Die Urschöpfung

Am Anfang schuf Gott die Himmel und auch die Erde.1. Mose 1, 1

Der Mensch hat es nie mit der Urschöpfung zu tun gehabt - er ist von seinem Anfang an in die gefallene Schöpfung eingetreten. Als der Mensch geschaffen wurde, war schon Satan, waren also schon gefallene Engel da. Als er geschaffen wurde, war schon der Tod da. Der Tod ist ja nach der Schrift nicht durch den Menschen eingeführt, sondern durch Satan. Satan hat des Todes Gewalt. Der Mensch wurde uranfänglich in die gemischte Welt gestellt, wo Licht und Finsternis kämpfen. Er hat es von Anfang an nicht mit der Schöpfung, sondern mit der Erlösung der gefallenen Schöpfung zu tun. Darum ist auch sein Gottesbuch, das ihm als Offenbarungsbuch übergeben ist, ein Erlösungsbuch. Es ist von Anfang bis zum Schluß ein einheitliches Buch. Der Erlösungskampf ist sein Thema. Der Anfang dieses Erlösungskampfes steht 1. Mose 1, das Ende, der siegreich durchgeführte Kampf, Off 22. Die Schöpfung, die eigentliche, sündlose Urschöpfung ist nur mit einem einzigen kurzen Vers in der Bibel erwähnt, in 1. Mose 1, 1. Ganz nach der von uns schon oft genannten Regel der Perspektive ist der Schöpfungsäon in gedrängtester Kürze geschrieben, ebenso der Äon des Falles der Urschöpfung und der Verderb der Erde. Erst die Neuschöpfung, der erste Erlösungsäon, ist dann eingehender berichtet; das geht uns schon näher an. Die beiden ersten Verse der Bibel müssen von der Urschöpfung und ihrem Fall berichten, sonst wäre uns das überhaupt nirgends in der Bibel erzählt. Mit Recht werden wir fragen, wann, wo und wie sind denn die unzähligen Engelwelten geschaffen worden? Wann ist Satan gefallen? Und mit Recht könnten wir fragen, woher kommt denn eine Erde, die wüst und leer ist? Die hat Gott doch gewiß nicht so geschaffen. Woher kommt denn Finsternis? Gott wohnt doch in einem unzulänglichen Licht. Und bei Gott ist doch durchaus gar keine Finsternis (1. Joh 1, 5). Mit Recht könnten wir fragen, woher kommt die grausige Gerichtstiefe, von der 1. Mose 1, 2 die Rede ist? Das bedeutet nämlich das Wort Tiefe: eine erstaunliche Gerichtstiefe. Wir würden über die wichtigsten Dinge ohne jede Offenbarung bleiben, wenn uns nicht 1. Mose 1, 1.2 die Urschöpfung und den Urfall schilderten. Die Bibel ist dabei ungemein kurz. Sie gibt nur das Allernötigste. Die Menschen sollten nicht zu früh in das Geheimnis der Bosheit schauen. Mit der zunehmenden Offenbarung des Lichts öffnet sich auch der Blick in die Finsternis. Und auf dem Boden der Gemeinde in Christo ist auch das Geheimnis Satans tief enthüllt. Wir können darum von unserem gefüllteren Erkenntnisboden aus jene ersten Verse von Urschöpfung und Urfall tiefer und klarer verstehen. Wir haben ja auch den Geist, der in alle Wahrheit leitet.

In ihm treten wir an den ersten Vers der Bibel heran und suchen auch die Urschöpfung zu verstehen. Sie geschah in einem Anfang. Sie war ausgewickelt aus einem Anfang. Die Urschöpfung ist nicht aus einem Nichts hervorgegangen. Der Anfang war nicht ein Nichts, sondern ein hochbedeutsames Etwas. Ja der Anfang, in welchem und aus welchem die Urschöpfung geschah, war das Wahrhaft Seiende. In Anfang war das Wort (Joh 1, 1). Der Anfang ist im Wort, das ist im Sohne und seiner Herrlichkeit beschlossen. Die Übersetzung Luthers in Heb 11, 3: "...Daß alles, was man sieht, aus nichts geworden ist", ist unrichtig. Es muß dort wohl, richtig übersetzt, so heißen: durch den Glauben merken wir, daß das Erscheinende aus dem noch nicht Erschienenen hervorgegangen ist. Der geistgewirkte Glaube sieht die unmittelbare Welt. Darum sieht er auch das noch nicht Erschienene und sieht, wie aus ihm das Erscheinende hervorgegangen ist. Das Erscheinende oder die sichtbare Schöpfung hat ihren Wesensgrund im noch nicht Erschienenen. Im Gottvater steht und geht alles wesenhaft. Und wie wir schon an manchen Stellen gesagt haben, ging vom Vater-Ungrund alles in den Sohn-Grund über. Der Sohn hatte vor Grundlegung aller Welten eine ihm vom Vater gegebene Herrlichkeit. Alle Vatergedanken in ihrer reelen, geistleiblichen Auswirkung erschienen vor dem Sohn und wurden vom Sohn übernommen. Was vom Sohn übernommen war, bildete dann des Sohnes Herrlichkeit. Der Vater hat die große Herrlichkeit, der Sohn die gegebene Ausgeburts-Herrlichkeit. Alle Gedanken Gottes sind von Unendlichkeiten her geistleibliche Wirklichkeiten. Gott kann nicht rein formal denken wie die Sünderwelt - ihre Gedanken sind hohl. Gott denkt immer real; Gottes Gedanken sind geistleibliche Wirklichkeiten. In Gott ist alles geistleiblich. Und diese geistleiblichen Gottwirklichkeiten hat der Sohn anbetend gesehen und zur Durchführung übernommen. In den Sohn sind sie geburtsmäßig übergegangen. In ihm haben sie schon eine mehr äußerliche Form und Gestaltung angenommen. Der Sohn ist ja das Wort. Das Wort aber ist schon eine äußerliche Gestaltung, sagen wir: eine nach außen dringende Gestaltung des Geistes. Diese glaubensvoll, lebensvoll, ausgeburtsmäßig vom Vater überkommene und vom Sohne übernommene Herrlichkeit ist der Anfang der Kreaturenschöpfung. Hier gründet und west die ganze Kreatur. In diesem Anfang und aus diesen Anfang ist sie geschaffen. Der Anfang also nicht etwa ein leerer Zeitbegriff, sondern ein göttlicher Füllebegriff. Ja, der Anfang kam zu seiner Fülle. Für die Schöpfungen war eine göttliche Füllestunde nötig. Es geht bei Gott alles in Ordnungen. Dieses "im Anfang" ist ähnlich, wie wenn es an anderer Stelle heißt: "es begabt sich aber zu der Zeit" (Lk 2, 1). Aus der Fülle kommt das Neue. Aller Same ist reife Frucht. Und aus der reifen Frucht kommt das neue Wachstum. So gingen aus den Anfang, aus der Sohnes-Fülle-Herrlichkeit, die Schöpfungen hervor. Am Anfang schuf Gott. Das Neue entstand schöpfungsmäßig. Vom Vater zum Sohn war es zeugungs- und geburtsmäßig gegangen. In Gott ist die männliche und die weibliche Anlage, aus denen heraus der Sohn gezeugt und geboren wurde (Ps 2, 7 und Joh 1, 14). Auch im Sohn ist die männlich-Weiblichkeit. Dem Vater gegenüber ist der Sohn weiblich. Die unendlichen, geistleiblichen Gottgedanken wurden alle vom Sohn eingenommen, innerlich verarbeitet, gewissermaßen empfangen und ausgetragen und gingen dann hervor als seine Herrlichkeit. Aber aus der Herrlichkeit des Sohnes konnten sie nicht weitergeboren werden, es war ja nichts da, wohinein sie hätten geboren werden können. Aus dem Sohn wurden sie herausgeschaffen. In dem Wort "schaffen" ist nach seiner Grundbedeutung der Begriff des Loslösens enthalten. Wie sich eine reife Frucht vom Ast löst, so lösten sich die Kreaturen nach dem Willen des Sohnes los vom Kreaturenanfang, von der Herrlichkeit des Sohnes.

Wie ein schaffender Künstler seine innere, geborene und reif gewordene Herrlichkeit in seinen Werken von sich abstößt und sie herausgibt in die Öffentlichkeit - was wir doch schaffen nennen, so stieß nach seinem göttlichen, allezeit guten und vollkommenen Wollen der Sohn seine Gottes Herrlichkeit Stück für Stück hinaus in den allerverschiedensten Ausgestaltungen. Das war ein willensmäßiges Schaffen. Und der Sohn Gottes gab seine Herrlichkeiten zu einem gewissen Eigenleben hinaus, wiewohl sie ihren Lebensquell alle in ihm haben. Aber sie hatten nach ihrer Schöpfung ein eigenes Leben in vielgestalteter Herrlichkeit. Und sonderlich die höchsten Geschöpfe, die selbstbewußten Geistesgeschöpfe, hatten eine freie Willens-bestimmung, in ihm oder in sich zu sein. Schaffen heißt eben, von sich lösen und herausgeben. Das Geschöpf muß aber wissen, daß es draußen nicht sein und nicht leben kann ohne ihn, den Schöpfer. Hält es diese Linie nicht ein, dann muß es eben sterben. So entstanden in der göttlichen Füllestunde hinausgegebene Geschöpfe der verschiedensten Art und ohne Zahl - ein Anfang.

Und diese Geschöpfe "schuf Götter", wie es ganz wörtlich übersetzt heißt. Das Zeitwort steht in der Einzahl, das Wort "Gott" in der Mehrzahl: "Götter". Der Gottbegriff "Elohim" ist ein Mehrzahlbegriff. Wir haben schon gesehen, wie auch eine Mehrzahl - "Götter" - in Betracht kommt. Die Schöpfungen gingen durch den Anfang. Christus, der Sohn, ist der Anfang der Kreatur Gottes. Vom Vater geht alles aus - da ist der Ungrund. Durch den Sohn geht alles hindurch - das ist der Grund. Im Heiligen Geiste ist alles ausgewirkt und vollendet; durch den Heiligen Geist ist alles zusammengezogen im Vater und im Sohne. Mit dem Wort Elohim deutet die Bibel das Dreieinigkeits-Verhältnis an. Götter sind es, welche schaffen, jeder Teil der Gottheit auf seine Art. Der Vater hat seinen Schöpfungsanteil im verborgenen Ungrund, der Sohn im herausstoßenden Grund; der Heilige Geist hat seinen Anteil als zusammenhaltendes Band. Daß aber bei dem Mehrzahlwort "Götter" die Einzahl des Zeitwortes, "schuf" steht, das deutet auf die völlige Einheit der Dreiheit hin. Es ist ganz unmöglich, das Vater-, Sohnes- und Geisteswirken zu trennen. Der Vater tut nichts ohne Sohn und Geist; der Sohn tut nichts ohne Vater und Geist; der Heilige Geist kann nichts tun ohne Vater und Sohn. Im Kleinsten wie im Größten wirken sie immer in eins. Es ist ein Lebens- und Liebesgrund ohne jede Störung und Trennung. Selbst die tiefsten satanischen Tiefen, in welche Sohn und Geist hinabstiegen, konnten hier nicht trennend wirken - diese drei sind eins. Darum heißt es: "Gottheiten schuf ".

Und da sind nun "die Himmel und auch die Erde" geschaffen worden. Daß "die Himmel" nicht der sichtbare Lufthimmel sind, dürfte klar sein. "die Himmel", das ist die Gesamtheit aller geschaffenen Welten. Gott hat nie etwas einzeln gemacht, sondern immer alles in wunderbarer, einheitlicher Vielerleiheit. Es gibt viele bewohnte Welten. Und es gibt viele verschiedene, selbstbewußte Geisterheere. Die Bibel nennt sie Engel. Diese Engel bilden gewaltige Reiche unter Engelfürsten. Etliche Namen solcher Engelfürsten nennt uns die Bibel: Michael, Gabriel, auch Satan oder Luzifer ist einer. Vom Verkehr mit diesen Engelwelten sind wir sichtbarerweise ausgeschlossen. Wir haben jetzt genug mit uns zu tun. wir stehen aber doch im engen Zusammenhang mit ihnen. In allen größeren Offenbarungszeiten treten sie heraus. Jeder Gläubige hat seinen Engel, der ihm in den äußeren Dingen allerlei Dienste tut. Auch die Kinder haben ihre Engel. Wir stehen auch in allerlei Beziehungen zu den gefallenen Geistern. Die ungläubigen Menschen stehen unter ihrem Einfluß. Diese Geister haben ihr Werk in den Kindern des Unglaubens. In der Natur und in den Naturkräften haben sie auch noch große Macht. In der Prüfung und Gewährung der Gläubigen dürfen sie diese äußerlich und innerlich anfechten. Die Engelwelten sind jetzt zerrissen. Ein Drittel ist Satan zugefallen. Sie bedürfen darum alle der Erlösung. Sie haben auch schon viel empfangen durch Christus, besonders bei seiner Himmelfahrt. Die Engel verfolgen mit innerster Spannung die Hinausführung des wunderbaren Rates Gottes, welcher jetzt Rettungsrat ist und von dessen zu-Ende-Führung für sie selbst so viel abhängt. Ihr eigener Lauf ist ja aufgehalten durch den Fall oder, besser gesagt, durch die Fälle. Erst nach wiederher-gestellter Harmonie können die Gedanken Gottes in Herrlichkeit weiterlaufen.

Das sind, in kurzen Strichen gezeichnet, die Engel und ihre Welten, welche zusammen die Himmel heißen und welche die Urschöpfung bilden. Durch diese Himmel ist der Heiland hindurchgefahren bei der Himmelfahrt, und alle guten Engelheere haben ihm dort gehuldigt. Nirgends in der Heiligen Schrift ist ein Platz für die Schöpfung der Engelheere, wenn wir sie hier in 1. Mose 1, 1 nicht vor uns haben. In den herkömmlichen religiösen Anschauungen treten die Engel viel zu sehr zurück, weil eben bei den meisten Menschen, auch bei den religiösen, das für uns jetzt Unsichtbare viel zu kurz kommt. Je lebendiger und gereifter der Glaube wird, um so mehr lebt er im Unsichtbaren. Die ursprünglichen Schöpfungswelten waren nur von Engeln bewohnt. Nur diese herrlichen, geistleiblichen Lichtwesen waren in ihrer Mannigfaltigkeit in der Urschöpfung vertreten. Der Mensch ist seiner Grundbestimmung und seinem Grundwissen nach etwas ganz anderes als die Engel und gehört von Anfang an in die gefallene Schöpfung hinein - er hatte seine Stellung im Erlösungsrat. Nach der Anschauungen der meisten Menschen, auch der sogenannten Christen, hat Gott nur Menschen gemacht. Die Engel sind ihnen etwas ganz problematisches. Es ist aber umgekehrt, Gott hat zunächst und zuerst Engelwelten geschaffen. Diese bilden das Gros der Schöpfung. Der Mensch hat eine Stellung über den Engeln, obwohl er erst durch die Verführung, welcher er erlegen ist, eine zeitlang geringer ist als die Engel, ja in der Todeswelt der bösen Engel lebt.

Es ist also die Urschöpfung eine Engelwelten Schöpfung. Eins aber kommt nach der Heiligen Schrift noch dazu - die Erde. An Anfang oder in Anfang "schuf Gottheiten" die Himmel und auch die Erde. Warum ist die Erde besonders genannt? Gehört sie nicht zu den Himmeln, ist sie nicht auch ein Wohnort von Engelgeistern? Gewiß gehört die Erde zu den Himmeln, gewiß ist sie von engelhaften Geistern bewohnt gewesen. Daß sie besonders genannt ist, zeigt an, daß sie etwas besonderes ist und zu etwas besonderem bestimmt ist. Wenn wir hinein sehen in die Hinausführung und Erfüllung des Rates Gottes, so finden wir, daß die Erde zur Offenbarung Gottes und zur Wohnung Gottes bestimmt ist. Die Hütte Gottes ist bei den Menschen, und die Menschen sind auf der Erde. Der Herr fährt in einem Äon der Vollendungsausführung des Rates Gottes, wie die Offenbarung Johannes am Ende erzählt, auf die Erde herab. Die Erde, in ihrer jetzigen Gestalt der Fußschemel Gottes, gleichwie der Himmel sein Thron, wird zum Wohnsitz Gottes. Das ist ein großes Gottwunder. Darum heißt es auch: "siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen" (Off 21, 3). Wird aber die Erde zum Thronort und Wohnort Gottes, dann wird sie zur Zentrale aller Welten. Wo der Herr ist, da ist die Zentrale. Das ist die gegenwärtige große Störung unter allen Welten, unter allen Himmeln, daß sie keine Zentrale haben, um welche sie alle in richtiger Anziehung und Abstoßung lobpreißend kreisen können. Wohl hält die Macht des Herrn-Herrn alle zusammen, daß sie nicht auseinanderfliegen wie Atome. Aber ihre eigentliche Lebens- und Liebeszentrale haben sie noch nicht. Das geht erst durch diese Tiefen, in welche der Sohn, der Mensch und die satanischen Geister müssen, bis die Herrlichkeit des Gottvaters im Eingeborenen Sohn ganz erstrahlt. Die Liebe muß zuerst ihren ganzen und vollen Entäußerungs- und Erniedrigungsweg gehen, dann kann sie Lebens-, Liebes- und Einheitszentrale sein und werden. Die Tiefen-wege aber, wie die Höhenwege gehen sie auf der Erde.

Darum ist nun die Erde besonders genannt, weil auf ihr die Auswirkung, d.h. die Ausoffenbarung Gottes vor sich gehen soll. Wir müssen aber bedenken, daß Gott von Uranfang an Sünde, Tod, Gericht undVerdammnis in seinen Plan mit hineingerechnet hat. Das sind die negativen Tiefen seiner positiven Liebesoffenbarung. Darum ist die Erde schon von Uranfang an etwas Besonderes gewesen. Darum heißt es: die Himmel und auch die Erde. Die Schrift nennt Satan den Fürsten dieser Welt. Es ist unsere Meinung, daß ursprünglich die Erde sein Wohnsitz war. Diese Behausung hat er durch seinen Fall wüst gemacht, und in diese Wüste hinein geschieht nun die Liebesoffenbarung des Vaters im Sohne. Gefäße dieser Liebesoffenbarung sind die Menschen, in welchen, an welchen und durch welche der Herr sich kundgibt. Hier wird der Sohn Mensch; hier leidet und stirbt er; hier steht er auf; hierher kehrte er verklärt zurück. Alle Welten schauen gespannt zur Erde. Sie erleben, was hier Schauerliches, sie erleben, was hier göttlich Herrliches geschieht. Wollen die Welten ihren Gott erkennen und immer tiefer kennen, dann müssen sie ihre Blicke gespannt auf die Erde richten, da geschieht Gottes Gerichts- und Gnadenausleben im Sohne. Die Erde trägt die Geschichte Gottes, ja endlich Gott selbst. Darum ist nun die Erde besonders genannt: "die Himmel und auch die Erde."

Diese ganze Urschöpfung war nun zusammengehalten im Sohne. Er, aus dessen Herrlichkeit alles heraus-geschaffen war, er war das Band der Vollkommenheit für alle Kreatur. Und er sollte es immer mehr werden. Die Urschöpfung war samentlich auf eine Auswachsung hingeschaffen. Gott macht nichts endgültig fix und fertig. Er legt alles auf Wachstum an. Das ist das Gesetz des Lebens - und Gott ist das Leben. Bei allem Leben ist das erste der Same, und alle Frucht ist wieder Same. So geht es: darum werden wir einst auch ernten ohne aufhören. So war die Urschöpfung samentlich angelegt.. Sie war auch frei angelegt. Der Same hat seine Auswachsungskräfte anlagenmäßig in sich. Die selbstbewußten Wesen, die Engel, hatten auch noch die Freiheit, daß sie ihr Wachstum in ihrem großen Einheitherrn, im Sohne, vollziehen konnten, oder in sich selbst. Darin lag die Möglichkeit der Sünde. Diese Möglichkeit machte Satan zur Wirklichkeit, und nun kam das gewaltige Leben im Selbstauswachstum der Kreatur, das im Tode weste, nun kam aber auch die herrliche Selbstoffenbarung des Sohnes in seinem Hineingehen in den Tod und in seinem sieghaften Herausholen des Überwindungslebens. Nun wurde die Erde zur Zentrale alles Erlebens - nach der Finsternis - wie nach der Lichtseite - für alle Kreatur. Jetzt trat die Erde hervor als die eine, auf welcher der Ausbau zur Gottwohnung vor sich ging durch die grausigsten Tiefen zur wunderbarsten Höhe. Davon erzählt die Bibel dann weiter. Sie erzählt von der Erde. Sie läßt uns teilnehmen an den Kämpfen Gottes und der Menschen. Sie führt uns hin bis zur verklärten Erde. Ist es einst soweit, dann kann die kommende neue Stufe anknüpfen an 1. Mose 1, 1 und den Plan mit allen Welten weiter durchführen, der bisher geruht hat. 1. Mose 1, 1 ist noch nicht zur Vollentfaltung gediehen - erst in der gefallenen und erneuerten Erde, in der gefallenen und erhöhten erneuerten Menschheit, in dem erniedrigten und erhöhten Sohn liegen die neuen Keime für die Entfaltung aller Kreatur von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Die Urschöpfung ist die Grundlage einer gegen-wärtigen Neuschöpfung, und die gegenwärtige Neuschöpfung ist die Grundlage für die Weiterführung der Urschöpfung. Darum wartet die Kreatur auch auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. In der Urschöpfung ist vieles noch samentlich, wenn auch manches schon nach der Finsternis - wie nach der Lichtseite ausgewachsen ist. Die Vollentwicklung tritt erst ein nach Vollendung der Erde zur Gottwohnung. Darum: "... Die Himmel und auch die Erde." und die Erde hat dann in der Bibel weiter das Wort. So leben wir jetzt nicht auf einer neugeschaffenen Erde. Das wäre ja ein Jammer, wenn sie so, wie sie ist, neugeschaffen wäre. Wir pflegen vielmehr zu sagen, wir leben auf der fünften Erde. Die erste: die urgeschaffene; die zweite: die Satan gefallene; die dritte: die anfänglich neugeschaffene; die vierte: die nach dem Fall des Menschen; die fünfte: die nach der Sintflut; wir warten der sechsten und der siebten; dann kommt eine neue 1, denn die Acht ist die neue Eins.

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