Zeit und Ewigkeitsfragen im Licht der Bibel

Dreieinigkeit

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. 2.Korinther 13, 13

Die Christen haben einen dreieinigen Gott. Das dritte Wort in der Bibel heißt Gott. Es ist im hebräischen ein Mehrzahlwort: "Elohim". Kommt ein Zeitwort hinzu, so steht dies oft in der Einzahl. Da lesen wir zum Beispiel 1.Mose 1, 1: "am Anfang schuf Gottheiten (Elohim) die Himmel und auch die Erde". Eigentlich müßte es ja heißen: "schufen Gottheiten" Hierin liegt ganz gewiß nicht nur ein sprachliches, sondern ein samentliches Offenbarungsgeheimnis. Es ist die Dreiheit angedeutet, die aber doch eine Einheit ist. Von dieser Wahrheit zeugen auch die religiösen Überlieferungen fast aller Völker der Erde. Die Ursagen von der Gottheit enthalten bei fast allen Völkern das Wissen um eine Dreiheit der Gottheit. Natürlich sind diese Ursagen durch die Eigenheiten der Völker mannigfach entstellt. Aber daß sie alle auf eine Dreiheit in der der Gottheit hinweisen, zeigt doch an, daß die Herrlichkeit Gottes zum Grundwissen und Anfangswissen der Kreatur und Menschheit gehörte. Die Sünde hat das Wissen verfinstert, die Offenbarung, wie wir sie in Gottes Wort haben, hat sie wieder ans Licht gestellt. Die Ursagen der Völker über die Dreiheit Gottes lassen den Schluß zu, daß eine Dreizahl göttlicher Kräfte die Wurzel bildet, aus welcher die religiösen Vorstellungen aller uns bekannten und nur einigermaßen bemerkenswerten Völker erwachsen sind. Wir führen einige solcher trinitarischen Uranschauungen hier an. Der chinesische Kaiser opferte alle Jahre dem Geiste Dreieinigkeit und Einheit. Laotse sagt: "Tao ist einer seiner Natur nach, der erste zeugte den zweiten, beide brachten den dritten hervor. Die drei haben alle Dinge gemacht." Die Inder haben Brahma, Wischnu und Schiwa, welche auch als 3 Personen dargestellt und gefeiert werden. Die indische Philosophie sagt geradezu, daß das große Eine bestimmt erkannt werde als drei Götter in einer Person. Auch die Chaldäer verehrten eine Götterdreiheit: Amos, Illinos, Uos. Die Babylonier verehrten drei im Belus-Tempel nebeneinander befindliche kollosale Götterbilder. Die Griechen haben Uranos, Kronos, Zeus; sie werden von Zeus, Poseidon, Aidoneos oder von Zeus, Athene, Apollo. Die Römer beten Jupiter, Juno und Minerva an. Die Schweden reden von Tor, Wodan und Frikko. Die Pommern und Wenden verehrten Triglav, den Dreiköpfigen.

Im kaiserlichen Münzkabinett zu Petersburg liegt eine alte Schaumünze, auf deren einer Seite eine menschliche Figur mit übergeschlagenen Beinen und drei Häuptern dargestellt ist, und auf der Kehrseite stehen die Worte: "glänzendes und heiliges Bild der Gottheit, zu schauen in drei Gestalten." Die amerikanischen Ureinwohner kennen eine Vatersonne, eine Sohnessonne und eine Brudersonne. Es wurde bei ihnen ein Götzenbild gefunden, das Tangalanga (eins in dreien und 3 in einem) heißt. So könnte noch vieles aus den Urgöttersagen angeführt werden. Wir sehen, daß an der Pforte der Menschheit das Wissen um den dreieinigen Gott stand.

Die Bibel in ihrer großartigen erzieherischen Gesamtanlage offenbart diesen dreieinigen Gott Schritt für Schritt. Über das Wissen um den dreieinigen Gott in der Urzeit, der Zeit vor dem Fall Satans und der Erschaffung des Menschen, gibt uns die Bibel nur in der kurzen Offenbarung Aufschluß: "am Anfang schuf Elohim die Himmel und auch die Erde." Bei der Schöpfung des Menschen bricht das Geheimnis wieder durch: "laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei." Den Menschen selbst tritt im Paradies der Jahwe-Elohim, Gott der Herr, wie Luther übersetzt, entgegen. Da tritt aus Elohim, aus der Dreiheit, der eine, der Eingeborene, der Jahwe, der Herr, der Sohn Gottes, der Bundes-und Heilsgott heraus. Und er ist Jahwe-Elohim genannt, damit der Mensch wisse, daß dieser mit ihm verkehrende Herr Gott sei und zur Gottheit gehöre. Gott und Jahwe und der Geist treten dann immer klar hervor. Doch bleibt der Herr, der Jahwe, der Eingeborene, in welchem Gott seinen ganzen Plan hinausführt, stets im Vordergrund. Mit der Offenbarung des Sohnes im Fleisch wird dann auch das Gottgeheimnis klarer und bestimmter enthüllt. Vater, Sohn und Heiliger Geist erscheinen in ihrer Einheit und in ihrer Gesondertheit. Man hat an der Hand der biblischen Offenbarung das Geheimnis des Dreieinigen zu erfassen und den Gläubigen ihren Glaubensgrund darzulegen versucht. Es hat sich aber in all das Erfassen des Dreieinigen immer wieder viel Philosophie hineingemischt, und diese ist die Mörderin des wahren, christlichen Lebens. Philosophie ist die Eigenweisheit der Menschen, durch welche sie die Geheimnisse Gottes und der Kreatur zu verstehen suchen. Bei allen Wahrheiten, die sie enthält, kann sie doch grundmäßig die Lebenswurzel nicht fassen, die Wahrheit, die dann in alle Wahrheit leitet. Die Philosophie mit ihren Begriffen erstarrt und bringt das göttliche Lebensgeheimnis der Dreieinigkeit zum Erstarren. Dies gilt auch von unseren kirchlichen Bekenntnissen. Selbst im Glaubensbekenntnis ist Vater, Sohn und Heiliger Geist viel zu sehr in ein Schema gepreßt. Es steht zwar eine Dreiheit vor uns, aber sie ist nicht in die Einheit gefaßt. Nach dem Glaubensbekenntnis könnte man einen Schöpfergott, einen Erlösergott und einen Vollendergott oderoder Auswirkungsgott glauben, aber die lebensmäßige Einheit der drei - wo ist sie? Auch das augsburgische Glaubensbekenntnis, welches im Anschluß an das Konzil von Nicäa in seinem ersten Artikel von Gott, der allerheiligsten Dreieinigkeit, spricht, kommt über diese Starrheit nicht hinaus. Es sagt: "es wird einträchtig gelehrt und gehalten, laut des Beschlusses des Konzils von Nicäa, daß ein einig göttlich Wesen sei, welches genannt wird und wahrhaftig ist Gott; und seien doch drei Personen in demselbigen, einigen göttlichen Wesen, gleich gewaltig, gleich ewig, Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger-Geist; alle 3 ein göttlich Wesen, ewig, ohne Stück, ohne End, unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und wird durch das Wort Person verstanden nicht ein Stück, nicht eine Eigenschaft in einem anderen, sondern das selbst besteht, wie denn die Väter in diesen Sachen dies Wort gebraucht haben."

Dieser Versuch unserer Väter, das Geheimnis des von uns geglaubten, geliebten, erlebten und gelobten Gottes darzustellen, enthält gewiß viel grundmäßige Wahrheit. Es ist aber doch wohl zu vermerken, daß die Hauptworte der ganzen Lehrdarlegung: Dreieinigkeit und Person, in der Bibel nicht vorkommen. Lehrmäßig ist Gott überhaupt nur schwer oder nicht zu fassen. Er ist Leben, und alles in Ihm ist Leben. Die Lehre von der Dreieinigkeit dringt in das innerste Leben Gottes ein und will es begreifen. Leben ist aber auf allen Gebieten unbegreiflich und bis heute noch unbegriffen. Der Heilige Lebensgeist jedoch erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Darum dürfen wir uns im Heiligen Geist wohl zum Forschen über Gottes Geheimnis antreiben lassen. Paulus betet ja auch: "der Gott unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch Geist der Weisheit und der Offenbarung in seiner Erkenntnis" (Eph 1, 17). Das Heilige Geheimnis unseres Gottes müssen wir also geistlich und gottlebensmäßig ergründen. Die sogenannte Dreieinigkeit Gottes ist nicht etwas stabiles, etwas stehendes, etwas ein für allemal fertiges, sondern sie ist etwas lebensmäßiges. Sie ist Leben in sich selbst und Leben in ihrer Auswirkung. Vielleicht können wir es uns an einem Beispiel aus dem menschlichen Leben klarmachen. Da wird eine Ehe geschlossen, aus der eine Familie herauswächst. Wie verschieden sind die Bilder, die im Laufe der Jahrzehnte entstehen, angefangen bei der Eheschließung über den ganzen Reichtum an Kindern hinweg. Und doch ist es immer ein und dieselbe Familie. Ganz ähnlich ist es auch bei Gott. Das Dreieinigkeitsbild, das Lebensbild Gottes, ist ein wachstümlich verschiedenes. Laßt uns nur zwei Bilder ins Auge fassen: der Herr Jesu Christus geht in den Jordan zur Taufe; der Vater redet aus der großen Herrlichkeit; der Sohn steht als Mensch im Jordanwasser; der Heilige Geist kommt als Taube herab und macht Wohnung im Sohne. Welch ein Bild des dreieinigen Gottes! Daneben sei ein anderes gestellt: der Vater ist in der großen Herrlichkeit; der Sohn sitzt geistleiblich verklärt zu seiner Rechten; der Heilige Erstlingsgeist ist wirksam in den leidenden und kämpfenden Gläubigen. Wie verschieden sind diese zwei Bilder, und doch stellen beide ein wachstümliches Bild der Dreieinigkeit dar. Da sehen wir schon: wollen wir ein lebensmäßiges Bild unseres Gottes haben, dann müssen wir ihn uns in den verschiedenen Zeitaltern wachstümlich gar verschieben vorstellen. Ist Gott Leben, dann wächst er, dann gestaltet er sich aus. Gottes Offenbarung von Ewigkeiten zu Ewigkeiten ist das Selbstauswachstum Gottes. In diesem Wachstum Gottes - das ist für die Erkenntnis Gottes sehr wichtig - sehen wir besonders den Sohn und den Heiligen Geist wachsen. Der Sohn steigt von Stufe zu Stufe hinab und hinauf, im Grunde immer hinauf. Der Heilige Geist wächst in seiner Art mit. Der Vater aber ist der Urgrund, der Ohnegrund, aus dem alles kommt und in dem alles ruht. Der Sohn und der Geist sind das bewegliche Element in Gott, der Vater das bleibende, das unendlich feststehende. Das ist Leben. Wo Leben ist, da ist auch Mannigfaltigkeit, da ist gliedliche Verschiedenheit. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind keineswegs gleich - wie wäre sonst Leben möglich? Bei und in dieser wachstümlichen Mannigfaltigkeit ist aber Gott stets eins und der eine. Haben wir darüber biblisches Licht? Der ewige Sohn heißt in der Schrift das Wort. Das Wort liegt, ehe es aus geboren wird, im Geist. Das Sohn heißt auch der Eingeborene. Alles was geboren wird und geboren ist, liegt zuerst in dem, aus dem es geboren wird. Das zeigt uns die ganze Natur an. Und alles Irdische ist doch ein Gleichnis. Demnach stellt sich uns die Trinität in ihrer Dreiheit und Einheit, ehe die Welten waren, so vor, daß der Sohn im Vater war und somit der Geist im Vater und in Sohne, in welchem das selbstleben Gottes sich auswirkte. Gott trug in seinem väterlich-mütterlichen Wesen - denn in Gott ist alles, was jetzt getrennt ist, Einheit, also auch das väterlich-mütterliche oder das männlich-weibliche - den Sohn und den Geist in sich. Das Vater-, Sohn-und Geisteswesen war eines - vollkommen in eines. Dies ging bis zu einem Punkte der Fülle, dar Gott seine Selbstoffenbarungen zur Durchführung bringen wollte. Da trat geburtsmäßig der Sohn aus dem Vater heraus - Gott aus Gott, Ausstrahlung der Herrlichkeit, Stempel seines Wesens (Heb 1, 3). War zuvor die Dreieinigkeit eingewickelt, so war sie jetzt ausgewickelt. Auch der Heilige Geist mußte jetzt natürlich heraustreten und war der Zusammenfasser von Vater und Sohn. Wir fassen den Geist nicht als Person in dem Sinne von einer eigenen selbstbewußten Existenz mit göttlicher Art und Durchdringung, wir fassen vielmehr den Geist als den Hauch und Ausfluß des Vaters- und Sohnes-Personlebens. Von Vater und Sohn ging ein Lebensausfluß aus, eine Lebensoffenbarung. Wir finden nämlich in der Heiligen Schrift wohl eine Anbetung des Vaters und des Sohnes, aber keine des Heiligen Geistes. Wir finden in der Schrift, daß der Heilige Geist will oder nicht will, daß er enthüllt und wirkt, daß er offenbart und begabt - das tut er eben alles, weil er der Geist des Vaters und des Sohnes ist, von ihrem Wollen und ihrem Wirken gefüllt.

So sehen wir in dem Ausdruck "Wort" und in der Bezeichnung "eingeboren" das göttliche Urgeheimnis der Dreiheit in der vollkommenen Einheit angezeigt und sehen zugleich, wie in der Gottheit selbst Leben und Liebe im vollkommensten und allerhöchsten Sinn ist. Das ist ein in seiner Größe und Erhabenheit für uns völlig unfaßbarer und doch herrlicher Lebens- und Liebesprozeß, daß das Sohnesleben, vom Vaterleben geboren, sich sonderte. Da trat die Gottheit schon heraus in die Offenbarung. Darum ist das Wort, oder der Geborene Sohn, in allen Äonen der nach außen sichtbare und der nach außen wirkende Gott, und der Heilige Geist der Hinausträger und Auswirker der von Vater und vom Sohne ausgehenden Offenbarung. Der Sohn ist hierbei von Unendlichkeiten her niedriger als Gott, der Vater. Ein Sohn, und wenn er in allen Stücken Abglanz der Herrlichkeit und Stempel des Wesens seines Vaters ist, so ist er doch eben Sohn. Es liegt in Wesen des Sohnes, niedriger zu sein als der Vater; es liegt im Wesen des Wortes, niedriger zu sein als sein Vorsprung. Und der Heiliger Geist empfängt Fülle und Inhalt erst vom Vater und Sohn. So ist es eine lebensvolle, wachstümliche Dreiheit in wunderbaren Stufungen, die wir in Gott haben und sehen. Und diese Dreiheit lebt in der Liebe, die das Band ihrer Vollkommenheit ist. Die Einheit der Trinität besteht nun in allen Stufen ihrer Offenbarung darin, daß nie ein Teil allein wirkt. Niemals tut der Vater etwas ohne den Sohn, niemals tut der Sohn etwas ohne den Vater, nie wirkt der Heilige Geist, ohne vom Vater und Sohne gefüllt und gesandt zu sein. Bei jeder Offenbarung auf jeder Stufe wirken immer Vater, Sohn und Geist in einem. Es gibt keine Schöpfung ohne vom Vater, durch den Sohn, in Geiste. Es gibt keine Erlösung, es gibt keine neue Geburt, es gibt keine Vollendung ohne Vater, Sohn und Geist. Wie kann man einen allein treffen, das zeigt uns die ganze Bibel - und das ist ihre herrliche Einheit bei der wunderbarsten Verschiedenheit.

Und so meinen wir, daß schon die ersten Schöpfungen ein Werk des Dreieinigen seien, an einem Äonen-Füllepunkt geschehen. Wir meinen, der Vater habe den von ihm geborenen Sohn eine Tiefe seiner Gedanken nach der anderen eröffnet. Er habe vor ihm den ganzen Wunderplan seiner Offenbarung ausgebreitet. Er habe ihn die Aufgabe des Sohnes immer klarer kundgetan. Der Sohn aber, die ewige Weisheit, spielt vor Gott (Spr 8, 30), freut sich aller dieser herrlichen Vatergedanken, nimmt sie auf und gibt sie dem Vater in einem Ja zurück. Der Geist aber ist es, der von Vater ausgehende, welcher im Sohne die unendlichen Vatergedanken in ihrer unendlichen Vaterliebe verklärt. Und der Geist ist es, welcher vom abnehmenden und aufnehmenden Sohne Gottes des Vaters Gedanken ihm wieder zurückbringt mit der Geneigtheit des Sohnes, sie freudig durchzuführen. Das ist ein unaussprechlich herrliches Liebesleben zwischen Vater und Sohn im Geiste. Und in diesem Liebesleben steht schon das Kreuz als heiliges Mittelstück aller Wahrheits- und Liebesoffenbarung. Was nun der Sohn vom Vater aus dessen großer Herrlichkeit aus hört und sieht, und was er annimmt und aufnimmt, das wird dann seine Herrlichkeit. Er hat ja von Unendlichkeiten her eine eigene Herrlichkeit, die Herrlichkeit des Eingeborenen Sohnes, welche sich unterscheidet von der Herrlichkeit Gottes, des Vaters, und von welcher der Sohn in Joh 17, 5 sagt, der Vater habe sie ihn gegeben vor Grundlegung der Welten. In der Herrlichkeit des Sohnes sind die unendlichen Vatergedanken der Schöpfungsreise zugeführt, da haben sie schon eine nach außen gerichtete, mehr ins materielle eingeführte Art und Form. Von dieser Herrlichkeit des Sohnes kann dann die Schöpfung ausgehen. Daher haben auch in diese Herrlichkeit die verklärten Geschöpfe Eingang (Joh 17, 24). In der großen Herrlichkeit des Vaters steht nur der Sohn. So haben wir hier vor Grundlegung der Welten eine einzigartige Trinitätsgestaltung, in der der Vater sich im Liebesleben dem Sohne kundgibt, der Sohn alle Liebes- und Lebensgedanken des Vaters annimmt und der Geist Offenbarung und Annahme hin- und herträgt, als Auswirkung heiligstens Liebes-Lebens. Und sie sind eins, völlig eins, der Vater im Sohn und der Sohn im Vater in der Kraft des Heiligen Geistes.

Und dieses Liebesleben ist im Wachstum. Es kommt die Füllestunde, da können die Schöpfungen anheben. Der Sohn gibt hinaus, was er vom Vater übernommen, und der Geist wirkt aus, was ihn vom Vater und Sohn aufgetragen ist. Der Vater aber freut sich hoch über des Sohnes Gehorsam, der nun in Geisteskraft den Vater ehrt in den Geschöpfen, welche des Vaters Grundgedanken enthalten. Als dann durch diese Welten der Fall ging, da trat die Trinität in ihre Passion ein. Der Vater leidet in dem er den Sohn leiden sieht, er liebt, in dem er bereit ist, den Sohn zur Rettung zu geben. Und der Sohn leidet und liebt hingebungsbereit. Der Heilige Geist aber brütet über den Wassern (1. Mose 1, 2). Brüten ist schon ein leidendliches Geduldswerk. Und dann beginnen die Neuschöpfungen. Der Vater lebt und webt in der großen Herrlichkeit und freut sich des Sohnes, der heraustritt in die Kreatur und die gewaltigen Neuschöpfungskämpfe durchführt, in welchen er Satan Kräfte und Mächte entreißt, um die kommende Erlösung grundmäßig vorzubereiten. Der Heilige Geist führt die Kämpfe aus. In innerer Einheit tritt der Dreieinige in den Erlösungsplan ein. Dann naht eine der größten Stunden. Das Werkzeug der Erlösung der gefallenen Welten wird geschaffen. Die Gottheit spricht in Heiliger Einheit: "Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei." Das Söhne-Ratsgeheimnis kommt zum Durchbruch. Der Vater erzeigt dem Sohne die große Liebe, ihm Brüder beizugeben (Röm 8, 29). Der Sohn schafft das Ebenbild in Geiste- und der Heilige Geist soll das Ebenbild im geschaffenen, gläubigen Menschen zur Durchführung bringen. Die Trinität kommt zu einer Ruhe im Menschen.

Aber nicht lange. Der Mensch wird verführt. Von Stufe zu Stufe sinkt er ins Todeswesen. Und nun beginnen die Zeiten, wo der Sohn hinein muß in die Welt, in die gefallene Welt. Nun beginnen die Zeiten, wo der Heilige Geist manchmal und auf mancherlei Weise reden muß (Heb 1, 1). Der Vater tritt, wenn wir mit unseren menschlichen, unvollkommenen Worten so sagen dürfen, ganz zurück. Gott wird für die Kreatur ein Verborgener. Die Kreatur der Sünde macht sich selbst ihre Götter. Es ist Passion in der Lichtwelt. Die Völker laufen als Dahingegebene. Der Sohn offenbart sich und führt die Offenbarung weiter im jüdischen Volke als Jahwe-Jehova-der Herr. Der Heilige Geist redet nach des Vaters und des Sohnes Willen immer klarer und heller vom großen Rettungsrat. Geistgefüllte Erstlinge glauben dem Herrn und sehen, wenn auch aus dem Dunkel heraus, Gott, den Vater. Im Gesetz läuft die Erziehung. Im großen und ganzen ist diese Erziehungsperiode eine arme Zeit für den herrlichen, dreieinigen Gott. Doch sein Rat läuft, die Zeiten werden voll. Die Dreieinigkeit erscheint in einer ihrer schönsten und lieblichsten Wachstums-Offenbarungen: der Vater schickt den Sohn. Der Vater ist in der großen Herrlichkeit, der Sohn im armen Menschenleib. Der Heilige Geist wohnt im Sohne. Das ist das Trinitätsbild in der Niedrigkeitszeit des Herrn. Der Vater verklärt den Sohn von Stufe zu Stufe bis hin zur Auferstehung und Himmelfahrt. Der Sohn aber erklärt den Vater von Klarheit zu Klarheit, und der Heilige Geist führt beides durch und bezeugt es in empfänglichen Herzen. Da gibt es wundersame Dreieinigkeits-Auswirkungen in dieser Menschheitszeit des Sohnes. Danach gestaltet sich wieder ein wachstümlich Neues. Der Vater ist in der großen Herrlichkeit, der Sohn mit geistleiblich verklärter Menschheit zu seiner Rechten im Himmlischen. Der Vater ist gewissermaßen zurückgetreten in einer Selbstentäußerung, nachdem der Sohn sich entäußert hatte bis zum Tod am Kreuz. Der Sohn hat jetzt alle Macht in den Himmeln und auf Erden und ist die erste Person der Gottheit. Der Heilige Geist aber ist als Geist der Erstlinge in die Herzen der Gläubigen gegeben und baut und schafft Christi Leib auf seine Erscheinung hin. Der allmächtige Sohn ist also im Besitz der Macht doch noch ein Wartender, bis er seinen Leib angezogen hat, bis die sündigen Nationen reif sind und auch Satan gerichtsreifer ist.

Das ist das Bild der Trinität in unseren Tagen. Die Erstlinge tragen das Geheimnis der Trinität in sich. Sie kennen den Vater und den Sohn und haben beide im Heiligen Geist innewohnen. Anders wird es sein im Königreich Christi von Zion aus. Da wird der Sohn aller Kreatur offenbar geworden sein. Da kennen alle Nationen den Vater. Da beten Sie im Reichsgebet: "unser Vater in den Himmeln." Sie haben ihn im Sohne, der ihr König ist; den Heiligen Geist sehen sie in den verklärten Söhnen in seiner herrlichsten Auswirkung. Er wird ja im Königreich ausgegossen sein und als Geist der Gnade und des Gebets die Nationen untertan machen. Das ist die Einheitstrinität des tausendjährigen Reiches. Wieder anders wird die Dreiheit in der Einheit sich darstellen im jüngsten Gericht, wieder anders auf der neuen Erde, wieder anders am Ziel der Erlösung. Als letztes zeigt uns die Schrift die Dreieinigkeit nach Aufhebung des Todes. Da wird der Sohn, nachdem ihn alles untergetan ist, sich selbst untertan machen dem Vater, und Gott wird sein alles in allem (1. Kor 15, 25-28). Da wird der Vater in der großen Herrlichkeit in seiner Schöne sein. Der geistleiblich verklärte Herrschersohn wird mit seinem herrlichen Sohnes Leib in vollendeter Liebe nichts sein als Sohn. Die ganze Kreatur aber wird auf verschiedenen Stufen geistes- und liebesverklärt sein im Heiligen Geiste. Das ist eine Lebens- und Liebestrinität über alles Bitten und Verstehen. Wie es dann weitergeht, ist Gottes Sache. Eines ist gewiß: die wachsende Lebenstrinität mit ihrer Einheit in der Dreiheit ist anbetungswürdig groß. Ein Lallen, ein Meinen, ein Suchen in der Schrift, ein Stückwerk, ein glauben im Geist - das sind diese wenigen Zeilen. Man nehme sie als einen Geistesversuch. Man lasse sich selbst im Geiste leiten und führen. Man sei vor allem ein demütiges Kind Gottes, welches in Geiste ruft: "Abba, lieber Vater in Christo Jesu, meinen Herrn." So sind wir selbst trinitarisch und stellen uns unter das Wort:

"die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen"

 

Theodor Böhmerle

zurück