Unser heutiges Thema ist so umfangreich, daß ich nur einige grundsätzlich wichtige Punkte daraus aufzeigen möchte. Mit deren Hilfe wollen wir dann den "roten Faden" finden, der uns richtungsweisend für alle Schriftauslegung werden sollte.
Ist es nicht eine Vermessenheit, wenn so ein kleiner Erdenmensch glaubt, wissen zu können, was für Gedanken und Wege der Allmächtige Schöpfergott in Bezug auf seine Schöpfung hat?
Und noch eine zweite Frage: Gehört eine Predigt über dieses Thema an den Anfang einer christlichen Verkündigung, oder ist solch eine geistige Speise nur für Fortgeschrittene verständlich?
Antwort auf letztere Frage gibt uns Paulus in Kol 1, 9:
"Derhalben auch wir von dem Tage an, da wir von eurem Glauben gehört haben, hören wir nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistiger Weisheit und Verständnis."
Demnach war die Predigt des Paulus so angelegt, daß ein Nachfolger Christi recht bald den Willen und damit auch das Tun Gottes verstehen und lernen konnte. Wir wollen doch alle gute Mitarbeiter am Bau des Himmelreiches sein und keine blinden Eiferer, die oft mehr hinderlich als nützlich sind, sich selbst und anderen oft im Wege stehen. Ein Beispiel dafür: Ein Hausvater hatte ein größeres Anwesen. Weil es aber veraltet und zu klein war, wollte er es in dem kommende Jahr abbrechen und ein geeigneteres an dieser Stelle erbauen. Seinen Söhnen war dieses Vorhaben nicht bekannt, sie setzten deshalb ihre ganze Kraft dafür ein, daß das Dach neu gedeckt wurde und die Fassade erneuert wurde. Ihre Kraft, die an anderer Stelle dringend gebraucht worden wäre, wurde vergeudet. Das Anwesen wurde abgerissen.
Hebr 3, 10 sagt uns, daß Gott über sein Volk entrüstet war, weil sie seine Wege nicht erkannten und deshalb immerdar irrten.
Wenn wir also gewisse Schritte vorwärts, dem Ziele zu tun wollen, wenn wir uns nicht von jedem Wind der Lehre hin und her treiben lassen wollen, dann ist es für uns wichtig, daß wir Gottes Plan und seinen darin zum Ausdruck kommenden Willen kennenlernen. Nur wer die Übersicht über den ganzen Heilsweg hat, und nicht nur eine Teilstrecke kennt, kann ein guter Wegweiser für Unkundige sein.
Dem natürlichen, ungläubigen Menschen ist der Wille Gotte verborgen, er ist ihm ein Geheimnis (Röm 12, 2). Wer aber durch Christus ein Kind und Erbe Gottes geworden ist, dem will der Heilige Geist durch das Wort der Wahrheit dieses Geheimnis enthüllen. Eph 1, 9:
"Er hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens."
Wie dies dann in der Praxis abläuft, können wir in der Apostelgeschichte 18, 24-28 nachlesen. Dort wird uns sinngemäß geschildert:
In der Zeit der Urgemeinde kam ein begabter Redner und an Jesus gläubiger Prediger nach Ephesus. Dieser verstand und überschaute erst ein Teilstück von dem Heilsplan Gottes. Er wußte nur von der Predigt des Johannes (der Taufe des Johannes). Das meint: Er predigte das Gesetz in Paragraphen und Satzungen, wie "Tut Buße und bekehret euch." - Es gab aber in der dortigen Gemeinde auch Gläubige, die in ihre geistlichen Entwicklung weiter waren; diese nahmen "Apollos" zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch besser aus.
Woher wußten denn diese beiden, Aquila und Priscilla, von der weiterführenden Wegstrecke, die auch dem Täufer Johannes noch unbekannt war? Natürlich durch die Predigt der Apostel. Und weil jede Predigt aus dem Worte Gottes kommt, erkennen wir auch aus dieser Sicht, daß der Heilsplan Gottes in der Bibel niedergeschrieben ist, und zwar von A bis Z, vom Anfang bis zum Zielende.
DIE ENTSTEHUNG DER WELT
Am Anfang war, meinen manche, ein Urknall. Nach dieser Annahme wäre dann die Welt durch einen Zufall entstanden. Diese These lehnen wir Christen bekanntlich ab. In dieser Theorie kommt uns der Schöpfer zu kurz. Viel besser scheint uns: Am Anfang war der Vorsatz zu der Erschaffung der Welt im Herzen des Schöpfers. Und dann sprach er und tat er.
Als der Schöpfer selbst einmal von diesem Uranfang sprach, im Dialog mit Hiob, sagte er:
"Wo warst du Hiob, als ich die Erde gründete? Wer hat ihr einen Eckstein gelegt, da mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes?"
- Ja wie, sollten wir hier fragen, gab es denn damals schon Kinder Gottes? (Hiob 38, 4-7)
Und dann, nach diesem Hinweis auf den Anfang, das geheimnisvolle Wort in Hiob 38, 21:
"Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deiner Tage sind viel."
Logischerweise hätte demnach der Hiob, als Persönlichkeit, schon bei der Grundsteinlegung unserer Welt existiert. 1. Mose 1, 1:
"Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde."
Schon dieser erste Satz der Bibel hat es in sich. - Was mit der Bezeichnung "Erde" gemeint ist, glauben wir zu verstehen. Was sich jedoch in der Bezeichnung "die Himmel" verbirgt, das, meine ich, können wir nicht einmal erahnen!
Auf jeden Fall muß es eine wunderbar schöne Welt gewesen sein, weshalb IHN auch die Engelsfürsten (Morgensterne) und alle Kinder Gottes (Geistwesen-Engel) lobten. Diese Geistwesen sollten die Schöpfung verwalten und erhalten. Unterstreichen möchte ich hier, daß diese "Engel'' (Kinder Gottes) eigenständige Persönlichkeiten waren, mit einem freien Willen und mit der Anlage erschaffen, sich selbst positiv oder negativ entwickeln zu können. Diese Entscheidungsfreiheit führte in der damaligen ersten Welt zu der Entstehung "des Bösen" (Negativen).
Unter diesen "Morgensternen" war ein Engelsfürst namens Luzifer = Sohn der Morgenröte. Ihn beschreibt sein Schöpfer mit den nachstehenden Worten Hes. 28, 12-16:
"Du bist ein reinliches Siegel, voller Weisheit und außermaßen schön.- Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tag an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat. Dann bist du inwendig voller Frevel geworden vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt."
Dieser Luzifer entwickelte sein egozentrisches Bewußtsein immer mehr und kündigte eines Tages in seinem Hochmut auch den Gehorsam Gott gegenüber auf. Er wollte nun sein wie sein Schöpfer (Jes 14, 12), wie der Allerhöchste!
Endlich gelingt es ihm, einen großen Teil der Kinder Gottes für seine Empörung zu begeistern
(Off 12, 2-3).
Schon die Rabbiner des alttestamentlichen Judentums sahen in diesen Stellen eine sinnbildliche Prophetie auf den Fall Satans. Dieser Luzifer scheint von Anfang an eine besondere Stellung zu der Erde gehabt zu haben. Sie könnte das Zentrum seines Fürstentums gewesen sein und war dann in dem damaligen Zustand noch eine heile Lichtswelt. Erst als sich seine und die Missetat der mit ihm abgefallenen Engel gefunden hat (Judas Vers 6), mußte der Allmächtige eingreifen. Es kam ein Gericht über die Schöpfung, dessen Resultat war "Und die Erde ward wüst und leer."
Wenn wir den Begriff von der Erbsünde oder besser, Ursünde, verstehen und erklären wollen, müssen wir bis hierher zurückgehen.
Der hebräische Wortlaut für "wüst und leer" ist: "Tohu-wa-bohu". Dieses Tohu-wa-bohu läßt sich zwar auch mit "Leerheit" übersetzen. Ich sehe aber darin mehr den Sinn eines "wirren Durcheinanders". Daß dem so war, das bestätigt dann auch der nachfolgende Vers:
"Und der Geist Gottes schwebte (brütete) über dem Wasser."
"Wasser" ist an dieser Stelle symbolisch zu verstehen und bedeutet nach Off 17, 15:
"Die "Wasser", die du gesehen hast, sind Völker und Scharen und Heiden und Sprachen."
In diesem Brüten des Geistes über den Wassern und dem tohu-wa-bohu kann ich die Geburtsstunde des Heilsplanes sehen.
Was erdachte und plante die Liebe Gottes hier? Wollte sie das in die Finsternis Gefallene wiederher-stellen, oder will sie auf den Trümmern des Gefallenen etwas Neues, vielleicht viel Schöneres aufbauen? Die Antwort auf diese Frage ist von entscheidender Bedeutung für unser Thema.
Die Vertretung der Wiederherstellungslehre (Restitutionslehre) meint zwar auch, daß mit 1. Mose 1, 3 nicht eigentlich das Sechstagewerk der Schöpfung, sondern die Schilderung eines Wiederherstellungs-werkes der Schöpfung aus dem Urfall beginne. - Jesus selbst jedoch belehrt seine Jünger in einem Gleichnis, daß dies nicht das Ziel des göttlichen Heils ist.
Luk. 5, 36:
"Niemand flickt ein altes Kleid mit einem neuen Lappen, und niemand faßt den neuen Most in alte Schläuche; sonst zerreißt der Most die alten Schläuche und wird verschüttet."
Gott will also keine Reparatur, sondern etwas Neues schaffen. Eine weitere Bestätigung für diese wegweisende Kenntnis finden wir in Off 21, 5:
"Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu."
Dieses "alles neu" bezieht sich aber auf das Endziel und nicht auf die kommenden tausend Jahre Friedenszeit, wie viele meinen. Denn am Ende der tausend Jahre geht ja die Erdoberfläche in einem Feuergericht unter (Off 21, 19).
Auch wenn wir die Lebensverhältnisse auf dieser Erde "mit Gottes Hilfe" weitgehend verbessern könnten, wäre trotzdem ein Reich Gottes auf der jetzigen Wohnerde nicht möglich. Denn Jesus spricht:
"Das Reich Gottes ist nicht irdischer Art (von dieser Welt), es kommt auch nicht mit äußeren (irdischen) Gebärden, auch kann man den Bau dieses Reiches nicht mit irdischer Währung finanzieren."
Das Reich Gottes ist geistiger Art - es wird inwendig in uns in einem jeden, der von neuem geboren wird, der von Gott gezeugt und geboren wird. In Joh 3, 3 ist von diesem geheimnisvollen "Neuen" die Rede. Der Pharisäer Nikodemus wollte gerne das Ziel Gottes (Reich Gottes) erlangen und kommt mit der Frage zu Jesus, wie das zu bewerkstelligen wäre. Ihm wird die Antwort: "Du mußt von neuem geboren werden" gegeben. Nikodemus hat wohl auch schon als Kind gehört, daß es in dem Reich Gottes (Himmel) so viel schöner wäre als hier auf der Erde, ohne Leid, ohne Geschrei, voller Seligkeit. Nach diesem Ort war sein Verlangen, wie bei uns auch. Er wußte nicht, daß dieser Ort ja noch gar nicht existierte, auch nicht irgendwo im Universum! Darüber sollten auch wir erst einmal stille werden und über den letzten Satz nachdenken.
Das Heilsziel Gottes beginnt hier und jetzt auf der Erde, in uns. Und wenn wir sterben, trägt jeder Erlöste sein Samenkorn hinüber und ergänzt damit die Schar der erlösten Samenkörner drüben. Auf diese Weise wird das himmlische Vaterhaus gebaut.
Gehen wir noch einmal zurück zu dem Anfang. Durch den Urfall mit Luzifer wurden wir geschaffenen Geistwesen Finsternis und kamen ferne von dem göttlichen Licht. Als wir dann endlich Adams (Erdlinge) werden durften, war dieser Schöpfungsakt nicht das Ende einer Fehlentwicklung, sondern der Anfang einer neuen Ära mit dem Ziel, daß aus dem ursprünglich geschaffenen Geistwesen einmal ein "Kind Gottes" wird, das die Wesenseigenschaften seines Vaters besitzt.
Dieses Vornehmen Gottes ist so gigantisch, daß wir als Erdlinge es nicht voll erfassen können; denn nicht nur wenige sollen dieses Ziel erreichen, sondern in 1. Kor 15, 22 steht:
"Denn wie sie in Adam alle sterben also sollen sie in Christo alle lebendig gemacht werden."
Aus dieser Bibelstelle können wir auch schon entnehmen, wer der von dem Allmächtigen erwählte Bevollmächtigte ist, seinen Heilsplan auszuführen. Wir wollen noch einige weitere Stellen anführen, die uns diesen Bevollmächtigten zeigen.
In 1. Kor 15 ab Vers 25 wird das Ende des Planes beschrieben:
"Er (Christus) muß herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße lege."
Vers 28:
"Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allen."
Wie muß ein Bevollmächtigter gesinnt sein?
Phil 2, 8-11:
"ER erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Name gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters."
Die Erwählung Jesu Christi zum Bevollmächtigten ist nicht nur für uns Menschen, sondern auch für das gesamte Universum von größter Bedeutung. Das zeigt uns Gottes Wort besonders deutlich in Off Kap 5. Dort wird uns nicht nur die Amtseinführung des Christus gezeigt, sondern auch all die geistigen Größen, Fürsten und Gewaltigen, die an dem göttlichen Werk mitarbeiten müssen. In den nachfolgenden Kapiteln, ab dem 5. Siegel, zeigt uns Gott dann auch noch die irdischen Mitarbeiter an der Ausführung seines Planes. Weil diese Auslegung von Off 5 wenig bekannt ist, wollen wir hier noch ein wenig stehenbleiben.
Johannes sieht in dieser Schau den Allmächtigen auf seinem Thron im Himmel. In dessen rechter Hand ist ein Buch beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.
"Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?"
Dieses Buch in der Hand des Allmächtigen ist der Heilsplan Gottes.
Das Buch ist beschrieben inwendig und auswendig, da meint: Es beinhaltet unsichtbares und sichtbares Geschehen, Irdisches und Himmlisches. Die große Frage ist nur: Wer ist fähig und würdig, die Gedanken und Pläne Gottes zur Ausführung zu bringen. Und die Himmlischen fanden niemand, weder in der Höhe noch auf der Erde noch unter der Erde, der dazu fähig gewesen wäre (Vers 3). Darüber war Johannes sehr traurig. - Und einer von den Ältesten spricht zu ihm: Sei nicht traurig! Siehe es hat überwunden der Löwe der da ist von dem Geschlechte Juda, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel. Dieser Löwe aus Juda, das Lamm Gottes, nahm das Buch aus der Hand des, der auf dem Thron saß (Vers 7). -
Damit ist für uns wieder klar: Nur Jesus Christus ist der Generalbevollmächtigte des Allmächtigen, dessen Gedanken zur Kenntnis zu nehmen und dessen Pläne auszuführen.
Ich will einmal mit einem Gleichnis den Inhalt von Off 5 versuchen zu erklären. - Ein Mächtiger plant ein großes Bauwerk. Er wird sich zunächst gründlich überlegen, wie alles werden soll. Dann wird er das Erdachte zu Papier bringen, er wird sich einen Plan machen, einen sogenannten Bauplan ausarbeiten. Diesen Bauplan hält er nun in der Hand. - Auf der ersten Seite des Planes (dem ersten Siegel) ist der verantwortliche Chefarchitekt aufgeführt. Kap. 6, 1-2:
"Und ich sah, daß das Lamm eines der Siegel auftat ... und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft und daß er siegte!"
Die zweite Seite des Bauplanes (das zweite Siegel) zeigt uns die Macht oder den Mächtigen, um deswillen eigentlich der ganze Plan notwendig wurde, Satan. Durch seine Erhebung gegen den Allmächtigen wurde ja der Friede von der Erde, von der 1. Schöpfung genommen (Vers 4).
Auf der dritten Seite (dem dritten Siegel) zeigt uns das Lamm andere Gegenwirker, die in Eph 6, 12 als die Fürsten und Gewaltigen dieser Erde bezeichnet werden. Ihr Anführer ist der Fürst dieser Welt. Sein Motto lautet: "Wohlleben und Lebensstandard verbessern", "dem Öl und Wein tut kein Leid".
Im vierten Siegel haben wir die Macht des Todes. Der Plan sieht ja vor, daß auch diese Macht einmal ausgeschaltet wird.
Aber noch wird sie dringend gebraucht!
Im zweiten, dritten und vierten Siegel haben wir negative Werkzeuge (linke Hände) des Vaters erkannt. (Bitte dazu Jes 13, 5 lesen!). Nun aber in dem fünften Siegel schauen wir eine Gruppe Menschen, die im positiven Sinne Mitarbeiter am Werke Gottes sind. Es sind dies die "Knechte" Gottes. Sie wirkten seit Adam bis Golgatha. Als treue Gesetzesvertreter konnten sie erst nach der Auferstehung Jesu das weiße Kleid erhalten (Off 6, 11).
Im sechsten Siegel haben wir das Gericht. Wenn Jesus in Joh 9, 39 spricht:
"Ich bin zum Gericht in die Welt gekommen.",
dann können wir an dieser und ähnlichen Aussagen ersehen, daß das Gericht ein sehr wichtiger Faktor in dem Heilsgeschehen ist. Ohne das Gericht wäre ein Fortschritt an dem Werke Gottes nicht möglich. Ohne Gericht kein Heil!
Das 7. Siegel zeigt uns dann endlich diesen Teil der Offenbarung Jesu Christi, den wir nach herkömm-lichem Verständnis in der "Offenbarung" suchen, nämlich das, was in der Zukunft geschehen soll. Die Zahl sieben bedeutet ja bekanntlich "Vollständigkeit". In der vor uns liegender Zukunft wird demnach alles vollständig zum Abschluß gebracht, alles das, wovon die ersten 6 Abschnitte geredet und was sie angedeutet haben. Im Heilsplan Gottes steht also nicht nur zukünftiges Geschehen, sondern dieser steht unter dem Leitsatz von Off 1, 19:
"Schreibe was du gesehen hast (was da war), was da ist und was da geschehen soll."
In der Zeit des 7. Siegels übernehmen dann die erlösten Neugeborenen mit ihrem Erlöser eine Hauptrolle im unsichtbaren und in dem sichtbaren Lebensbereich (Off 11, 15 und 1 Kor 15, 50-55).
Josua 6, 26
Ein wenig bekanntes Wort, das aber unser Thema von dem Heilsplan blitzartig, kurz beleuchtet, haben wir in Josua 6. In diesem Kapitel geht es um das Schicksal Jerichos. Der Name Jericho hat zwei verschiedene Bedeutungen. Zum ersten wird Jericho von dem hebräischen jareah = Mond abgeleitet und bedeutet "Mondfestung". Jericho ist in diesem Zustand ein Symbol für die gefallene Erde, eine Festung des Beherrschers der Nacht, des Mondes. Die andere Bedeutung finden wir in 5. Mose 34, 3. Dort wird Jericho die "Palmenstadt" genannt, wohl auf Grund seiner geschützten, fruchtbaren und fast tropischen Lage. In dieser Bedeutung kann ich ein Symbol auf die Erneuerung der gefallenen Schöpfung sehen.
Wie uns bekannt ist, hat Josua diese zu der damaligen Zeit fast uneinnehmbare Festung sieben Tage lang belagert. Jeden Tag mußte er einmal mit seinen Kriegsleuten die Stadt umziehen und am siebten Tag dann sieben mal. Dazu wurden die Halljahrsposaunen geblasen, und es fielen die Mauern. Dieses Ereignis hat heilsgeschichtliche Bedeutung, denn als Josua vor der zerstörten Stadt stand, bekam er eine prophetische Weissagung und sprach (Jos, 6, 26):
"Verflucht sei der Mann vor dem Herrn, der sich aufmacht und diese Stadt Jericho wieder baut! Wenn er ihren Grund legt, das koste ihn seinen ersten Sohn; und wenn er ihre Tore setzt, das koste ihn seinen jüngsten Sohn."
Wem hier der Heilige Geist die Augen öffnet, der darf in staunender Anbetung einen Blick in die Tiefe des unausschöpflichen Wortes werfen. Er schaut, wie sein Gott schon am Anfang des Alten Testamentes seinen Heilsplan und dessen wesentliche Punkte zur Erlösung einer gefallenen Welt vorgeschattet hat. Jesus spricht in Luk 14, 18-31:
"Wer ein großes Werk plant, der sollte zuerst auch die Kosten überschlagen, ob er auch hat hinauszuführen; damit er nicht eines Tages das Werk halbfertig liegen lassen muß und zum Gespött seiner Gegner wird."
Und seht, genau das hat Gott von Anfang an getan und in seinen Plan eingebaut. Deshalb kann er schon in 1. Mose 3, 15 zu der Schlange sagen:
"Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du darfst ihn in die Ferse stechen."
Dieser Weibessame ist Jesus, der erstgeborene Sohn Gottes. Er wurde bei der Grundlegung der neuen Schöpfung geopfert. Das ist auf Golgatha geschehen. 1 Kor 3, 11:
"Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus."
Auf diesen Grund, dieses Fundament, wird nun die gefallene Schöpfung, das zerstörte Jericho, in größerer Herrlichkeit aufgebaut, wie es auch Eph 2, 20 beschreibt:
"Und wenn er ihre Tore setzt, kostet es ihn seinen jüngsten Sohn."
Der Grund ist gelegt, jetzt geht es an den Aufbau und die Fertigstellung. Wer ist nun der "jüngste Sohn"? Antwort: Es ist die Gemeinde Jesu, der Leib des Christus, oder mit noch anderen Worten, der Same des Christus, wie diese Nachfolger in Jes 53, 10 bezeichnet werden:
"Und wenn er (Christus) sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Samen haben und in die Länge leben, und Gottes Heilsplan wird dadurch weitergeführt."
In diesem Sinne lehrte Jesus damals seine Jünger und auch uns heute, indem er spricht:
"Der Jünger ist nicht über seinen Meister. Haben sie mich verfolgt, dann werden sie auch euch verfolgen. Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."
Das Weizenkorngleichnis gilt nicht nur für den Meister; sondern auch für den Jünger:
"Denn, wer sein Leben liebhat, der wird es verlieren, wer es aber verliert um meinetwillen, der wird es hundertfältig wieder erhalten."
Weitere Bibelstellen, die ebenfalls diesen Opfergang der jüngeren Brüder des Erstgeborenen bestätigen - auch Paulus sah sich bei dieser Gruppe - sind: Kol 1, 24; Röm 8, 17; Joh 12, 24; Phil 3, 10; Joh 3, 16.
Der HEILSPLAN als Weg
Wie ich schon an dem Anfang angedeutet habe, können wir uns den Heilsplan Gottes auch als einen Weg vorstellen. Dieser hat seinen Anfang in 1.Mose 1, 2 und sein Ziel in Off 21, 5 mit dem:
"Siehe, ich mache alles neu."
Wie heute jedermann weiß, teilt sich die Bibel in ein Altes und ein Neues Testament. Schon daraus können wir folgern, daß unser Weg zu Gott auch aus zwei Hälften besteht. Siehe Skizze:
alter Bund neuer Bund
A _______________________ ___________________________ Z
Knechtschaft Frei vom Gesetz
Jeder Wanderer, der aus der Knechtschaft in die Freiheit gelangen will, muß seinen Weg bei A beginnen, er sei ein Einzelner wie Abram oder ein Volk wie Israel, er heiße Petrus oder Paulus, er sei ein Jude oder ein Grieche, er sei ein Nachkomme Ismaels oder Isaaks. Diese Erkenntnis will Paulus mit den Worten in Gal 4, 22-24 lehren:
"Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte: einen von der Magd, den anderen von der Freien. Aber der von der Freien ist durch die Verheißung geboren.
Diese Worte bedeuten etwas. Denn das sind die zwei Testamente: eins von dem Berg Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, welches ist die Hagar. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie, die ist unser aller Mutter ."
Vers 28:
"Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung."
Wer nun auf seinem Weg zum Ziel das Kreuz passiert hat und sich somit in der zweiten Hälfte des Weges befindet, für der gilt der vorstehende Vers 28.
Bitte überdenkt noch einmal, ob es stimmt, wenn ich behaupte, daß aller Same Adams seinen Weg bei A beginnen muß und einmal unter dem Gesetz der Knechtschaft gestanden hat, auch welchen "unbarmherzigen Bestimmungen" so ein Geknechteter folgen muß, das sehen wir nicht nur bei den Nachkommen Ismaels, den Ajatollahs, sondern auch bei den Nachkommen Isaaks und Jakobs. Wie schnell hatte noch ein Petrus sein Schwert zur Hand und wie verhielt sich Paulus vor seinem Golgatha, als er noch ein Saulus war. Und dann Israel? 1. Sam 15, 3:
"So ziehe nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem was sie haben; schone ihrer nicht, sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel."
Wer sich auf der ersten Hälfte des Weges befindet, der hat Herren zu dienen und zu gehorchen, die solche Gebote erlassen. Und wehe, wenn sie ein Tüttel der Gesetze nicht befolgen und vielleicht aus irgendeinem Grunde ein Weib oder einen Mann nicht töten, dann sind sie selbst des Todes (1. Sam 15, 15). - Das wirft dem mündigen Christen einige Fragen auf. Und genau auf diese Problematik zielt Paulus dort in Gal 4, 24, wenn er schlicht und einfach sagt: Die zwei Testamente bedeuten etwas (viel)! Darüber sollte jeder von uns nachsinnen und mit seinen Fragen zu seinem Herrn kommen. Ist die Zeit für ihn erfüllt, dann wird er durch den Heiligen Geist Klarheit bekommen.
Wie wir aus der einfachen Skizze vom Heilsweg ersehen konnten, steht jeder Mensch vor Golgatha als Geknechteter und unter dem Gesetz des Todes und dann nach Golgatha unter dem Gesetz des Geistes, des Gesetzes Christi. Unsere Frage ist nun: Wer hat dieses unbarmherzige Gesetz erlassen und wacht über seine Durchführung? Wer besitzt die Gerichtshoheit über die Übertreter der Gebote? Ein Gott der Liebe und Barmherzigkeit kann es nicht sein, auch nicht Luzifer oder dessen Fürsten, denn diese fordern nicht die alleinige Anbetung des Allerhöchsten. Bleiben also nur noch die rechtschaffenen Engel Gottes, die nicht an dem Abfall beteiligt waren (die rechten Hände Gottes). - Wir wollen versuchen, dies zu begründen, und gehen deshalb noch einmal zurück zu der vorstehend zitierten Stelle in Hiob 38, in der Gott selbst von der Urschöpfung redet, nach der ihn die Morgensterne und alle Kinder Gottes lobten. Wir haben dort gezeigt, wie der Urfall zustande kam und ca. ein Drittel der Engel abgefallen sind. Die getreuen zwei Drittel, die sich an der Empörung nicht beteiligt haben, wurden natürlich auch nicht verstoßen und können von sich sagen: Wir sind immer im Vaterhaus geblieben und haben Gottes Gebote gehalten und seinen Willen getan.
In dem Gleichnis von dem verlorenen Sohn (Luk 15, 29) sehe ich in dem bei dem Vater gebliebenen Sohn ein Bild für diese rechtschaffenen Kinder Gottes.
Als nun der Schöpfer in einer Ratsversammlung (Hiob 1, 6) einmal von seinen Heimholungsplänen redete oder diese andeutete, da begehrten die Rechtschaffenen auf und sagten: Allmächtiger, damit können wir nicht einig sein. Das verträgt sich nicht mit dem von dir erlassenen Gerechtigkeitsgesetz, dem doch alle Welten unterliegen. Nach diesem Gesetz darf der Ungehorsame (Sünder) nicht mehr in deinem Hause leben. Zumindest müssen diese Gefallenen erst einmal beweisen, daß sie sich gebessert haben. Sie müssen erst einmal zeigen, daß sie deine Gebote halten. - Gut antwortete, innerlich lächelnd, der Allmächtige: Ein jeder von euch Göttern stelle für sein Volk ein Gesetz auf! Und wer dieses nicht befolgt, soll sterben.
5. Mose 33, 2:
"Von "seiner Rechten" ging ein feuriges Gesetz an sie aus;" (Heb 2, 2).
In seiner Liebe hatte er ja schon seinen Sohn ersehen. Dieser sollte das Gesetz, wenn es seinen Zweck erfüllt hatte, für den bußfertigen Sünder stellvertretend erfüllen. Davon sagte er aber den unbarmherzigen Göttern noch nichts; sie hätten es auch nicht verstanden (den Engeln dürfte das Geheimnis Gottes auch heute noch verborgen sein.) (1 Petr 1, 12).
Der Erzengel Michael war ein besonders rechtschaffener Engelsfürst. Er entwarf für sein Volk deshalb auch ein besonders strenges und umfangreiches Gesetz, das dann auf dem Berge Sinai dem Mose übergeben wurde.
Wie wir wissen, ist das Gesetz ein "Zuchtmeister" auf Christus hin. Und je strenger ein Gesetz ist, desto eher erkennt ein Mensch seine Unfähigkeit und Hilfsbedürftigkeit und schaut sich nach einem Helfer um. - Lesen wir in diesem Sinne noch einmal die Verse in Gal 4, 24. Vielleicht können wir jetzt verstehen, warum Paulus das Gesetz vom Sinai gleichstellt mit dem der Hagar-Ismael.
Jetzt könnten wir auch erkennen, welcher Gott dem König Saul ein so unbarmherziges Gebot auferlegt hat, zu morden, und alles was lebt, totzuschlagen (1. Sam 15, 3). Und wir können weiter verstehen, warum und auf wessen Anweisung der "treue" Knecht Allahs, Chomeini, alle ermorden läßt, welche die Gesetze seines Gottes mißachten, auch warum Saulus, als er noch ein treuer Gesetzesvertreter war, Stephanus ermorden ließ. - Soviel zu der Entstehung des Gesetzes, der ersten Hälfte des "Weges"!
Von der zweiten Hälfte des Weges, der über Golgatha und die Heiligung zur Vollendung führt, haben und hörten wir laufend gute Predigten, so daß ich heute nur kurz die Schwerpunkte des Weges anhand der Biographie unseres Vaters Abraham (dem Vater aller Glaubenden) aufzeigen möchte (Hebr 11).
Auch Abraham stand von Geburt an unter den Geboten und Satzungen seines Vaterhauses und seiner Verwandtschaft. Unter was für einer Gesetzgebung stand er denn da, unter der von den Chaldäern, oder? Überlegt euch diese Frage! Entscheidend für ihn war, daß er gehorsam war, als er eines Tages die Aufforderung in seinem Herzen hörte: "Ziehe aus, mache dich auf den Weg in ein Land, das ich dir zeigen werde!" Nicht halbherzig, sondern ohne Wenn und Aber hat er alle Brücken hinter sich abgebrochen und sich auf den Weg gemacht. Mit der Familie des Abrams zog auch die Familie des Lot mit aus. - Die "zwei" Familien bedeuten etwas! Denn als dann die Prüfung ihres Entschlusses und ihres Glaubens kam (1. Mose 13, 11), da wählte Lot lieber den irdischen Segen, die fruchtbare Gegend um Sodom. Auch Lots Frau sah zurück und wurde zur Salzsäule (1. Mose 19, 26). - Daran sollen wir erkennen: Sie sind irgendwo auf dem Wege steckengeblieben und gestorben, sie haben das Ziel der Verheißung, das Neue, nicht erlangt. Ich meine, der Nachfolger Lots sind mehr als der Nachfolger Abrahams. Wie viele haben schon einen so scheinbar guten Start gehabt und sind auf der Strecke geblieben! Denken wir an das paulinische Gleichnis von der Kampfbahn!
Für mein zügiges Vorwärtskommen ist es nicht entscheidend, ob ich viele oder wenige Fehler mache, Fehler machte auch Abraham. Entscheidend aber ist, was ich aus den Fehlern lerne, wie und ob sie mein Inwendiges verändern! Wird dadurch vielleicht mein Bemühen gestärkt nach dem Motto: "Gelobt sei was hart macht, und was mich nicht umwirft, macht mich stärker"; Oder wird dadurch mein Ego geschwächt, so daß ich mehr und mehr erkennen lerne: "Mit meiner Kraft ist nichts getan, ich bin gar bald verloren", und dadurch mein Gottvertrauen zur Entfaltung kommt? Röm 4, 3:
"Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet."
Dieser Glaube brachte den Abram auf dem kürzesten Wege zu dem Nullpunkt, zu dem Kreuz Christi. Der ihn gerufen hatte, reichte ihm jetzt die Hilfe in Christo Jesu dar; und dieser erfüllte für ihn das Gesetz (die Forderung der Götter) in vollkommener Weise. Abram bekam einen neuen Namen, das "H" (H=Gnade), 1. Mose 19, 5:
"Von jetzt an sollst du Abraham heißen."
Als Bestätigung und äußeres Zeichen durfte er jetzt auch den verheißenen Isaak, die Erstlingsfrucht, empfangen und sich an ihm erfreuen.
Damit war aber Abraham noch nicht am Ziel seiner Reise, sondern erst wieder am Anfang der zweiten Hälfte seines Weges. Ein Höhepunkt der Verheißung war die Opferung des Isaak! Was uns in diesem Vorbild gezeigt wird, das nennt Paulus "feste, geistige Speise". Auch hier dürfen wir uns an das Wort in Prd. 3, 15 erinnern:
"Was geschieht, ist zuvor geschehen."
Solch ein Opfer hat der Allmächtige als Gott der Liebe gebracht, indem er seinen geliebten erstgeborenen Sohn Jesus und dann die Jüngsten, die Nachgeborenen (Hiob-Abraham-Petrus-Paulus-Johannes-Stephanus usw.) in die Hände der Versucher gab, damit diese IHN, den Erstling, in die Ferse stechen durften (Hiob 1, 9-20). Auf diese Weise wurden die Söhne zu Überwindern und konnten über alle Majestäten erhöht werden! Und gleichzeitig wurde dadurch die Hartherzigkeit, der Irrtum und der Egoismus dieser eingebildeteten Götter für das ganze Universum offenbar gemacht, wodurch diese "Götter" selbst wieder gerichtsreif werden und damit der Heilsplan Gottes sich auch an ihnen auswirken kann, wie geschrieben steht. 1Kor 6, 3:
"Wisset ihr nicht, daß ihr über Engel richten werdet!"
Dazu auch Heb 2, 5-7:
"Wer es verstehen kann, der verstehe es."
Christof Konzelmann