Das Buch Josua

 

In der vorigen Bibelstunde haben wir in Johannes den Wegbereiter und in Jesus die Erfüllung der Verheißung gesehen. Wenn uns diese Gegenüberstellung keine Schwierigkeiten bereitet hat, sondern beinahe selbstverständlich war, dann deshalb, weil diese Erkenntnis von allen Kanzeln eh und je gelehrt wurde. Nicht ganz so einfach scheint uns, wenn wir jetzt die beiden biblischen Gestalten Mose und Josua und deren göttlichen Sendungsauftrag betrachten.

In Mose und Josua sehe ich eine Vorschattung von Johannes dem Täufer und Jesus. Mose gab und lehrte Israel das Gesetz und die Verheißung. Er bekam von Jahwe den Auftrag, das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens herauszuführen in Richtung Verheißung.

Josua bekam von Gott durch Mose den Auftrag, das Volk in die Verheißung zu führen. Je gründlicher ich die Biographie von Josua studiert habe, desto interessanter wurde er für mich. Sein ursprünglicher Name war nämlich Hosea, ein Sohn Nuns aus dem Stamme der Ephraimiter, also ein Nachkomme von Joseph. Vielleicht erinnern wir uns noch an die Bibelstunde, in der wir Joseph als Abschattung für Christus erkennen durften.

Der Name Hosea bedeutet "Jehova ist Rettung". Den neuen Namen hat ihm dann Mose gegeben und dieser neue Name bedeutet "Jehova ist Heil". So wie der Gesetzesvertreter Johannes Jesus taufen mußte, so hat auch Mose vor seinem Sterben den Josua (4.Mose 27, 18-23) als Nachfolger gesegnet und eingesetzt. Wenn wir die göttliche Vollmacht betrachten, mit der Josua ausgerüstet wurde, dann wird uns seine Verwandtschaft mit Jesus noch deutlicher. Zuerst offenbarte sich diese göttliche Macht, indem sich die Fluten des Jordan teilten wie damals bei Mose am Schilfmeer. Dann geschah das Wunder bei der Einnahme von Jericho und wir könnten es als Krönung dieser Vollmacht betrachten, als Jesus den Naturgewalten auf dem See Genezareth geboten hat und sie ihm alsbald gehorchen mußten. Dadurch wurden auch die letzten Zweifel der Jünger hinweggewischt und sie entsetzten sich und sprachen: "Du bist wahrhaftig der Sohn Gottes". Und was tat Josua in der Schlacht gegen die 5 Könige der Amoriter? Er gebot der Sonne und dem Mond stillzustehen. Da standen die Sonne und der Mond beinahe einen ganzen Tag (Jos 10, 13). Auch fand ich nirgends in der Bibel einen Hinweis dafür, daß Josua verheiratet war. Ebenso interessant dürfte die Beschreibung seines Erbteils in dem Lande der Verheißung sein und manche geheimnisvollen Hinweise bergen. Als Josua mit 110 Jahren starb, steht nicht mehr geschrieben, daß er sich versammelte zu seinen Volk. Auch von Joseph lesen wir: Er starb 110 Jahre alt (1.Mose 50, 26) und sie salbten ihn und legten ihn in eine Lade in Ägypten. Zufall oder verborgene Weisheit Gottes?

Wie wir aus der Lektion "Auferstehung aus den Toten" wissen, wird Jesus im Neuen Testament als der Erstling bezeichnet. Im Buch Josua dürfen wir lesen, daß Josua und Kaleb die beiden ersten geworden sind aus ganz Israel, welche die Verheißung erlangten. Warum sie diese Verheißung erlangten und in der Wüste nicht wie die anderen sterben mußten, darauf gibt uns dieses Buch auch eine klare Antwort. Wie der Glaube eines solchen Erstlings ausschaut, wie dieser Glaube handelt und wie er redet, das wollen wir nachlesen in 4.Mose, 14, 6-9:

Und Josua und Kaleb zerrissen ihre Kleider und sprachen zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel: Das Land, das wir durchwandelt haben, es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in das Land bringen und es uns geben, ein Land darin Milch und Honig fließt. Fallet nur nicht ab vom Herrn und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir wollen sie wie Brot fressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen. Der Herr aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen.

Zunächst will ich eine Frage stellen, die für unser Glaubensleben von entscheidend wichtiger Bedeutung ist. Sie lautet: Warum hat Jehova die Kanaaniter nicht vor Israel her ausgerottet, es wäre ihm doch ein Kleines gewesen durch ein Wunder oder eine Seuche oder sonstiges Ereignis diese ganzen Völkerschaften vorher sterben zu lassen.

Das verheißene Land

Heute bewegt das Palästinenserproblem alle Völker. Fragen wir einen Juden, wem dieses Land denn eigentlich gehört, dann antwortet er: Selbstverständlich uns Juden. Uns hat es Gott verheißen und gegeben. Wir haben dort über 1500 Jahre gelebt. Fragen wir einen Palästinenser, dann hat dieser ältere Rechte auf dieses Land anzumelden. Haben nicht die Kanaaniter, bevor sie von den Juden überfallen wurden, nach der biblischen Zeitrechnung fast 2000 Jahre dort gewohnt? Wenn die Juden wie auch die Christen sich heute auf die Verheißung Gottes berufen, dann tun die Nachkommen Ismaels dasselbe und - oberflächlich betrachtet - mit dem gleichen Recht, denn auch ihr Vater ist Abraham. Stellen wir diese Frage einem christlichen Theologen, und jeder möge das doch, bitte einmal selbst testen - dann werdet ihr merken wie schwer sich die Kirchen heute tun, darauf eine Antwort zu geben, Und nicht nur heute, auch in der Vergangenheit haben sie sich um diese Konsequenz gedrückt.

Von der menschlichen Logik und dem menschlichen Rechtsempfinden her haben die Ureinwohner des Landes ältere Rechte, denn wer hat ihnen denn das Wohnrecht gegeben, lange bevor es einen Abraham gab. Wer hat ihnen Kanaan zum Wohnort gegeben. Es war doch der gleiche Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Seht ihr, solche Fragen und Fakten können heute nicht mehr so einfach verdrängt werden, wie das noch vor 60 Jahren möglich war. Heute in der Ernte- und sog. Endzeit sind die Schäflein der Kirchen vielfach selbständig geworden, und wenn die Theologen ihre führende Stellung behalten wollen, dann müssen sie sich endlich nach vorwärts bewegen. Sie müssen ihre Betonsockel verlassen. Deswegen brauchen wir noch lange keine neue christliche Theologie, sondern wir brauchen Theologen, in denen sich die Verheißung Gottes laut Joel auswirken kann. Die vorliegende Schrift will dafür lediglich einen Anstoß geben. Joel 2, 20:

"Und ich will den von Mitternacht ferne von euch treiben...(Vers 21) Fürchte dich nicht, liebes Land, sondern sei fröhlich und getrost,...(Joel 3, 1) und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch und eure Söhne und Töchter sollen weissagen."

Gott hat dem Samen Abrahams ein Land verheißen, in dem Milch und Honig fließen soll. Solange wir unter diesem verheißenen Land nur das irdische Land Kanaan verstehen, solange ist unser Denken fleischlich. Solch ein Gottesverständnis ist natürlich nicht falsch, aber es ist nur ein Teil, der Anfang oder die Hälfte von dem, was uns der Allmächtige unter diesem Begriff zeigen möchte. Solange sich unsere Lehre von dem Göttlichen nur immer um das Irdische dreht, solange sind wir fleischlich nach Aussage des Neuen Testaments. Wir aber sollen uns in das geistige Verständnis hinein entwickeln.

In den früheren Lektionen (Heilsplan Gottes) haben wir gelernt, daß unser Leben auf diesem Globus nicht das Ziel, die Verheißung oder das Leben ist, auch wenn wir auf dem schönsten Flecklein Erde geboren wären, in dem immer üppige Fruchtbarkeit und eitel Sonnenschein herrschen würde, dann würden wir von Gott her und von der Verheißung her doch nur in einem "finsteren Lande" wohnen (Jes 9, 1). Daß "Milch und Honig" symbolisch zu verstehen sind, dürfte jedem klar sein und so dürfen wir unter "Land" alles unter die Sünde verkaufte, alles in der Materie gebundenen Leben sehen.

Damit bekommen dann die Worte wie "Land-Land, höre des Herrn Wort" (Jer 22, 29) und das oben gelesene Wort aus Joel 2, 21:

"Fürchte dich nicht, liebes Land, und sei fröhlich und getrost"

einen tieferen geistigen Sinn. In diesem Sinn wird das irdische Land Kanaan für das Volk Israel der Ackerboden, in dem es sich für das himmlische Kanaan entwickeln darf, nachdem sie aus der Knechtschaft Ägyptens errettet worden sind.

Das gleiche gilt auch für das einzelne Individuum. Unser physischer Leib ist der Ackerboden, "das Land", in dem sich unsere neue Kreatur, der neue Mensch für das geistige "Königreich der Himmel" entwickeln soll und kann. Diese Erkenntnis entspricht genau der Lehre unseres Herrn und Meisters Jesu Christi, wie er sie niedergeschrieben hat in Mt 13 vom 4 fachen Ackerfeld und Mt 13, 33 im Gleichnis vom Sauerteig.

Wir wiederholen und halten fest: Nach den Gesetzen des Universums und der Himmel sind die rechtmäßigen Bewohner "des Landes" (der Materie) die Finsternis. Jede Fleisch gewordene Geistseele ist unter die Macht der Finsternis verkauft, so wie wir es in der Lektion "Erbschuld" erkennen durften. Das gilt jetzt für Juden und Heiden. Das Ziel der Liebe Gottes ist es, uns aus dieser Situation heraus zu erlösen und deshalb sandte er uns sein Wort in Gesetz und Gnade.

Nachdem nun Mose den ersten Teil seiner Aufgabe an Israel vollbracht hatte, gab Jehova ihnen das "Heil" in der Person des Josua. Für uns Heiden lautet es: Er gab uns das Heil in Christo. Mit seiner Hilfe, mit der Hilfe unseres Erlösers, sollen wir nun die Ureinwohner auch unseres Landes vertreiben. Wir, also du und ich, haben diesen Auftrag genauso wie Josua. Wie dies genau geschieht und abläuft, dieses Anschauungsbeispiel will uns Gottes Wort mit dem Buch Josua als Vorbild geben.

Also auch bei meiner persönlichen Errettung und Bekehrung hat Jesus die rechtmäßigen Bewohner meiner Leibeshütte nicht einfach alle radikal ausgetrieben. Zwar wurde ich so gelehrt, aber dem ist nicht so. Als ich vor über 40 Jahren errettet wurde aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes durch den Glauben an Christus Jesus, bekam ich von ihm wohl die Verheißung, ich habe dich erlöst nach Geist, Seele und Leib (3 Scheffel Mehl) und habe dir dein Erbland im Lande der Verheißung gegeben.

Das war für mich natürlich wunderbar und ich konnte Halleluja ausrufen. Habe ich mich doch gefreut und gedacht, jetzt ist alles ok, alles vollbracht, denn ich glaube dieser wunderbaren göttlichen Zusage.

Daß in dieser Stellung aber die Verheißung noch nicht erlangt war (Heb 11, 35), konnte ich damals noch nicht wissen. Petrus beschreibt diesen Tatbestand in 2 Petr 1, 10.11 mit den Worten:

"Wir müssen erst durch Fleiß unsere Berufung und Erwählung festmachen".

Diesen Wachstumsprozeß nennt die neutestamentarische Gemeinde auch "Heiligung". Nur auf diesem Weg kann eine göttliche Verheißung grundsätzlich eingenommen werden.

Ich meine, jetzt verstehen wir die Bedeutung von Jos 1, 2.3 im tieferen Sinne:

"Ziehe du, Josua, mit dem ganzen Volk in das Land, das ich ihnen (den Kindern Israel) gegeben habe."

Noch aber ist unsere obige Frage, warum Gott die Ureinwohner des Landes nicht durch ein Wunder ausgerottet hat, unbeantwortet.

Von jeher streitet sich die Wissenschaft mit den christlichen Fundamentalisten darüber, ob unsre Welt und darüber hinaus das Universum oder auch der Mensch durch ein Schöpfungswunder oder durch Evolution entstanden ist.

Ich empfand es für mich als eine Erleuchtung, als mir eines Tages klar wurde, daß beide Parteien recht haben. Die eine Erkenntnis kann nämlich ohne die andere überhaupt nicht sein.

Am Anfang steht immer das Wunder Gottes und dann folgt die Evolution und, wenn die Zeit der Entwicklung vollendet ist, beginnt mit einem neuerlichen Wunder die nächste Phase der Entwicklung und das so fortlaufend bis zur Vollendung des göttlichen Zieles. Auf diese Weise hat Gott wieder einmal aus zweien eins gemacht (Eph 2, 14). Wenn wir diese Erkenntnis mit unserer noch nicht beantworteten Frage in Verbindung bringen, dann könnte die Antwort lauten: Aufgrund einer Entwicklung in der Präexistenz und das Wunder der Menschwerdung bekamen die Ureinwohner von Kanaan das Wohnrecht in Palästina. Nachdem sie dort ihre ca 2000jährige Entwicklungszeit zum Bösen hin hinter sich hatten, änderte Gott die Fakten, indem er, wieder durch ein Wunder, Israel in das Fleisch kommen ließ und durch die verschiedenen Wunder in Ägypten diese Änderung eingeleitet hat. Für Israel kam dann eine 40jährige Entwicklungszeit in der Wüste, dann kam für sie in der Wüste das Gericht. Und Gott beginnt mit Israel die 2. Phase wieder mit einem Wunder: das ganze Volk zog trockenen Fußes durch den Jordan und hat durch den Glauben Jericho eingenommen.

Dann begann wieder die Entwicklungsphase Schritt um Schritt. In ständiger Auseinandersetzung mit den Ureinwohnern bekam endlich jeder Stamm sein Erbteil, wie geschrieben steht in Josua 11, 23:

"Also nahm Josua ein alles Land, aller Dinge wie der Herr zu Mose geredet hatte, und der Krieg hörte auf in dem Lande."

Der Übersicht wegen wollen wir hier noch nicht in die Details gehen. Ich möchte uns aber an dieser Stelle die Lektion über die verborgene Weisheit Gottes in Erinnerung bringen. Wir haben damals die heilsgeschichtliche Bedeutung der 3 Könige Saul, David und Salomos betrachtet. Auch am Ende der 40jährigen Regierungzeit Davids wird der gleiche heilsgeschichtliche Entwicklungspunkt mit den Worten beschrieben: "Und der Krieg hörte auf im Lande". Jetzt konnte der Friedenskönig kommen und den Weg zur Vollendung fortsetzen.

Genauso ist es auch hier im Buch Josua. Die 31 Könige auf beiden Seiten des Jordans sind besiegt.

("auf beiden Seiten des Jordans", verborgene Weisheit!)

In dem Kapitel 12 hält es der Allmächtige für wichtig, daß alle 31 Könige namentlich aufgeführt werden. Das Buch Josua hat aber nicht 12, sondern 2 x 12 = 24 Kapitel. 31 Könige wurden in den ersten 12 Kapiteln (12 = Ordnung) in und durch die Kraft Gottes besiegt, denn 31 bedeutet "Kraft". Das Kapitel 13, die nächste Ordnung oder Entwicklungsphase beginnt sinngemäß mit den Worten:

Josua ist alt geworden, aber es ist noch sehr viel Land einzunehmen. Gott hat jedem, Volk, Stamm oder Person, sein Erbteil Land zugelost. Er muß es aber im Kampfe (32 = Kampf) wieder einnehmen, um dann endlich in die völlige Ruhe (Zahlenwert für Ruhe ist 33) eingehen zu können.

Ein solcher Kampf unterscheidet sich im wesentlichen von dem Kampf der vorigen Phase darin, daß er mehr geistiger Natur ist.

Eine Bestätigung für diese Aussage können wir vielleicht im nächsten Kapitel sehen (Kapitel 14), in welchem uns Gott die Biographie und Entwicklung des Erstlings Kaleb zeigt. Auch Kaleb war wie Mose 40 Jahre alt, als er von Jahwe zur Erstlingsschaft erwählt wurde (4.Mose 14, 24). 40 Tage hat Kaleb mit den Kundschaftern das Land erkundet. Das Versagen der 10 anderen Kundschafter steht ja dann für das Versagen Israels und brachte ihnen die 40jährige Gerichtszeit in der Wüste ein. 40 Tage stand auch die Sintflut auf der Erde und 40 Tage höhnte Goliath Israel, 40 Schläge weniger 1 war in Israel das Höchstmaß der Strafe, 40 Jahre wird auch Ägypten einmal wüst und zerstreut, um dann wieder gesammelt zu werden (Hes 29, 11) und Jona predigte: "40 Tage, so wird Ninive untergehen" (Jona 3, 4). 40 Tage und 40 Nächte fastete Jesus und wurde von Satan versucht (Mt 4, 2); 40 Tage lang nach seiner Auferstehung zeigt sich Jesus seinen Jüngern (Apg 1, 3). So wie Israel 40 Jahre lang die Wunder Gottes in der Wüste sehen durfte (Hebr 3, 9), so wie eine Gerichtszeit 40 Jahre dauert, so dauert auch eine Ruhezeit 40 Jahre lang (Richter 5, 31). Wir sehen viel unerforschte Weisheit in seinem Wort.

Gehen wir aber noch einmal zurück zu Mose und zu David. Interessant ist auch der Vergleich Mose mit David. Mose war 40 Jahre alt, als er den Ägypter schlug, dann war er 40 Jahre bei Jethro, seinem Schwiegervater, dann führte er wieder 40 Jahre Israel durch die Wüste. David war ebenfalls 40 Jahre König über Israel (1.Kö 2, 11). So steht auch von Salomo geschrieben: Er regierte Israel 40 Jahre (2.Chr 9, 30).

Wenn solche Merkwürdigkeiten in einer Naturwissenschaft entdeckt worden sind, dann hat sich alle Welt darauf gestürzt und versucht, das Geheimnis zu enträtseln. Wie die Geschichte lehrt, ist das bei der christlichen Theologie nicht so. Hier müssen die Gelehrten warten, bis sich Joel 3,1 erfüllt und Gott ihnen die Decke von den Augen nimmt, damit sie dann überhaupt erst erkennen können, daß hier verborgene Weisheit Gottes zu erforschen ist.

Wenden wir uns wieder Kaleb zu. Wir haben gesehen, mit 40 wurde er Kundschafter, dann machte er sich mit auf, das Land 40 Jahre lang einzunehmen. Mit 85 eroberte er sein persönliches Erbteil. Er ist neben Josua der einzige, der aus Ägypten kam und das Erbteil erlangte. Demnach haben wir in Kaleb einen Erstling aus Israel, der die Verheißung erlangte. Damit wurde er einer der Zweige am Ölbaum laut Römer 11, 17, die nicht ausgebrochen wurden und er kam, wie wir in der Lektion "Auferstehung aus den Toten" gelernt haben, in die 1. Ordnung als Erstling.

In Römer 11 ist aber, wie wir wissen, die Rede von anderen, wilden Zweigen, die in den Ölbaum (Reich Christi) eingepfropft werden und die dadurch den natürlichen Erstlingen gleich werden. Wer in der Erkenntnis fortgeschritten ist, der weiß, daß damit die Vollzahl aus den Nationen gemeint ist, die sich seit Pfingsten bildet und die mit der Entrückung ihren Abschluß findet. Das Wunderbare ist nun, daß auch diese Gruppe aus den Nationen im Buch Josua ihren vorgeschatteten Vertreter hat. Wie wir hörten, steht am Anfang von Josuas Auftrag das Wunder Gottes, nämlich der trockene Durchgang durch den Jordan und die Einnahme von Jericho mit all ihrem Drum und Dran. So ein kleines Drum und Dran haben wir dann in der Gestalt der Hure Rahab.

Rahab

Für diejenigen, die im Alten Testament nicht so heimisch sind, will ich die Geschichte mit meinen Worten kurz erzählen. So wie bei Kaleb beginnt es auch mit "Kundschaften". Josua sandte 2 Spione in das Land jenseits des Jordans, Besonders die Festung Jericho sollten sie auskundschaften. Es gelang den beiden auch, ungehindert durch ein Tor in die Stadt zu kommen. Weil es aber noch Tag war und sie als Fremde bestimmt aufgefallen wären, wollten sie sich in dem nächsten besten Haus an der Stadtmauer verbergen bis es dunkel würde. Weil dieses Haus aber der Hure Rahab gehörte, haben einige Augen den betreffenden Hauseingang besonders beobachtet. Denen sind die beiden Männer als Fremde sofort aufgefallen. Sie gingen hin und meldeten ihren Verdacht dem König. Der sandte sofort seine Polizei in das Haus der Rahab, um die Spione zu verhaften. Als Rahab sich mit den 2 israelitischen Jünglingen unterhielt, sah sie zufällig einmal zum Fenster hinaus und sah die Polizei auf ihr Haus zukommen. Sie erschrak und sagte zu den beiden: Rasch, versteckt euch auf der Terrasse unter den Flachsstengeln. Ich werde inzwischen schon eine Ausrede finden, um die Polizei abzuhalten oder sie auf eine falsche Fährte zu setzen. Kaum hatten sich die beiden versteckt, da klopfte die Polizei an die Haustüre und rief: Rahab, gib die Fremden heraus. Das sind bestimmt Spione, wir haben den Auftrag, sie festzunehmen. "Moment bitte, ich komme gleich herunter", antwortete Rahab, langsam ging sie die Treppe hinunter, um sich zu beruhigen und sagte dann so ganz teilnahmslos zu den Häschern, "Sprecht ihr von den beiden Fremden, die mich vor kurzem um eine Auskunft gebeten hatten: Sie wollten nämlich wissen, wie weit es von hier bis an die Furt über den Jordan wäre. Ich sagte es ihnen und dann sind sie wieder zum Tor hinaus. Wenn ihr sie fangen wollt, dann müßt ihr ihnen schnell nachjagen." Das taten die Polizisten dann auch. Als es dunkel wurde, hat Rahab die Kundschafter aus ihrem Versteck hervorgerufen und ihnen berichtet, daß die Gefahr vorüber ist. "Warum hast du das für uns getan, du hast dich selbst in keine geringe Gefahr für uns gebracht?" so fragten die Kundschafter die Dirne." Ach, ich hatte einfach Mitleid mit euch, und das andere ist, mein Vater hat mir schon viel von eurem Gott erzählt, wie dieser euch aus Ägypten befreit hat und wie mächtig er sich fortwährend erweist. Ich glaube, euer Gott ist der Allmächtige und ihr werdet bestimmt auch Jericho einnehmen. Auch ich will an euren Gott glauben. Deshalb bitte ich euch, übt auch an mir und meinem Hause Barmherzigkeit, wenn ihr die Stadt erobert habt." Das versprachen und beschwörten die beiden Kundschafter. "Aber wie kommen wir jetzt aus der Stadt hinaus, die Tore sind ja schon geschlossen?" fragten die Kundschafter. "Ach, das ist kein Problem. Eines der Fenster meiner Wohnung ist an der Stadtmauer und ich habe ein langes rotes Seil, an dem lasse ich euch an der Mauer hinunter. Versteckt euch aber unten noch eine Weile, bis alle eure Verfolger zurück sind." "Wir danken dir nochmals herzlich", sagten die Kundschafter. "Wenn wir dann in die Stadt kommen und sie erobern, dann hänge dein rotes Seil wieder aus dem Fenster. Es soll das Zeichen sein, an dem jeder in Israel erkennen wird, daß dieses Haus errettet ist und dir und allen, die mit dir im Hause sind, kein Leid geschehen soll." Dieses rote Seil ist ein symbolischer Hinweis für das Blut Jesu. Es wurde ihr zum Heil. Als dann Jericho gefallen war, endet die Geschichte mit dem Vers aus Josua 6, 25:

"Rahab aber, die Hure, samt dem Haus ihres Vaters und alles, was sie hatte, ließ Josua leben und sie wohnt in Israel bis auf den heutigen Tag."

So ähnlich lautet der Bericht im alten Testament. Wie bewertet das Neue Testament diese Geschichte.

Heb 11, 31:

"Durch den Glauben wurde die Hure Rahab nicht verloren mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter freundlich aufnahm."

Hier in Heb 11 wird diese Frau hineingenommen in die Reihe der Glaubenszeugen wie Henoch, Abraham und Mose und sie wird auch mit Ruth Stammesmutter Jesu, wie wir in Mt 1, 5 nachlesen können. Das Büchlein Ruth wollen wir dann in einer separaten Bibelstunde behandeln.

Eine noch viel kleinere und unbedeutendere Nebensächlichkeit scheint für den oberflächlichen Bibelleser Josua 5, 14 zu sein. Der Jordan war durchschritten und Josua stand vor Jericho und sah auf die befestigte und verschlossene Stadt. Was wird er wohl in dieser Situation gedacht haben, war er doch auch nur ein Mensch wie du und ich? Wenn wir uns in seine Schuhe stellen, dann könnten wir uns schon denken was uns bewegen würde. Auf die Frage seines Herzens, "Herr, wie soll das zugehen? Diese Mauern, die können wir doch unmöglich einnehmen." In dieser Situation öffnet ihm Gott die Augen und er sieht einen Mann vor sich stehen mit einem blanken Schwert in der Hand. Josua fragt diesen Mann: "Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?" Die Antwort war: "Weder zu euch noch zu euren Feinden, sondern ich bin der Fürst über das Heer des Herrn." Da erkannte Josua: Es ist der Herr! Er fällt auf sein Angesicht, betet an und spricht: "Was sagt mein Herr seinem Knecht?" Und der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Josua: "Zieh deine Schuhe aus, denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig." Und Josua tat also. Als ich kürzlich wieder einmal diese Stelle las, wollte ich interessiert in den nächsten Versen weiterlesen, um zu hören, was denn der Engel nun weiter zu sagen hatte. Es kam nichts mehr. Also mußte der Zweck seines Erscheinens in der Erscheinung selbst gelegen haben und nicht in einer wortreichen Botschaft. Es wurde mir klar, der Herr, der unsere Herzen kennt und erforscht, sah den Kleinglauben Josuas und half ihm wieder auf, indem er ihm zeigte: Du bist doch nicht allein. Ich bin bei dir. Habe ich dir nicht gesagt, du sollst getrost und freudig sein? Hast du das schon wieder vergessen? Wie war es denn damals vor dem Schilfmeer? Was habe ich denn dort getan, (2.Mose 14, 4.19) als ich zu Mose sagte, 'ich werde für euch streiten und ihr werdet stille sein'? Weißt du nicht mehr, damals hat mein unsichtbares Heer für euch die Schlacht entschieden. So wie ich damals mit Mose war, so bin ich auch heute mit dir und ich werde in Zukunft derselbe sein. Nur was an dir liegt, das mußt du tun. Deshalb, mache dich daran, denn nur das Land, auf das du deinen Fuß im Glauben stellst, das werde ich dir geben.

So also wirkte wohl das Erscheinen dieses Fürsten aus der unsichtbaren Welt auf Josua. Weiter fällt uns auf, daß immer wenn der Engel des Herrn im Auftrag von Jahwe mit einem Menschen redet, die Weisung ergeht: Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, darauf du stehst, ist heilig (2.Mose 3, 5). Wird nun eine Stätte deshalb heilig, weil hier Gott mit einem Menschen redet oder ist so eine Stätte denn vor der Unterredung eine heilige, auserwählte Stätte, an der Gott vielleicht besonders und intensiver als woanders mit einem Menschen ins Gespräch kommen kann? Auch hier haben wir wieder 2 Ansichten und kommen wieder zu dem Schluß, daß beide Ansichten von der Heiligen Schrift belegt werden könnten. Deshalb wollen wir auch schon an den Anfang setzen, daß wohl beide recht haben werden. Wer solche Erkenntnis bestätigen kann, der erweitert automatisch sein christlich-theologisches Verständnis zu einem Ganzheitsverständnis, wie es Paulus in 1.Kor 12, 4-6 lehrt. In 2.Mose 25, 22 wählt sich Jahwe einen besonderen Ort aus, an dem er mit Mose reden werde, wenn dieser mit einem Problem zu ihm kommt. Es war dies die Bundeslade in der Stiftshütte. Wenn aber heute eine Kirche meint und für sich in Anspruch nimmt, nur sie allein wäre der allein selig machende Ort, von dem aus sich Gott den Menschen offenbart, dann lehrt sie hier einen Irrtum. Josua erlebte diesen heiligen Ort nicht vor der Bundeslade, sondern hier vor der Festung Jericho, und Jakob hatte sein Erlebnis mit so einer heiligen Stätte, als er auf der Flucht vor seinem Bruder Esau war (1.Mose 28, 17).

Wo kann der geistige Mensch unserer Tage seine Gotteserfahrung erleben? Natürlich auch an einer Anbetungsstätte, z.B. in einer Kirche oder einem Versammlungshaus, aber auch, laut Jesus, "wo 2 oder 3 versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Und er ist ja weit mehr als ein Engel des Herrn.

Jericho

Im 6. Kapitel geht es um das Schicksal Jerichos. Diese alte kanaanitische Siedlung soll nach neuesten Ausgrabungen schon im 5. Jahrtausend vor Christus bestanden haben. Der Name Jericho hat 2 verschiedene Bedeutungen.

1.) Jericho wird von dem hebräischen "Jareah"= Mond abgeleitet und bedeutet "Mondfestung". Jericho ist in diesem Zustand ein Symbol für die gefallene Erde, eine Festung des Beherrschers der Nacht, des Mondes.

2.) Die andere Bedeutung finden wir in 5.Mose 34, 3. Dort wird Jericho die Palmenstadt genannt, wohl aufgrund seiner, geschützten, fruchtbaren und fast tropischen Lage. In dieser Bedeutung "Palmenstadt" sehen wir dann ein Symbol für die Erneuerung der gefallenen Schöpfung. Wie uns wohl bekannt ist, hat Josua diese zu der damaligen Zeit fast uneinnehmbare Festung 7 Tage lang belagert. Jeden Tag mußte er einmal mit seinen Kriegsleuten die Stadt umziehen und am 7. Tag dann 7 mal. Dazu wurden die Halljahrsposaunen geblasen. Dann fielen die Mauern durch ein Wunder Gottes. Dieses Ereignis hat heilsgeschichtliche Bedeutung und kann entsprechend wieder ausgelegt werden. Als nun Josua vor der zerstörten Stadt stand, bekam er durch den Geist eine prophetische Weissagung und sprach (Josua 6, 26):

"Wer diese Stadt wieder baut, wenn er ihren Grund legt, das koste ihn seinen ersten Sohn, und wenn er ihre Tore setzt, das koste ihn seinen zweiten Sohn."

Wie wir aus der Predigt über den Heilsplan Gottes wissen, hat der Allmächtige in 1.Mose 1, 2 ein gigantisches Werk ersonnen und geplant und dies gegen den Widerstand der revolutionären anderen Majestäten und Halbgötter. Wird Gott sein Ziel auch erreichen? Jesus sagt in Lukas 14, 18-31:

"Wer ein großes Werk plant, der sollte zuerst auch die Kosten überschlagen, damit er auch habe hinauszuführen, damit er nicht eines Tages das Werk halbfertig liegenlassen muß und zum Gespött seiner Gegner wird."

Wie wir wissen, hat der Allmächtige das auch getan und von Anfang so die Kosten kalkuliert und in seinen Plan eingebracht. Deshalb konnte er schon in 1.Mose 3, 15 zu der Schlange sagen:

"Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten und du darfst ihn in die Ferse stechen."

Dieser Weibessame ist zunächst Jesus, der Erstgeborene. Er mußte bei der Grundlegung geopfert werden. Dieser Christus Jesus ist also der Erstgeborene, von dem Josua in obiger Weissagung spricht. Dazu hören wir noch aus 1.Kor 3, 11:

"Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus."

Auf dieses Fundament wird nun die gefallene Schöpfung, das zerstörte Jericho, die Mondfestung, neu aufgebaut (Eph 2, 20).

Damit wird uns klar, was mit der Opferung des ersten Sohnes in Josua 6, 26 gemeint ist. Dann heißt es weiter:

"und wenn er ihre Tore setzt, kostet es ihn seinen jüngsten Sohn."

Wer ist jetzt dieser jüngste Sohn? Es ist die Gemeinde Jesu Christi, der Leib des Christus. In Jes 53, 10 wird diese Heilsgemeinschaft auch als"der Same des Samens"bezeichnet:

"und wenn er (Christus) sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Samen haben und in die Länge leben"

und Gottes Heilsplan wird dadurch weitergehen. In demselben Sinne spricht auch Jesus, wenn er sagt:

"Der Jünger ist nicht über seinen Meister. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen."

Das Weizenkorngleichnis gilt nicht nur für den Meister, sondern auch für die nachfolgenden Jünger,

"denn wer sein Leben liebt, der wird es verlieren, wer es aber verliert um meinetwillen, der wird es hundertfältig wieder erhalten. Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."

Parallelstellen für diese Wahrheit finden wir in Kol 1, 24; Röm 8, 17; Joh 12, 24, Phil 3, 10 und 1Joh 3, 16.

Der Fall Achan

Wir haben die Geschichte der Sünderin und Heidin Rahab betrachtet und gesehen, wie Gott ihren Glauben und ihr barmherziges Tun gegenüber den Kundschaftern belohnte. Sie wurde begnadigt und in die Hausgemeinschaft Israels aufgenommen und nicht nur sie, sondern ihr ganzes Haus (Verwandtschaft) wurde vom Tode errettet (Apg 16, 31). Ein so barmherziger und gnädiger Gott ist uns allen bekannt. Er wird von allen christlichen Predigern gelehrt und verkündigt. Lesen wir aber dann weiter im nächsten Kapitel unseres Textes, dann hören wir dort von einem jüdischen Hausvater Achan. Dieser Mensch wurde auch zum Sünder und zwar dadurch, daß er bei der Plünderung Jerichos einen babylonischen Mantel und eine Stange Gold unterschlagen hat. Obwohl dieser Mensch eine Sünde zugegeben hat und sprach (Vers 20): "Wahrlich, ich habe mich versündigt an dem Herrn", wurde er und seine Söhne und Töchter, seine Ochsen und Esel, sein ganzes Haus gesteinigt und verbrannt und er bekam keine Gnade. Uns scheint, er bekam nicht einmal die Chance einer Gnade. Ein Gott, der solches erlangt, der paßt nicht in unsere heutige Gottesvorstellung hinein und wir können uns nicht denken, daß Gott auch heute noch nach solchen Maßstäben richtet. Wir meinen, daß wir seit Golgatha im Gnadenzeitalter leben. Wohl hören wir manchmal so nebenbei, daß damit das Gesetz nicht außer Kraft gesetzt wäre, aber meistens lautet die Botschaft so, daß seit Golgatha das Gesetz überholt, ja erfüllt wäre. Richtig ist, wie wir wissen, daß nur derjenige los von der Herrschaft des Gesetzes ist, der die Erlösung ganz persönlich für sich angenommen hat. Wohl wurde in dem zurückliegenden Zeitabschnitt seit Pfingsten die Gnade schwerpunktsmäßig nach dem Willen Gottes gelehrt, aber dieses Zeitalter geht spätestens in 10 Jahren seinem Abschluß entgegen und, wie wir in Maleachi am Schluß gelesen haben, wird der Schwerpunkt der Verkündigung wieder auf der Gesetzesbotschaft liegen. Das hat dann in der Zukunft zur Folge, daß, wenn ein Mensch oder ein Volk sich an fremdem Gut bereichert, er und sein Haus des Todes sterben muß. Bei so einem Gericht werden die, wie wir sagen, unschuldigen Kinder und Zivilisten nicht verschont. Das wird uns durch das derzeitige Geschehen am Golf mit aller Deutlichkeit vor Augen gestellt. Es wird also in dem kommenden Zeitalter das Gesetz in solcher Strenge gehandhabt, daß, wenn ein Volk dieser Erde seine Abordnung, um anzubeten beim Laubhüttenfest in Jerusalem, nicht hinaufsendet, es über diesem Volk nicht regnen wird. Das wird dann eine Hungerkatastrophe zur Folge haben (Sacharia 14, 17). Josua 7, 1:

"Aber die Kinder Israel vergriffen sich an dem Verbannten."

Ja, wer hat sich denn nun vergriffen? Achan oder das Volk Israel? Natürlich, Achan. Für die Schuld dieses Einzelnen muß das ganze Kollektiv bezahlen und dafür leiden. Das will uns Menschen zunächst schwer eingehen, obwohl wir immer wieder erleben, daß dieses göttliche Gesetz fortlaufend seine Anwendung findet. In der Zeit Hitlers, als Einzelne in den Konzentrationslagern die Juden vergast und verbrannt haben, mußte das ganze Volk mit Kindern und Unschuldigen darunter leiden. Wir haben damit nicht nur ein globales, sondern ein universelles göttliches Gesetz erkannt, welches schon in den Urzeiten beim Fall des Lichtsengels Luzifer seine Anwendung gefunden hat. Durch den Fall dieses Lichtengels kamen ganze Engelwelten unter den Bann. Dieses Gesetz hat seine Gültigkeit nicht nur im Makrokosmos, sondern auch in jedem kleinen Organismus.

Paulus lehrt dies mit den Worten in 1.Kor 12, 26:

"Denn so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit."

Wieviel unausschöpfliche und verborgene Weisheit Gottes steckt doch in diesem Wort. Wir können es nur immer wieder betonen, - damit wir nicht selbst überheblich werden - daß uns Gottes Geist nur einen k1einen Blick hinter die Kulissen gewährt, denn mehr können wir in unserer fleischliche Beschränktheit garnicht fassen.

Zunächst wollen wir uns bewußt werden: Es ist nicht gleichgültig, in welcher Rasse, Volk oder Familie ich Mensch werden durfte oder mußte, sondern dies wurde mir von höchster Stelle verordnet oder vielleicht auch genehmigt, denn dadurch bekamen wir schon gewisse Lasten oder Privilegien mit auf den Lebensweg.

Wäre Achan kein Israelit, sondern ein Kanaaniter gewesen, hätte er keinen so strengen geistigen Gesetzgeber über sich gehabt , wäre bestimmt nicht gesteinigt worden, aber er hätte dann auch nicht zu dem auserwählten Volk gehört und hätte damit nicht diese wunderbaren Verheißungen gehabt.

Wir können den Fall Achan aber noch von einer anderen Perspektive her betrachten, indem wir in ihm kein Einzelschicksal sehen, sondern erkennen, daß Gott allen nachfolgenden Geschlechtern an ihm vorbildhaft zeigen wollte, wie es denen ergeht, die neben ihm, dem alleinigen Gott, noch andere Götter lieben (die Götter dieser Welt). Nicht nur im Alten Testament, auch im Neuen Testament gibt uns Gott vielfach solche Modelle und solche Vorbilder. Ein besonderes steht in Apg 5, 4-8, die Geschichte von Ananias und Saphira.

Gehen wir zurück zu Achan. Als seine Sünde aufgedeckt war und ihre gerechte Sühnung gefunden hatte, konnte Israel wieder siegen. Sie konnten wieder vorwärtsschreiten auf dem Weg, das verheißenen Land einzunehmen. Viele Prediger sind nun der Meinung, daß das Verhalten Josuas im Fall Achan auch in der neutestamemtarischen Gemeinde anzuwenden wäre. Wenn es dann in so einer Gemeinde an geistlichem Leben mangelt oder, wenn ein Glied im Kampf mit dem Fürsten und Gewaltigen keinen Sieg mehr haben darf, dann wird es für sie höchste Zeit, den Fall Achan wieder einmal zu predigen. Fleißig wird dann nach so einem Achan gesucht, der den Geist, der den Sieg hemmt. Geht es um eine Person, dann muß dieser Gläubige in seiner Vergangenheit nachforschen, ob vielleicht nicht doch irgendwo eine der Sünden vergessen wurde, die nicht bekannt und aufgedeckt worden ist. Wohl hat man einmal geglaubt, daß die Sünde versenkt wurde im Meer, wo es am tiefsten ist, aber jetzt fährt man wieder hinaus mit einem großen Schleppnetz und holt alle Schuld wieder nach oben und sucht krampfhaft nach einer noch nicht vergebenen Schuld. Das mag vielleicht hin und wieder in einzelnen Fällen gut gehen, aber man könnte doch das gleiche Resultat mit einer anderen Art von Predigt erreichen. In der Regel aber geht solch ein Tun schlecht aus und füllt leider die Wartezimmer der Nervenärzte. Wir sollten uns darüber klar werden, daß der Fall Achan nicht bei einem Erlösten angewendet werden kann und darf, sondern nur, wenn der Betreffende der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, noch nicht teilhaftig ist, denn dann lebt er ja noch unter dem Gesetzeszustand, dann darf und muß aufgedeckt werden, aber nicht bei denen, die Heilsgewißheit haben. Ein Mensch, der Glied am Leibe Jesu Christ ist, der ist nicht mit einem Achan, sondern mit einem Josua zu vergleichen. Es gilt dann, seinen Glauben zu stärken, ihm Mut zu machen, im Glauben voranzuschreiten, wie Gott es Josua gegenüber tat. Josua 1, 9:

"Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht, denn der Herr, dein Gott ist mit dir in allem, was du tun wirst."

Wir wollen über dieser Verheißung stille werden und darüber nachdenken, wer würdig ist, solch ein göttliches Versprechen zu bekommen:

"Ich bin mit dir, in allem, was du tust",

nicht nur dann, wenn du ein Erfolgserlebnis hast und einen Kampf gewinnst, sondern auch dann, wenn du aus irgendeinem Grunde eine Schlacht verlierst. Ich bin mit dir auch dann, wenn du auf die List und Tücke der Gibeoniter hereinfällst (Kap 9), denn auf diese Weise will ich dich ja versorgen mit dienstbaren Geistern. Wir wissen, wenn wir dieses Kapitel gelesen haben, daß die Gibeoniter Holzhauer und Wasserträger werden mußten für diejenigen, die Dienst hatten am Heiligtum Gottes. Die Parallele im NT steht in Hebr 1, 14:

"Sie (die Engel) sind dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst derer, die ererben sollen die Verheißung."

Liebe Josuaseele, wenn du solch wunderbare Verheißung für dich fassen und festhalten kannst, dann freut sich dein Herz und dein Mund preist und lobt deinen Herrn für diese Zusage. Auf diese Weise ziehst du dann die Waffenrüstung Gottes an, wie dies wiederum im Neuen Testament in Eph 6, 13-17 beschrieben ist. Damit haben wir eine Brücke zwischen dem Buch Josua und dem Epheserbrief geschlagen. Wer Freudigkeit zum weiteren, selbständigen Forschen in der Schrift hat, wird noch viele solche Parallelstellen zwischen dem Buch Josua und dem Epheserbrief entdecken. Amen

 

Christof Konzelmann

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