Die letzte Jahrwoche

 

 

In Daniel 7, 12 lesen wir, daß der Allmächtige für jedes Volk Zeit und Stunde bestimmt hat, wie lange ein jedes währen sollte. So wurde auch Israel, dem Volke Gottes, seine Zeit zugeteilt. Laut Daniel 9, ab Vers 24, beträgt die Zeit Israels 70 Jahrwochen, dann wird dem Übertreten der Gebote gewehrt, die Sünde und Missetat abgetan und ein Hochheiliges gesalbt werden. Unter dem Hochheiligen verstehen wir, daß Jesus für sein Volk auf dem Ölberg wiederkommt. Aus dieser biblischen Zeitangabe wird uns dann deutlich, daß mit der Kreuzigung Jesu auf Golgatha die 69. Woche der Zeit Israels zu Ende gegangen ist. Dann kam das Gericht für Israel. Es wurde zerstreut unter alle Völker. Damit ist die Zeituhr Israels stehengeblieben. Sie wird wieder anfangen zu ticken, wenn das Volk aus den Nationen und Himmelsrichtungen durch den Arm Gottes in das verheißene Land Kanaan heimgeholt wurde. Schon hier wollen wir besonders darauf achten, daß die fehlende 70. Jahrwoche nicht mit der Gründung Israels im Jahre 1948 begonnen hat. Das können wir heute sicher sagen, weil es die Geschichte bestätigt hat. Die letzten 7 Jahre ihrer Zeit beginnen also erst, wenn Israel und Juda aus allen Völkern und Himmelsrichtungen gesammelt ist. Wenn dieses der Fall ist, dann heißt es in Daniel 9, 27:

"Er wird vielen den Bund stärken eine Woche lang."

Wer ist dieser "er"? Es ist der Antichrist, welcher uns in Off 13 in Person, Macht und Wesen gezeigt wird.

"Eine Woche lang" meint das gleiche wie "in den letzten Tagen" oder "in der letzten Jahrwoche", also eine Zeitspanne von 7 Jahren und zwar genau 7 Jahre. Deshalb, weil das prophetische Wort diese Zeitangabe in Tagen, Monaten und in Jahren angibt. In der letzten Hälfte dieser Jahrwoche wird der Zorn Gottes die sog. Zornschalengerichte über die ganze Welt ausgießen. Diese Weltmacht, die in dieser letzten Jahrwoche die Herrschaft über alle Völker auf dieser Erde hat, nennt die Bibel auch "das 4.Tier, das da war und nicht ist und wieder sein wird" (Off 17, 8). Es wird vielen den Bund stärken eine Woche lang. Bei diesen vielen, die durch dieses Bündnis groß werden, wird auch Israel sein. Ihr kleines Horn wird in den ersten 3,5 Jahren sehr wachsen (Dan 7, 24; Off 17, 12). Das Tier wird auch Israel zum Tempelbau verhelfen und ihm neues Land zusprechen (Jer 30, 18) und weil das Haupt des 4.Tieres noch jüdisches Blut in seinen Adern hat, glaubt Israel, es wäre ihr Messias. Erst wenn dieser sich dann nach 3,5 Jahren in den Tempel setzt und dort einen Greuel aufrichtet, erkennen viele Verständige im Volk die Verführung, auf die sie hereingefallen sind und werden die anderen lehren (Dan 11, 33; 12, 10).

Jehova läßt die Verführung seines Volkes deshalb zu, damit endlich das verkehrte Wesen Isaels in vollem Maße offenbar wird. Dieses "verkehrte Wesen" hat aber nicht nur Israel, sondern auch die große Hure, die an vielen Wassern (Völkern) sitzt (Off 17, 1). Deshalb muß auch diese große Hure dieser Verführung anheim fallen.

Was sollten wir in diesem Zusammenhang unter dem verkehrten Wesen verstehen? Es ist die fleischliche Gesinnung, das Streben nach irdischer Macht und Herrschaft. Ich will versuchen, dies kurz zu begründen. Schon den Erzvater Jakob beherrscht dieses verkehrte Wesen. Mit List und Tücke hat er seinen Bruder um sein Erstlingswerk betrogen. In eigener Kraft hat er alles, was er wollte, zu erlangen versucht (Hos 12, 49). Wenn ihre Propheten ihnen damals verkündigten, daß sie z.B. Haupt unter den Völkern werden sollten, dann war sich das Volk einig darüber, wie sich diese Verheißung zu erfüllen hätte, nämlich darin, daß sie die Weltherrschaft bekommen müßten. Nur zu diesem Zweck erwarteten sie ihren Messias. Verstehen wir jetzt, wenn selbst die engsten Nachfolger Jesu, die 12 Jünger, diese Erwartung hatten. Als ihr Meister sie von diesem Irrtum heilen wollte und ihnen sagte, sein Reich sei nicht von dieser Welt und dieser Art, konnten sie es doch nicht verstehen und waren nach seiner Kreuzigung mehr als nur enttäuscht von seiner Sendung. Als das Volk in die Zerstreuung kam und sie erkennen mußten, daß dieses Ziel mit militärischen Mitteln nicht mehr zu erreichen war, erhielten sie von ihrem Vater, dem Teufel (Joh 8, 44) eine listige Eingebung: Sie erkannten die Wahrheit des Wortes "Geld regiert die Welt". - Wenn es ihnen gelingen würde, die Banken dieser Welt zu beherrschen, dann könnten sie ihr Ziel auch auf anderem Wege erreichen. Die Verständigen unter uns wissen, wie sehr ihnen dies mit Hilfe der Rothschilds und der Illumination gelungen ist.

Schauen wir nach dem heutigen Israel. Auf welche Kraft setzt heute dieser kleine Staat? Sie schufen die schlagkräftigste Armee im nahen Osten und besitzen Atomwaffen. Sie sind - so meinen sie - auf dem besten Wege zu ihrem Ziel. Wenn jetzt noch einer kommen wird und ihnen dabei Unterstützung zuteil werden läßt, dann muß dies doch ihr Messias sein.

Ich will aber noch einmal daran erinnern, daß nicht nur die Juden solch fleischliche Gesinnung haben. Auch die große Hure meint, durch eigene Anstrengungen den Frieden auf dieser Welt schaffen zu müssen und zu können.

Betrachten wir von dieser Auslegung und Erkenntnis her das aktuelle Zeitgeschehen, den Golfkrieg, dann muß dieser von den Westmächten gewonnen werden, schon deshalb, weil Israel ein Bündnis mit dem Westen schließen wird. Die letzte, die 70. Jahrwoche könnte für Israel dann beginnen.

Wer solch eine Entwicklung heute prophezeit, braucht kein besonderer Kenner des göttlichen prophetischen Wortes zu sein. Das prophetische Wort der Bibel redet an vielen Stellen im Alten wie im Neuen Testament von dieser letzten Zeit. Wenn wir ein genaues Bild von der politischen Situation in der Völkerwelt haben wollen, müssen wir beachten, daß alle Worte ohne Ausnahme in dieses Bild passen und sich gegenseitig bestätigen wie bei einem Puzzlespiel. Wenn wir oben ein ganz grobes Bild gezeichnet haben dadurch, daß die Westmächte, daß Amerika den Golfkrieg gewinnen muß, dann wollen wir jetzt noch einige Worte zusätzlich betrachten, um dieses grobe Bild zu verfeinern und zu vervollständigen.

Wir kennen das Standbild in Daniel 2, das die Reihenfolge der Weltreiche zeigt. Das letzte in Gestalt der 2 Beine deuteten bislang alle Ausleger als die 2 Machtblöcke Ost und West. Daniel beschreibt den Krieg zwischen diesen beiden Mächten als einen Kampf zwischen einem Widder mit 2 Hörnern und einem Ziegenbock, der aus dem Westen kommt mit 1 Horn. Wiederum waren sich die Ausleger einig, daß dieser Ziegenbock Amerika meint. Wie bekannt, verstehen wir in der prophetischen Bildsprache unter dem Symbol "Horn" eine Macht. So hat der Widder, der im Osten ist, 2 Hörner. Das eine ist mit ziemlicher Sicherheit die Militärmacht der Sowjetunion, das andere dürfte nach neuester Auslegung der Islam sein. Daniel 8 zeigt uns, daß der Widder mit dem Ziegenbock kämpft und er wird von dem Ziegenbock besiegt. Wie wir schon angedeutet haben, wird also in dem derzeitigen Krieg die USA der Sieger sein und doch - so heißt es in Daniel 8,22 - wird sein Horn zerbrochen.

Gibt es heute, 1991, überhaupt eine Macht auf der Erde, die die Weltmacht USA zerbrechen kann? Am 7.2.91, um 22 Uhr, hörte ich persönlich im Fernsehen den amerikanischen Verteidigungsminister die Worte sprechen: Es gibt derzeit nur eine Macht auf der Welt, die Amerika in 30 Minuten zerstören kann. Er meinte damit die sowjet-russische Atomwaffe.

In Off 18 zeigt uns Christus das große Babylon der Endzeit. Alle Kaufleute und Königreiche der Erde sind reich geworden dadurch, daß sie mit diesem Babylon Handel getrieben haben. Ich möchte in Erinnerung rufen, daß das Wort Gottes hier nicht von dem Babylon der Vergangenheit spricht, das Saddam Hussein wieder bauen möchte. Nein, hier redet die Bibel von dem großen Babylon der Endzeit und damit ist die Wirtschaftsmacht der USA gemeint. Alle internationalen großen Geschäfte werden heute in Dollars abgewickelt. In Off 18 heißt es weiter, daß diese Macht in einer Stunde vernichtet wird (V 10 und 17). Solange diese Weltmacht noch besteht, kann Europa nicht Weltmacht Nr 1 werden. Darüber denkt nach! Ich will ein weiteres Wort, den Vers 4, aus diesem Kapitel herausgreifen:

"Gehet aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen".

Im Zusammenhang der letzten Jahrwoche ist dies eine Warnung für die Juden und es erfährt in unseren Tagen eine besondere Bedeutung dadurch, daß viele Juden, die das Gefängnis um Mitternacht verlassen dürfen, in ihrem verkehrten Wesen nicht mehr nach Israel flüchten wollen, sondern nach dem Westen und nach Amerika. Wir lesen nach in Jer 16, 14-18.

Auch Jer 30 und 31 wird sich in den nächsten Jahren vollends erfüllen. In Jer 30, 18 heißt es am Schluß:"...und der Tempel soll stehen nach seiner Weise." Wenn Gott aber dafür sorgt, daß viele Millionen zerstreuter Juden heimgeholt werden, dann muß er doch vorher dafür sorgen, daß eine Landerweiterung stattfindet und daß der Tempel wieder aufgebaut wird.

Dies alles wird geschehen mit Unterstützung des letzten Weltherrschers - "denn wie es war zu der Zeit des Kores" (Esra l, 1) und "wie es war zur Zeit Noahs" und "was geschehen wird, ist zuvor geschehen" (Prediger 3,25) -

In dieses Geschehen der letzten, der 70. Jahrwoche, müssen wir auch das bekannte Kapitel von Hes 38 einordnen. In Hes 38 15-16 lesen wir von den Feinden, die von Norden her Israel über-schwemmen werden:

"So wirst du kommen aus deinem Ort von den Enden gegen Mitternacht, du und ein großes Volk mit dir und wirst heraufziehen über mein Volk Israel, das Land zu bedecken. Solches wird zur letzten Zeit geschehen. Ich will dich aber darum in mein Land kommen lassen, damit die Heiden mich erkennen, wie ich an dir, o Gog, geheiligt werde vor ihren Augen."

Ob sich das Geschehen in Hesekiel 38 nun zu Beginn oder am Ende dieser letzten Jahrwoche abspielt, war bislang nicht eindeutig klar. Daß hier die gleiche Zeitangabe geschrieben steht wie in Daniel 8, 17 ("Dieses Gesicht gehört in die Zeit des Endes"), das könnte man so deuten, daß sich Kap 38 am Anfang dieser letzten Jahrwoche erfüllt und Kap 39 identisch ist mit Sach 14, 1-7 und dann sich am Ende abspielen würde unter dem Ereignis, das mit Harmagedon bezeichnet wird. Dieses Geschehen bei Harmagedon schließt ja mit dem Kommen Jesu auf dem Ölberg ab. Dann würde die sog. 1000-jährige Friedenszeit beginnen.

Zum Schluß will ich aber noch einmal nachstehende Aussage zu bedenken geben. Die stärkste Militärmacht der Welt, die UDSSR, und die derzeitige Weltmacht Nr 1, die USA, müssen erst ausgeschaltet werden, damit das Tier in Off 13 offenbar werden kann und Weltmacht Nr 1 wird. Das wollen wir, jeder für sich, bedenken.

Christof Konzelmann

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