

"Da sahen die Kinder Gottes nach den Töchtern der Menschen."

Hiob 1, 6:

"Es begab sich aber auf einen Tag, daß die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten."

Ja, wie denn? Ist der Satan denn auch ein Kind Gottes? Das ist doch unmöglich! In der Tat, Satan ist auch ein Kind Gottes. Er war sogar, ehe er "verlorener Sohn" wurde, der vortrefflichste aller Söhne Gottes. Aber sag doch einmal, was warst denn du in Deinem Weilanzustand? Ich will den Unterschied zwischen einem "Kind" in der alten Schöpfung (AT) und einem "Kind" in der neuen Schöpfung (NT) wieder mit einem Bild zu erklären versuchen: Es war ein Bildhauer, der schuf das Bildnis eines berühmten Mannes in Marmor. Sein Werk gelang in allen Stücken, so wie er es sich im Geist erdacht hatte. Er freute sich seiner Schöpfung. Sie war ihm sein bislang liebstes Kind. Da er aber keinen Erben hatte, erwählte er sich eine Frau und zeugte mit ihr eine Sohn, ein Kind, das Leben hatte wie er selbst. Ihr versteht den himmelweiten Unterschied, der zwischen diesen beiden Kindern des Künstlers besteht. Der gleiche Unterschied besteht auch zwischen den Kindern Gottes des AT und den Kindern Gottes des NT.

Der Weg durch die enge Pforte verläuft über einige Stationen. Sie will ich an Hand des Bildes, das uns die Bibel vom Haus Gottes zeigt, beschreiben. Wenn sich ein Mensch durch das Gesetz als Sünder erkennt - kürzlich hörte ich auf einer Kassette, wie der uns allen bekannte Dr.Maier-Gerber von der Langensteinbacher Höhe vor einer größeren Versammlung die Frage stellte, zu welchem Zweck uns Gott eigentlich die 10 Gebote gegeben habe. Ein Hörer antwortete, daß wir diese halten und erfüllen sollen. "O nein", sagte Dr.Maier-Gerber, "die Gebote und das Gesetz sind uns gegeben, damit wir durch sie zerbrochen werden." Nur ein Zerbrochener erkennt sich als Sünder. Er versucht dann, mit Gott wieder ins Reine zu kommen. Er tut Buße und geht in der Regel zu einem Seelsorger. Im Alten Testament ging der Betreffende zu einem Priester in den Vorhof des Tempels. Dieser forderte die entsprechende Opfergabe und opferte sie auf dem Brandopferaltar. Im NT wird der Hilfe Suchende über das Opfer auf Golgatha belehrt. Wer dieses Opfer Jesu für sich im Glauben in Anspruch nimmt, wird rein zu derselben Stunde.

Er ist abgewaschen durch das teure Blut Jesu. Er geht durch das eherne Waschbecken. Jetzt ist er frei von seiner Schuld und in der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, dargestellt. Er ist jetzt ein "Gerechter"! So wie es David in Psalm 92, 13 sagt:

"Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. Die gepflanzt sind in dem Hause des Herrn werden in den Vorhöfen unseres Gottes grünen."

Dies aber geschieht noch alles im Vorhof. Dieser Gerechte ist noch nicht durch die Tür in das Heiligtum Gottes gegangen. Ist jedoch seine Buße und Bekehrung von ganzem Herzen geschehen, dann dürfte schon hier die Zeugung der neuen Kreatur durch den Heiligen Geist erfolgen. Die Zeit der Schwangerschaft könnte dann auch relativ kurz sein. Wir wollen aber beachten: Selbständig lebensfähig ist der Embryo hier noch nicht. Das ist er erst, wenn er durch die enge Pforte in das neue Leben geboren worden ist. Erfolgte aber seine Buße und Bekehrung nur halbherzig - die Schrift redet da von 60 oder nur 30 % - dann bedarf es oft noch einer recht langen Zubereitung bis der Betreffende im nötigen "Zerbruch" erfunden wird. Die meisten dieser oberflächlich Bekehrten erreichen diesen Stand in diesem Leben nicht mehr. Ihre Zahl bildet jetzt die "Vielen", von denen Jesus in Mt 7, 22 redet.

Von einem bekannten Evangelisten hörte ich, daß sich bei einer größeren Veranstaltung 200 bekehrt hätten. Ihre Namen und Adressen wurden festgehalten, um sie weiter betreuen zu können. Nach einem Jahr waren von den 200 noch ca 20 geblieben, die in verschiedenen Kreisen Bibelstunden besuchten. Nach einem weiteren halben Jahr waren es nur noch 5. Jeder erfahrene Seelsorger berichtet ähnliches.

Wir verstehen jetzt besser, wo die vielen "Herr, Herr-Sager" zu suchen sind, von denen Jesus redet. Die Verantwortlichen in dieser Gruppe sind nicht die Mitläufer, sondern die Leiter und blinden Blindenleiter, die im Namen Jesu Kranke heilen und viele Taten tun! Wie groß wird einmal die Enttäuschung sein, wenn Jesus ihnen am Tage vor seinem Richtstuhl sagen muß:

"Ich habe euch noch nie erkannt. Weichet von mir, ihr Übeltäter!"

("Erkannt" bedeutet hier "gezeugt" und "wiedergeboren") Von der Sicht der klugen Jungfrauen oder vom Heiligtum aus gesehen, ist diese Erkenntnis erschreckend, aber vom Standpunkt derer aus gesehen, die außerhalb des Vorhofes sind - und das ist die große Masse unserer Mitmenschen - von ihnen aus gesehen, haben diejenigen, die in den Vorhöfen des Hauses Gottes wohnen dürfen, das große Los gezogen, denn sie wohnen im Paradies Gottes wie der Schächer am Kreuz! David gerät in Begeisterung bei dieser Schau und schreibt in Ps 84, 3:

"ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend."

und in Ps 92, 13-15 wird uns bestätigt, was wir schon bei der Betrachtung des Heilsplanes Gottes erkennen durften, nämlich, daß ein grüner Baum (nur Blätter) auch in den Vorhöfen Gottes noch blühen und lebendige Frucht zu seiner Zeit bringen wird. Amen

 

Christof Konzelmann

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