Das Evangelium Gottes

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch verstehen wir Christen, wenn von dem Evangelium geredet wird, die gute oder frohe Botschaft von Jesus Christus, wie sie uns in den vier Evangelien verkündet wird. Jedoch ist auch dieser Begriff wie auch alle anderen Begriffe der Bibel mehrschichtig. Und deshalb dürfte es für den forschenden Christen schon gut sein, einmal zu hinterfragen, wie wohl die anderen Schichten und Seiten dieses Evangeliums ausschauen.

Paulus schreibt in Röm 1, 1: er wäre von Jesus Christus beauftragt, das Evangelium Gottes zu predigen wie dieses zuvor schon in den heiligen Schriften und Propheten verheißen sei.

Es geht mir nun in dieser Bibelstunde darum, Euch aufzuzeigen, daß diese Botschaft Gottes an uns Menschen von Gott gesehen natürlich nur eine frohe Botschaft ist. Denn ihr Ziel ist ja "ich will euch erlösen, ich mache alles neu." Von den Menschen her gesehen ist es aber nicht nur Frohbotschaft, im Gegenteil, für die allermeisten von uns ist es eine Drohbotschaft. Weil jedoch keiner von uns, selbst schon das Kleinkind, nicht die Drohbotschaft gerne hat, deshalb haben wir sie zu einer "nur" Frohbotschaft umgemodelt.

Wie steht jedoch geschrieben und wie lesen wir im Alten Testament:

"glaube an mich den allmächtigen Gott alleine, halte meine Gebote, hoffe auf mich alleine - wenn du aber auch noch andere Götter neben mir anbetest, meine Gebote nicht hälst, auf andere Götter hoffst, daß diese dir helfen, dann werde ich..."

Ja, was wird er dann tun? Wird er der liebe Gott, dessen Liebe doch so grenzenlos ist, dich trotzdem in die Arme nehmen und dir alle deine Sünden und Halsstarrigkeit vergeben und dir einen neuen Geist und ein neues Herz schenken, oder wird er dein steinernes Herz zerschlagen und deinen Eigensinn und Hochmut zerbrechen?

Seht, das ist jetzt für uns die große Frage, denn viele kommen und antworten: aber wir leben doch nicht im Alten Testament, dazu ist ja gerade der Erlöser verheißen und gekommen, daß er unsere Schuld auf sich nehme, indem er sie bezahlt, und deshalb ist ja seit Golgatha die Botschaft für uns alle eine frohe Botschaft, die wir doch als solche zu verkünden haben.

Paulus benutzt den Begriff Evangelium nicht nur im Sinne von Verkündigung oder Botschaft sondern auch von "Auswirkung einer Kraft."

1.Kor 1, 18: "Denn das Wort vom Kreuz ... ist eine Gotteskraft."

So haben wir auch in der Auswirkung des Evangeliums als Kraftwirkung zwei ganz verschiedene Seiten. Für die einen ist das Evangelium zum Heil, für die anderen zum Unheil. Selbst vor dem Richtstuhl Christi zeigt uns Paulus diese beiden Seiten.

2.Kor 5, 10: "Auf daß ein jeglicher empfange, nachdem er gehandelt hat, er sei gut oder böse."

Deshalb kann ich auch hier nicht nur einseitig den Eindruck erwecken, als ob am Richtstuhl Christi nur Preise verteilt würden. Somit ist es für unsere Erkenntnis betreffs des Evangeliums Gottes von grundsätzlicher Bedeutung, daß das Evangelium von uns Menschen her gesehen zwei Auswirkungen und Seiten hat, nämlich eine gute und eine böse.

So spricht schon Gott in 1.Mose 4, 7:

"Und Gott sprach zu Kain, ist es nicht also, wenn du fromm bist, bist du mir angenehm, bist du aber nicht fromm, so ruht die Sünde vor deiner Tür. Du aber herrsche über sie."

Immer wenn Gott zu den Menschen redet, klingt es wie entweder - oder, und das ist bei Paulus nicht anders. In Röm 1, 16-20 redet er von dem Evangelium Christo, das für die Glaubenden eine Frohe Botschaft ist und wäre und Vers 18 für den Ungläubigen eine Drohbotschaft sei (siehe auch Eph 5, 5-6).

 

 

 

Verborgene Weisheit Gottes in den Predigten Jesu

Niemand auf Erden und in den Himmeln kennt und versteht die Botschaft Gottes an uns Menschen besser als der erstgeborene Sohn, welcher als Jesus auf die Erde kam, um uns diese zu verkündigen. So ist es für mich fast selbstverständlich, daß alle Offenbarungen und Geheimnisse, die Jesus später dem Paulus geoffenbart hat, auch in den Predigen Jesu, wem auch verborgen, vorkommen. Die Schwierigkeit für uns Menschen besteht darin, daß unser von der Finsternis geprägte und beherrschte Verstand (Geist), von dem, was uns Gott sagen will, nur das kleine bißchen, das sichtbar an der Oberfläche schwimmt, verstehen kann. Auch ein akademischer Titel kann an dieser Tatsache nichts ändern. Es ist aber der Wille Gottes, daß wir Menschen alle ohne Ausnahme im Verständnis seines Evangeliums mehr und mehr zunehmen, wohlwissend, daß wir es in seiner Tiefe zu dieser Lebzeit nicht auszuschöpfen vermögen.

Betrachten wir in diesem Sinne jetzt einmal eine Predigt Jesu, wie sie uns in Mt 9 überliefert ist. Weil wir dieses Kapitel alle gut kennen, gebe ich zunächst nur einen Überblick in Stichworten:

Es beginnt mit der Heilung eines Gichtbrüchigen, den seine Freunde durch das Dach zu den Füßen Jesu heruntergelassen haben; darüber wunderte sich das Volk und pries Gott; Jesus ruft den Zöllner Matthäus in seine Nachfolge und speist dann in dessen Hause. Die Pharisäer fragen: Warum ißt euer Meister mit den Sündern? Jesus antwortet: Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten. Dann erzählt Jesus das Gleichnis vom alten Kleid und neuen Lappen und das zweite Gleichnis vom alten Schlauch und dem neuen Most. Ein Oberster kommt, und bittet um Hilfe weil seine Tochter gestorben ist.

Auf dem Weg zu des Obersten Haus heilt Jesus ein krankes Weib, das zwölf Jahre den Blutgang hatte. Dann weckte er das Mägdelein auf, danach heilte er zwei Blinde und einen Stummen, der besessen war. Danach heilte er auf den Märkten allerlei Krankheit im Volke. Soweit der Inhalt. Wenn ein Mensch vom Geist Gottes bzw. von Jesus gerufen wird, wie jetzt in unserem Textwort der Zöllner Matthäus, dann fängt dieser Mensch an, seine Bibel zu lesen. Er beginnt in der Regel nicht mit dem Buch Mose, sondern mit dem Neuen Testament. Kommt er dann zu unserem Text in Kap 9, dann wird es ihm auch so ergehen, wie es uns Freunden vor einigen zig Jahren ergangen ist, als wir im Hauskreis dieses Kapitel gelesen haben. Wir waren fasziniert von den Wundern und der Kraft Gottes, mit der Jesus in Vollmacht die bösen Geister ausgetrieben hat. Und solch eine Begeisterung und Beeindruckung finde ich auch heute noch ganz in Ordnung und gut, denn das ist Sinn und Zweck aller Zeichen und Wunder bis auf den heutigen Tag. Das lesen wir auch in Joh 9, 3. Jesus wird dort gefragt: Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren? Und er antwortet: auf daß die Werke Gottes (die Allmacht Gottes) offenbar werde. Das meint: daß wir Menschen erst wieder das Staunen und damit den Glauben an einen allmächtigen Gott lernen sollen. Diesen Sinn und Zweck der Wunder bestätigt uns auch unser Text in Vers 8:

"Und das Volk wunderte sich und pries Gott."

Vers 26 und 31: "Und das Gerücht erscholl in das ganze Land."

Es brauchte aber damals, als wir dieses Kapitel behandelt haben, schon noch einige Zeit und mancherlei Erfahrung mit den Wundergaben, bis ich erkennen konnte, daß solche Zeichen und Wunder selbst für die direkt Betroffenen, im Blick auf das ewige Leben, meist gar nichts brachten, sondern eher das Gegenteil wirkten.

Mt 11, 20-24:

"Wehe, wehe den Stätten, an denen die meisten seiner Wunder geschehen waren. Es wird der Sodomer Lande erträglicher gehen am Tage des Gerichts als dir."

Israel hat seit Ägypten ein zwiefaches an Zeichen und Wundern seines Gottes erleben dürfen, ohne daß sich ihre Herzen wesentlich verändert hätten. Deshalb mußte es auch ein zwiefaches an Gerichten zugeteilt bekommen (Hes 21, 19).

Und in Mt 18, 8 spricht Jesus sinngemäß:

Es wäre für dich besser gewesen, du wärest krank geblieben und hättest mehr und zuerst nach dem teil getrachtet, das droben (ewig) ist.

Meine langjährige praktische Erfahrung im Dienste des Evangeliums ist: Die einen verteufeln die charismatischen Gaben oder sagen, diese sind überholt, und die anderen machen sie zu einem Schwerpunkt ihrer Verkündigung.

Ist das nun "Verirrung" oder nur gegenseitiges Mißverstehen? Beide Seiten sollten den Predigen Jesu mehr Gewicht beilegen, er beantwortet auch diese Streitfrage. Ich zitiere deshalb noch aus Mt 12, 42-45, wieder nur sinngemäß:

Wenn ein Mensch geheilt, oder ihm auf wunderbare Weise geholfen wird, dann muß das auch geistige Konsequenzen bei ihm haben - er muß von neuem geboren werden - ist das nicht der das nicht der Fall, dann wäre es für diesen Menschen besser, er wäre nicht geheilt worden. Deshalb sollten wir erkennen, daß die Zeichen und Wunder, die Jesus tat, nicht der Kern und Schwerpunkt seiner Predigt und seiner Sendung war. Wo aber spricht dann Jesus von diesem Wichtigsten? Mit den Worten des Paulus ausgedrückt: Wo spricht Jesus von dem Geheimnis "Christus in uns ?"

Beschränken wir unser Forschen und Suchen jetzt nur auf das Textkapitel. Wer es vemag, der lese bitte zunächst nicht weiter, sondern nehme seine Bibel zur Hand und forsche. Wo redet Jesus in diesem Kapitel von "Der Hoffnung der Herrlichkeit", wie Paulus in Kol 1, 27-28 ausdrückt? Wer es nämlich selbst findet, dem hat nicht diese Schrift das geoffenbart oder dazu verholfen, sondern der heilige Geist hat dies ihm geoffenbart.

Die Wiedergeburt als Geheimnis in Matthäus 9

Immer, wenn Jesus in seinen Predigten von Dingen, von geistigen Dingen redet, die für den fleischlich gesinnten Hörer noch unverständlich und ein Geheimnis sind, benützt er und erklärt er es mit einem Gleichnis. Als ich noch ein Kind im Glauben und Verständnis Gottes war, sprach ich manchmal "Diese Gleichnisse Jesu hinken mal hier und mal da", und ich wollte damit zum Ausdruck bringen, daß die geistige Realität halt doch ganz anders ist, und mit dieser irdischen nicht zu vergleichen. Heute sehe ich, das war lediglich ein Ausdruck meines mangel haften Verständnisses. Alle die Geheimnisse, welche Jesus verwendet, werden mir von Jahr zu Jahr wunderbarer und deckungsgleicher mit der himmlischen, geistigen Realität. Denn alles irdische ist ein Schattenbild des Himmlisch. Das haben schon viele geistig Große erkannt und soll mehr und mehr Grundsatz meiner Erkenntnis werden.

Wir lesen jetzt die Verse 16 und 17:

"Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch, denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid und der Riß wird ärger. Man faßt auch nicht Most in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche und der Most wird verschüttet, und die Schläuche kommen um, sondern man faßt Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten."

Und wenn der heilige Geist unser Verständnis öffnet, so wie es Jesus auch seinen Jüngern nach der Auferstehung (Lk 24, 45) geöffnet hat, dann kommen wir aus dem Staunen nicht heraus, denn auch die Hörer der damaligen Predigt, eingeschlossen Petrus und Johannes, haben dieses Gleichnis zu jener Zeit natürlich noch nicht verstanden.

Es ist uns klar, kein Mensch ist so dumm, daß er den neuen Wein oder Most in einen Behälter oder Gefäß füllt, das so schwach und dünnwandig ist, daß es während der Gärung zerplatzt. Wieviel mehr, sagt uns Jesus, wird euer Vater in der Höhe nicht so kurzsichtig handeln.

In dem Schöpfungswunder der Wiedergeburt wird der alte Mensch, das alte Kleid, nicht repariert oder wieder ausgebessert durch mancherlei Anstrengungen und Maßnahmen, sondern der Vater im Himmel zeugt einen neuen Menschen göttlicher Natur (Jak 1, 18). In dieses neue Kleid, neues Gefäß oder Schlauch, kann er dann seinen neuen Geist, neuen Most, füllen (Hes 27, 26; Joh 3, 3). In diesen neuen Schlauch füllt nun der Vater den neuen Most (Geist), und dort kann der Gärungsprozeß beginnen und durchgeführt werden bis zu der Vollendung, bis daß Geist, Seele und Fleisch durchgesäuert sind. Wie wichtig für Jesus dieser Gärungs- oder Wachstumsprozeß innerhalb des Erlösungsauftrages ist, kommt dadurch zum Ausdruck, daß er immer wieder darauf hinweist, so auch in einer seiner nachfolgenden Predigten in Mt 13 tut er es gleich zweimal, in dem Gleichnis vom Senfkorn, das so klein beginnt und zum Größten sich auswächst, und dann im nächsten Himmelsreichsgleichnis dasselbe, dort ist der Sauerteig (der Most) in drei Scheffel Mehl gegeben - das Weib (Gott) legt bekanntlich den Sauerteig in die Mitte der Schüssel, der drei Scheffel Mehl, und damit in den Geist des Menschen, und von dort aus tut er seine Wirkung (Gärprozeß), bis auch dort Geist, Seele und Leib durchgesäuert sind.

Gehen wir wieder zurück zu unserem Textwort in Mt 9. Ich wollte bislang zeigen, daß die sogenannte "Paulinische Botschaft", als noch für viele "verborgene Botschaft" auch in der Verkündigung Jesu des öfteren vorkommt.

Was mir in diesem Kapitel 9 aber noch besonders gefällt und mir wichtig scheint, ist, daß Jesus, bevor er von dieser seiner Grundlegung des Himmelreiches (in uns) redet, eindeutig lehrt, daß nicht jedermann (selbst nicht jeder Glaubende (Mt 7, 22)) dieses Wunder der Neuschöpfung erlangen kann, sondern nur der Kranke bzw. der Sünder (Vers 12-13).

Wenn wir Verkündiger uns doch diese Wahrheit als Voraussetzung für die Erlangung des Heils aneignen könnten, das hätte dann weitreichende Folgen in Bezug auf unsere Einheit und in Bezug auf unsere Lehre. Wir müßten nämlich den Leuten erst predigen, wie man zum Kranken und zum Sünder wird, und daß die Starken und Gerechten der Gnade und der Liebe Gottes nicht teilhaftig werden können. Wenn die Evangelisten unserer Zeit dieses Wort ernst nennen würden, dann müßten sie den Menschen doch erst gründlich den Unterschied zwischen einem Sünder und einem Gerechten erklären. Wohl sagen sie, sehet damals jene selbstgerechten Pharisäer und Schriftgelehrten, das waren die Sünder, und noch vielleicht dazu, sehet jene Esoteriker und Antrophosophen oder jene Bibelforscher oder Katholiken oder wie sie alle heißen mögen, sehet jene, die noch Werke bringen müssen, das sind die Gerechten, die nicht gerufen sind - aber ihr, liebe Hörer, die ihr jetzt die frohe Botschaft von Jesus angeboten bekommt, euch ist heute das Himmelreich - sage jetzt einfach ja zu Jesus, nimm ihn an, er macht dich glücklich, löst alle Probleme, macht dich gesund - dazu kommt noch, daß der größte Teil der Hörer, der unter solcher Predigt sitzt, in einer christlicher Umgebung aufgewachsen ist und keine größeren Tatsünden getan hat. Sie fühlen sich bestenfalls nur deshalb als Sünder, weil viele geheime Wünsche ihrer Seele noch nicht erfüllt sind, weil sie das innere Sehnen noch haben, noch nicht zu "der Ruhe" (Heb 4, 9-10) gekommen sind.

Sie wären ja dumm, wenn sie jetzt zu dieser frohen Botschaft nicht ja sagen würden, und sie annehmen würden.

Sind solche Gläubige durch solch eine Botschaft jetzt zur Wiedergeburt gekommen? Ich sage euch, die Allemeisten davon nicht. Aber das ist nicht meine Aussage und meine Feststellung, sondern, wie euch bekannt ist, ein Wort Jesu, und wir wollen es noch mal hören.

Mt 7, 21-22: Es werden viele an mich glauben...und ich werde ihnen sagen müssen, ich habe euch noch nicht in das neue Leben gezeugt (eigene Wortfassung).

Ich wiederhole: Nicht irgendein Apostel ist der Meisterprediger, sondern das ist einzig und allein unser Herr Jesus Christus, und dieser predigt immer wieder: Die Voraussetzung, um glückselig werden zu können ist

Mt 5, 3: "Selig sind die arm im Geiste sind."

Was unser Meister mit diesem Wort meint, das steht mit anderen Worten im Evangelium Gottes. Z.B. in Jes 57, 15:

"So spricht der Hohe und Erhabene, dessen Namen heilig ist: Der ich in der Höhe und im Heiligtum wohne, und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist dieses Gedemütigten und das Herz dieses Zerschlagenen."

Noch einmal möchte ich unterstreichen: Gottes höchste Liebesoffenbarung hat er an diese Voraussetzung gebunden, an die erste der Seligpreisungen dort, und solange diese Voraussetzung in einem Herzen und Geist noch nicht geworden und erfüllt ist, gilt für den Betreffenden nicht: "Komme her zu mir, ich will dich erquicken, ich will dich selig machen." Sondern für denjenigen gilt, was Jesus in Joh 9, 39 spricht:

"Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen...auf daß die, die da sehen, blind werden."

Erst wenn dieser Mensch dann ein Blinder, ein Armer, ein Kranker, ein Sünder geworden ist, dann ruft Jesus ihn mit unserem Textwort Vers 13: Ich bin gekommen, diesen Sünder zur Buße zu rufen. Weil aber dieses Wort Buße nicht in eine "nur" Frohe Botschaft paßt, deshalb sagen viele Gläubige, steht dieses Wort Buße auch in den meisten Übersetzungen nicht. Wer so reagiert, der sollte sich daran erinnern, wie ein Luther seine Umkehr und Neugeburt erlebt hat. Für mich persönlich steht am Anfang jeder Predigt des Evangeliums von Jesus Christus der Ruf "tut Buße", so wie es auch unser Herr und Meister praktiziert hat.

Mt 4, 17:

"Von der Zeit an fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Königreich der Himmel ist nahe herbeigekommen."

Als dieser Jesus begann, die Worte und die Botschaft seines Vaters in dieser Welt auf den Herzensacker seiner Hörer, damals wie heute, zu säen, da waren und sind diese Herzen verschiedener Natur.

Das Evangelium, und durch das Evangelium bringt Gott jetzt Ordnung in diese Verschiedenheit. Zunächst ganz einfach dadurch, daß es spricht: Die einen sind gut, und die anderen sind böse. Wir wissen, daß diese Einteilung aber nicht für die Urschöpfung, sondern nur in der gefallenen Schöpfung Gültigkeit (siehe Heilsplan - Erbsünde) hat. Mit diesem Hinweis möchte ich sagen, daß der Zustand eines Herzens veränderbar sein muß. Wäre dem nicht so, dann hätte es keinen Sinn, daß Gott zu Kain sagt: Wenn du fromm (gut) bist, dann bist du mir angenehm, bist du aber nicht fromm, dann ruht die Sünde vor der Tür. Du aber herrsche über sie. In diesem Wort des Schöpfers seinem Geschöpf Kain gegenüber sehe ich schon den roten Faden, die Leitlinie für alles Handeln Gottes, nämlich er will diesen Kain, diesen Bösen, oder wie Jesus einmal zu den Gerechten in Israel sagt:

Joh 8, 44: "Euer Vater ist der Teufel."

nicht einfach vernichten, sondern über den Gerichtes- und Zerbruchsweg zur Erkenntnis ihrer Schuld und damit zur Buße führen. Wenn sie dann soweit sind, wenn sie solch ein guter Ackerboden sind, auf dem der gute Same von Jesus aufgehen kann, dann ist die Voraussetzung erfüllt, und dann kann die Gnade und die Liebe Gottes im vollem Maß sich auswirken.

Als Kains Same ist der Herzensacker einem Weg gleich, und Jesus lehrt, daß dann der Same, den er sät, für die Vögel (Geister Gottes) Bedeutung hat. Jetzt müssen die Gerichtsengel im Auftrage Jesu tätig werden und ihr Werk an der betreffenden Seele tun.

Heilskörperschaft Israel - Heilskörperschaft Christi

Evangelium für die Juden - Evangelium für die Nationen

Wir dürften uns jetzt alle darin einig sein, daß sich das Evangelium Gottes auf verschiedene Weise bei uns Menschen auswirkt, und vielleicht darf ich noch wie Paulus ergänzend hinzufügen: Da ist weder Jude noch Grieche. Desweiteren dürfte unbestritten sein, daß jeder von uns seinen eigenen individuell verschiedenen, aber erlösungsbedürftigen Körper besitzt. Ist dieser Körper (Persönlichkeit) dann einmal erlöst und heil, dann bezeichnen wir ihn als unseren heilen Körper oder Herrlichkeitskörper. Wenn wir diese Regel mit einer Mehrheit erweitern, sei es mit einem Volksstamm oder einem Volk, dann kommen wir logischerweise zu dem Resultat, daß es in der neuen Welt einmal genauso viele (erlöste) Heilskörperschaften gibt, als jetzt auf unserer Erde Unerlöste sind.

Ich frage euch, liebe Geschwister im Glauben, ist es nicht sehr kurzsichtig, wenn etliche von "nur zwei" Heilskörperschaften reden und dies auch noch zu einer Lehre ausbauen.

Natürlich sind die Heilskörperschaften drüben nicht alle gleicher Herrlichkeit, wo doch auch die einzelnen Körper jeder seine eigene Herrlichkeit hat, laut dem Evangelium Gottes.

1.Kor 15, 40-41: "...eine andere Herrlichkeit hat die Sonne, eine andere der Mond, eine andere die Sterne, denn ein Stern übertrifft die anderen an Klarheit (Herrlichkeit)."

Die erlösten Körperschaften haben wohl alle noch ihre charakteristischen Eigenschaften und Merkmale drüben, aber diese sind nicht mehr Quelle gegenseitiger Mißgunst und Streites, sondern dienen der gegenseitigen Ergänzung, so daß das Zusammenleben in diesem Makroorganismus so harmonisch abläuft, wie in einem gesunden Leib, oder einer idealen Volksgemeinschaft. Von dieser erlösten Supervolksgemein-schaft redet letztlich meiner Ansicht

nach das Evangelium Gottes, wenn es spricht:

1 Petr 2, 9-10: "Ihr aber seit das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das Heilige Volk...die ihr weiland nicht ein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid,",

und in Röm 9, 25: "... ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war, und meine Liebe, die nicht meine Liebe war."

In diesem Zustand der Vollendung führt aber nur ein Heilsweg. Dieser jedoch beginnt nicht bei Golgatha, sondern mit der Herzensacker-Zubereitung. Erst wenn das Herz der Braut bereitet ist, kann sie geheiratet werden (Esther-Ruth). In diesem Sinne sollte auch das Gleichnis von der königlichen Hochzeit in Mt 22 verstanden werden. Mit Golgatha wurde dann der Grund für das Königreich der Himmel gelegt.

Zum Schluß noch ein kurzer Blick in das nachfolgende Kapitel 10. Jesus sendet hier seine Jünger aus mit den Worten: Gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel und sprecht: das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. In dem späteren hohepriesterlichen Gebet (Joh 9, 17) ergänzt er diesen Sendungsauftrag mit den Worten: Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch auch. Und wie wir wissen, hat auch Jesus seinen Sendungsauftrag mit diesen Worten begonnen.

Ein Stolperstein für viele, gestern und heute, ist der Begriff Himmelreich. Wer nun immer noch glaubt, dieses Himmelreich komme mit äußeren Gebärden in den kommenden tausend Jahren auf diese Erde, der kann wohl auch mit dieser Bibelstunde heute wenig anfangen.

Der zweite Stolperstein, der meiner Meinung nach auch der Anlaß war, daß heute von einem Evangelium Gottes, des Paulus und einem anderen für Israel geredet wird bzw. daß das eine Evangelium Gottes in zwei zerrissen wurde, waren die mitfolgenden Zeichen (Mt 10, 1). Um diesen Begriff von den charismatischen Gaben aufzuhellen, war einer der Anlässe für meine Bibelstunde über das Thema Pfingsten.

Die Dreiteilung der Frohen Botschaft

Wie wir jetzt hören durften, lehrt das Evangelium Gottes, daß Jesus nur die Sünder und die verlorenen Schafe vom Hause Israel in das Reich Gottes ruft. Diese Gerufenen bilden seit Pfingsten die Gemeinde des Hauses Gottes und es werden in Apg 2, 47 laufend neue hinzugetan.

Der kranke und sündige Mensch hört von der "vollen Botschaft des Evangeliums" zunächst nur: du bist heil, dir sind deine Sünden vergeben, und folge du mir nach. Er befindet sich in dem Vorhofe des Hauses Gottes (Tempel).

Ist er dann durch die Tür in das Heilige und damit in die Leibesgemeinschaft Christi eingegangen, genießt er die lautere Milch des Evangeliums und freut sich seines Heils. Für Worte wie der Jünger ist nicht über seinen Meister oder, der nehme sein Kreuz auf sich, dafür hat er noch kein Ohr. Erst wenn dann aus dem Kleinkind ein geistig junger Mann geworden ist, bekommt dieser dann auch das Verlangen und ein geöffnetes Ohr für feste Speise des Evangeliums.

Wer darüber nachsinnt, der kann in dem Pfingstgeschehen nicht nur ein Sprachwunder, sondern auch ein Hörwunder sehen. Er kann des weiteren in 2.Tim 2, 15 kein Zerschneiden mehr, sondern ein Austeilen des göttlichen Wortes sehen. So wie ein guter Hausvater seinem Kleinkind auch nicht die gleichen Anweisungen und Aufträge erteilt wie seinem erwachsenen Sohn.

Christof Konzelmann

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