Verborgene Weisheit in der Osterbotschaft

 

 

Wie wir in der Advents- und Weihnachtsbotschaft hören durften, hat der allmächtige Gott durch die Geburt und Sendung seines Sohnes Jesus den Anfang für das große Werk gemacht. Die Osterbotschaft gibt uns Kunde von der Vollendung und Krönung dieses Weges, den sein Sohn als das Lamm Gottes für uns gegangen ist. Jesus wußte aus den heiligen Schriften genau Bescheid über seinen Todesweg ans Kreuz. Immer wieder hat er seinen Jüngern gegenüber die einzelnen Stationen dieses Weges angesprochen. Wie unverständlich und verborgen diese Botschaft aber seinen Nachfolgern war, das zeigen uns die Verse aus Mt 16, 21-22:

"Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am 3. Tage auferstehen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!"

Ihr Meister hat immer wieder versucht, sie auf die Stunde der Anfechtung vorzubereiten.

Wir lesen in Joh 3, 14:

"Wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat..."

und in Joh 12, 32:

"Wenn ich erhöht werde von der Erde..."

Besonders deutlich spricht er von diesem Weg schon in Mt 12, 40:

"Denn gleich wie Jona war 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des Walfisches, also wird des Menschen Sohn 3 Tage und 3 Nächte mitten in der Erde sein."

Jesus wußte, daß diese seine schwere Golgathastunde kurz bevorstand. Er war ein Mensch wie du und ich, und wir könnten deshalb gut mitempfinden, wie ihm zumute war, als er in Joh 16, 21 zu seinen Jüngern sagte:

"Ein Weib, wenn sie gebiert, hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen."

Trotz dieses seines seelischen Tiefs versuchte er, seinen Jüngern das bevorstehende Ereignis noch einmal zu verdeutlichen, aber sie verstanden ihn wieder nicht. (Joh 16, 12.13)

In dieser seiner seelischen Drangsal hofft er auf eine Stärkung durch das Passahfest. Wenn er dann in Lukas 22, 15 zu seinen Jüngern sagt, "Mich hat herzlich verlangt, mit euch dies Passahlamm zu essen, ehe ich leide", dann sagte er dies bestimmt nicht, um aufgrund der Tradition mit ihnen einer fleischlichen Gewohnheit gerecht zu werden, sondern er selbst wollte zunächst ganz persönlich die Gabe und die Kraft seines Vaters in Empfang nehmen, denn durch die rechte Feier des Passahfestes soll ein Gläubiger aus Israel sich seines Gottes bewußt werden, eines Gottes, der ihn auch vor einer schweren Stunde und vor einer verborgenen Zukunft stärken kann, vor ihm hergeht und ihm Errettung verheißen hat.

2.Mose 12, 11:

"Ihr sollt das Passah essen als die Hinwegeilenden."

2.Mose 12, 27:

"Es ist das Passah eures Gottes zur Errettung der Kinder Israel."

Solche Stärkung durch Aufblick zum Vater, in vertrauendem Glauben, hatte also auch unser Herr und Meister nötig. Auch er bedurfte der täglichen Stärkung des geistigen Menschen und das geschah, indem er die Stille und damit die Zwiesprache mit seinem Vater suchte und pflegte. Auch in diesem Stück ist uns Jesus das Vorbild, denn nur auf diese Weise können wir im Geist erstarken und wachsen. Besonders vor schweren Prüfungen und Aufgaben haben wir solche Stärkung nötig. Deshalb ermahnt Jesus seine Jünger in Lukas 22, 40 zu wachen und zu beten, damit sie in der Anfechtung nicht fallen. Eine besondere Gelegenheit, himmlischer Kraftnahrung teilhaftig zu werden, gab uns Gott in der Feier des Abendmahls, denn was für die Juden das Passahmahl bedeutete, ist für uns im Neuen Bund das Abendmahl. Gott gab Israel das Passah nicht, um sie damit zu belasten, sondern als Hilfe, um mit ihren Belastungen fertig zu werden.

Passah und Abendmahl sind in der Regel Gemeinschaftsfeste, in denen uns Gott daran erinnern will, daß er auch, wenn es erforderlich ist, Wunder tun kann, denn was ist ein größeres Wunder, wenn er einen Menschen, wie damals beim Auszug aus Ägypten, vom leiblichen Tode errettet oder, wenn er beim Essen seines Fleisches und Trinken seines Blutes einen Menschen vom geistlichen Tod errettet?

Lukas 22, 19:

"Und er nahm das Brot, dankte, brach's, gab's seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird."

Das ist der Kelch des Neuen Bundes. Mit diesen Worten verbindet Jesus das Passahfest mit dem neutestamentlichen Abendmahl. Wir lesen weiter aus Joh 6, 54:

"Wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag."

Auf die Bedeutung des Abendmahls wollen wir im Rahmen dieser Bibelstunde nicht weiter eingehen. Darüber gibt es auch genügend sehr gute Literatur und die meisten von uns wissen, welche grundlegende Bedeutung das Abendmahl für die Gemeinde Jesu Christi hat. Auch wissen wir, daß unser geistiges Leben davon abhängt, ob wir in dem Sinne, in dem die Schrift es sagt, sein Fleisch gegessen und sein Blut getrunken haben, denn wer es getan hat, der ist von der Herrschaft des Todes errettet und in seinem letzten Tage (nicht "jüngsten" Tage) kann der Tod nicht kommen und ihn in das Gefängnis der Finsternis mitnehmen, sondern er darf in das Königreich Jesu Christi auferstehen. Näheres darüber haben wir in der Bibelstunde über die Auferstehung aus den Toten gehört.

Nachdem sie nun das Passah gefeiert hatten, sprach Jesus zu seinen Jüngern Lukas 22, 35:

"Oft habe ich euch ausgesandt ohne Beutel. Habt ihr je Mangel gehabt? - Nie. Nun aber sage ich euch, wer einen Beutel hat, der nehme ihn. Wer aber nichts hat, der verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert. Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind 2 Schwerter."

Was diese geheimnisvollen Worte bedeuten, darauf wollen wir später näher eingehen. Daraufhin gingen sie, wie sie es gewohnt waren, hinaus an den Ölberg, in den Garten Gethsemane. Jesus spürte, wie eine große Anfechtung auf ihn zukam und er hätte in diesem Kampf so gerne die Unterstützung seiner Jünger gehabt.

Wie wir aber aus dem Matthäus- und Markusevangelium wissen, hatten diese zwar ein großes Mundwerk, als es aber darauf ankam, zu ihren Worten zu stehen, waren ihre Augen voll Schlafs.

Jesus war allein in seinem Kampf. Laut Mt 26, 37 fing er an zu zittern und zu zagen. Seine Seele war betrübt bis an den Tod. In Lukas 12, 40 lesen wir: Und es kam, daß er mit dem Tode rang und sein Schweiß war wie Blutstropfen und die fielen auf die Erde.

Dieser Kampf Jesu im Garten Gethsemane wird vielfach nicht verstanden. Hier haben die Fürsten und Gewaltigen der Finsternis sich aufgemacht und wollten Jesu Opfergang ans Kreuz von Golgatha zum letztenmal verhindern. Der Tod persönlich wollte die Schwachheit Jesu hier ausnützen und sich als stärker erweisen. Fast schien es ihm zu gelingen, denn das Blut drang Jesus schon aus den Poren der Haut, ein Zeichen des physischen Todes. Jesus selbst hat dieses Symptom als Todeszeichen empfunden. Deshalb kam er jetzt in seine größte Anfechtung. Das durfte doch jetzt hier nicht geschehen. Sein Tod durfte doch nicht auf diese Weise stattfinden oder sollte der Vater seinen Plan in letzter Minute geändert haben und sollte er jetzt hier schon den Todeskelch trinken? Solche Fragen dürften Jesus hier durch den Sinn gegangen sein, als er betete:

"Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe."

Mit dieser seiner Stellung dem Vater gegenüber hat er Gehorsam in Vollendung bewiesen und es kam ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Wir sollten hier mit aller Klarheit erkennen, daß uns unser Herr mit diesem Kampf in Gethsemane ein Vorbild gegeben hat, wie man den Fürsten und Gewaltigen mit dem Schwert des Geistes entgegentritt. Als er nun Stärkung von oben empfangen hatte, konnte er dem Teufel und dem Tod begegnen und sich als der Stärkere beweisen. Der Tod mußte weichen. Jetzt konnte wieder alles nach Plan weiterlaufen. Jesus wollte ja sein Leben freiwillig zum Opfer geben und nicht hier zwangsweise vom Tod als Überwundener in des Todes Rachen geführt werden. Für diesen Kelch, den er jetzt in den kommenden Stunden und Tagen zu trinken hatte, hatte er von Anfang seiner Sendung an ein volles "Ja, Vater" gehabt. Sein Leben freiwillig zu geben, ist eine Voraussetzung, um hundertfältige Frucht zu bringen. Diese Regel gilt nicht nur für das Lamm Gottes, sondern auch für alle seine Nachfolger.

Gehen wir noch einmal zurück zu Vers 44, wo es heißt, "und sein Schweiß war wie Blut (nicht Wasser) und tropfte auf die Erde". Wer es fassen kann, der darf auch in dieser scheinbaren Nebensache verborgene Weisheit Gottes erkennen. Wir wissen, wer Jesu Blut trinkt, der wird von seiner Schuld erlöst. Hier nun hören wir, daß die Erde sein Blut getrunken hat. Dadurch wurde der Grund gelegt, daß auch die verfluchte Erde (1.Mose 3, 17) der Erlösung teilhaftig wird, ganz so, wie es in Römer 8, 19-22 geschrieben steht.

Vielleicht ist euch aufgefallen, daß wir bei unserer bisherigen Betrachtung uns schwerpunktsmäßig an die Texte aus dem Lukasevangelium gehalten haben. Wenn wir jetzt noch einen kurzen Blick in die 3 anderen Evangelien werfen, um unser Textbild zu vervollständigen, dann stellen wir zunächst im Blick auf das Passahfest fest, daß nur im Lukasbericht steht, "das tut zu meinem Gedächtnis". Bei Matthäus und Markus heißt es: Das i s t mein Leib und das i s t mein Blut. Im Johannesevangelium fehlt das Passahfest völlig. An seiner Stelle steht das auch sehr wichtige hohepriesterliche Gebet Jesu.

"Tief betrübt ist meine Seele bis zum Tode", heißt es im Matthäusevangelium vor der Bitte "Nimm diesen Kelch von mir".

(Das als Hinweis für jemand, der vielleicht an der Reihenfolge der Worte im Lukasevangelium Anstoß genommen hat)

Judas Ischariot

Welche Personengruppe verkörpert wohl Judas damals und auch heute, denn in allen 4 Evangelien spielt er eine bedeutende Rolle. In Joh 12, 6 heißt es: Er war ein Dieb und hatte den Beutel. Der Symbolbegriff "Beutel" ist für uns leicht zu verstehen. Wir würden heute vielleicht sagen, er war der Kassierer der Gruppe der Nazarener. Nach welchen Kriterien einer zum Kassenverwalter eines Vereins gewählt wird, ist uns bekannt.

Daß darin nichts Anstößiges zu sehen ist, wollen wir auch dem Judas bescheinigen. Was aber bedeutet "Dieb"? Wenn wir natürlichen Menschen jemand als Dieb bezeichnen, dann deshalb, weil er unserer Meinung nach etwas gestohlen hat. Bei Judas hört man so allgemein, daß er das Geld liebte und denkt dann gleich an die 30 Silberlinge. So kurzsichtig und voreingenommen wollen wir nicht sein. Denn wenn dem so gewesen wäre, dann hätte Judas, nachdem er sah, daß sein Vorhaben mißlungen war, die 30 Silberlinge den Pharisäern nicht mit so großer Erschütterung zu Füßen geworfen.

Wir wollen auch hier nach unserem Grundsatz handeln und die Bibel nicht mit unserem menschlichen Verständnis auslegen, sondern beachten, daß das Wort Gottes durch das Wort Gottes ausgelegt und verstanden werden muß. Nach diesem Grundsatz handeln wir jetzt und lesen Joh 10, 1 ff. Dort zeigt uns Jesus, wen er als Dieb bezeichnet:

"Wahrlich, wahrlich ich sage euch, wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber." (Luther übersetzt sogar statt "Räuber" "Mörder").

was unter "Schafstall" zu verstehen ist, wissen wir. Es ist das Reich Gottes. Der Symbolbegriff "Tür" ist uns auch geläufig. Jesus bezeichnet sich als die Tür (Vers 7). Wenn wir jetzt bis zum 15. Vers weiterlesen, dann verstehen wir heute ohne weiteres, was Jesus damals seinen Jüngern mit dieser Predigt sagen wollte. Damals hat aber noch keiner der Jünger laut Vers 6 verstanden, was Jesus meinte, denn alle miteinander hatten eine ganz andere Vorstellung davon, wie man in das Reich Gottes oder wie das Reich Gottes zu ihnen kommen sollte. Auch als der Meister ihnen sagte, sein Reich komme nicht mit irdischen Gebärden, verstanden Petrus und Johannes das so wenig wie Judas. Sie dachten alle, daß es endlich an der Zeit wäre, daß Jesus seine göttlichen, geistigen Kräfte einsetzte, um die Römer zu vertreiben, damit sie endlich, wie die Propheten verkündigt hatten, Weltmacht würden. In diesem Sinne dürfte wohl Judas der Antreiber gewesen sein. Ich könnte mir denken, daß er, als er erlebte, wie das Volk von Jerusalem Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem huldigte (Mk 11, 10), dachte, die Zeit sei jetzt reif und man sollte vielleicht etwas nachhelfen und für Jesus eine Situation schaffen, die ihn herausforderte, von seiner Macht als Sohn Gottes Gebrauch zu machen.

Gewaltanwendung, besonders gegenüber den Unterdrückern und Gegnern, um das Reich Gottes zu schaffen, sollte das vielleicht nicht erlaubt sein? So dachte nicht nur der Judas damals. So denkt der Judassamen aller nachfolgenden Generationen bis heute. Daß solche Judasse auch zu Mördern werden können, das lehrt uns die Kirchengeschichte häufig genug.

Wie wird sich der damalige Judas innerlich gefreut haben, als - wie Joh 8, 6 erzählt - Jesus seinen Häschern mit den Worten entgegentrat, "Wen suchet ihr?" und diese dann zurückwichen und zu Boden stürzten, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Jesus sein Geistesschwert, mit dem er den Tod besiegt hatte, noch in Händen. Auch der Engel Gottes stand ihm noch zur Seite, aber o Schreck für den Judas - sein Meister steckte sein Schwert in die Scheide und gab sich freiwillig, ohne Widerstand, in die Hände seiner Feinde. Mit diesem Ausgang hat Judas nicht gerechnet. Sein Plan, ja seine ganze Welt, stürzten zusammen. Er war maßlos enttäuscht und verzweifelt, ging hin und erhängte sich.

Warum hat denn die Christenheit in der Vergangenheit aus dem Vorbild eines Judas Ischariot nichts gelernt? Doch deswegen, weil wir ihn zu sehr verteufelt und mit seiner Einmaligkeit im Heilsgeschehen gerechnet haben. Dabei hat sich doch sein Same viel stärker als der gute Same vermehrt (Mt 13, 24).

Wir haben gelesen, daß der ein Dieb und ein Mörder ist, der glaubt, auf einem anderen Weg als durch die Tür in das Reich Gottes gehen zu können. Im Gleichnis von der königlichen Hochzeit (Mt 22, 12) zeigt uns Jesus solche Nachfolger von Judas. Sie waren im Hochzeitssaal (Schafstall) und waren sicher der Ansicht, sie hätten das hochzeitliche Kleid an, bis der Bräutigam kam und sie auf ihren Mangel aufmerksam machte mit den Worten, "Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein weißes Kleid an?"

Welche Enttäuschung werden diese Menschen erleben, müssen (Vers 13), wenn sie in die Finsternis hinausgeworfen werden wie ein Judas!

Den gleichen Judassamen finden wir in Mt 7, 21:

"Es werden nicht alle, die zu mir sagen "Herr, Herr", in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. An jenem Tage werden viele zu mir sagen, "Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen gepredigt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?" Dann werde ich ihnen sagen, "Ich habe euch noch nie erkannt. Weichet alle von mir, ihr Übeltäter!"

Auch ein Judas sagte Herr, Herr und war ein Nachfolger Jesu. Das Urteil Jesu, "Ich habe euch noch nie erkannt", enthält auch so eine wichtige, verschlüsselte Wahrheit für uns. Schon in früheren Lektionen sind wir darauf eingegangen, deshalb in aller Kürze: Dieser Ausdruck begegnet uns vom Anfang der Bibel bis zum Schluß. Zum erstenmal finden wir ihn dort am Anfang 1.Mose, wo es heißt, "und Adam erkannte sein Weib und sie gebar". So geht es durch die ganze Bibel: "Und Isaak erkannte sein Weib und sie gebar...", "Und Abraham erkannte sein Weib" usw. Auch im griechischen Grundtext haben wir den gleichen Sinn und müssen unterscheiden zwischen "gekannt" und "erkannt". "Weichet alle von mir, ihr Übeltäter". Auch hier dürfen wir annehmen, daß diese Jünger mit der besten Absicht, Frieden auf Erden mit menschlichen Waffen und Mitteln schaffen wollten. Auch bei dieser Gruppe, die uns in Off 17 gezeigt wird, ist derselbe Geist führend, der auch Judas getrieben hat. Liebe Geschwister, wenn diese Überzeugung stimmt - und ich bin zutiefst überzeugt, daß sie stimmt -, dann muß uns ein heilsames Erschrecken erfassen und wir fragen uns, wie es geschehen konnte, daß wir diesen Teil der Osterbotschaft so wenig beachtet haben.

Lukas 22, 22:

"Doch weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird."

In den Evangelien von Matthäus und Markus steht zudem noch: "Es wäre ihnen besser, sie wären nie geboren." Dieses harte Wort aus dem Munde Jesu gilt nicht nur für den Judas vor 2000 Jahren, sondern auch für die Judasse unserer Tage. Jedoch auch für dieses schwere Wort gibt uns der Meister eine Erklärung in Mt 10, 15, wo es sinngemäß heißt: Wahrlich, ich sage euch, dem Lande der Sodomer und Gomorrher wird es erträglicher gehen am letzten Gericht als den Städten und Christen, die das Wort Gottes in der ganzen Fülle haben und hören und nicht danach tun.

Jesus am Kreuz

Nachdem nun Jesus seinen letzten und schwersten Kampf mit dem Tode und den Finsternismächten in Gethsemane als Sieger beendet hatte, verzichtete er auf weitere Unterstützung vom Himmel her (Mt 26, 53), er steckte sein Schwert in die Scheide und begab sich freiwillig in die Gewalt und Hände seiner Feinde. Wie wir von Jugend auf gelehrt sind, wissen wir, daß diese den Unschuldigen und Gerechten zum Tode am Kreuz verurteilt haben. Jetzt konnte die Schrift Wort für Wort, wie vorhergesagt, erfüllt werden. Die christliche Welt feiert seitdem die Auferstehung Jesu als das Osterfest.

Leider sind es aber nur wenige, die sich auch für die Einzelheiten des Geschehens auf Golgatha und dem, was danach kam, interessieren. Wenn schon, dann ist man in Bezug auf das Verständnis oder Auslegung verschiedener Meinung. Das kommt aber immer nur daher, wenn man einzelne Worte nicht im Gesamtbild schauen kann. Ein Musterbeispiel dafür ist das Wort Jesu an den Schächer: "Wahrlich ich sage dir heute, du wirst mit mir im Paradiese sein." Jeder Interpret, der ein wenig Erfahrung im Umgang mit dem Kontext hat, weiß, daß ursprünglich der griechische Text keine Satzzeichen hat. Ob nun hier das Komma vor oder nach "heute" gesetzt wird, hängt von der persönlichen Erkenntnis des Übersetzers ab. Kommt aber nun jemand und setzt das Komma vor "heute", um damit zu belegen, daß Jesus nach seinem letzten Wort "Es ist vollbracht" (Joh 19, 30) aufgefahren ist in das Paradies, dann ist dies eine völlig falsche Auslegung, denn auf diese Weise wird das andere und viel schwerer wiegende Wort Jesu seines Sinnes beraubt, das lautet:

"Wie Jona war 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des Fisches also auch des Menschen Sohn."

Lukas 23, 34:

"Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los darum."

Dieses Geschehen wird zwar in allen 4 Evangelien erwähnt, trotzdem wird ihm allgemein wenig Bedeutung beigemessen. Schon der 19. Vers in Psalm 22 erwähnt diese scheinbare Nebensache, aber eine Nebensache dürfte auch dies keinesfalls sei, jedoch bedürfen wir hier in besonderer Weise der Hilfe des Heiligen Geistes. Er möchte uns die Tiefen der verborgenen Weisheit Gottes enthüllen. Zunächst wollen wir klären, was unter dem Symbolbegriff "Kleid" zu verstehen ist. Die Bibel benützt diesen Begriff oft. Da gibt es Kleider, die zerrissen werden, da gibt es Kleider des Heils, weiße Kleider, leinerne Kleider. Von einem hochzeitlichen Kleid ist die Rede. Andere haben ihre Kleider gewaschen. Der verlorene Sohn bekam seine befleckten Kleider ausgezogen und das beste Kleid im Hause seines Vaters wurde ihm angezogen. Unter einem Kleid verstehen wir nach unserer menschlichen Betrachtungsweise, in der das Wesentliche, der Mensch, steckt. Betrachten wir die Ganzheit des Menschen jedoch als Geist, Seele und Leib, dann ist der Leib gleich diesem Kleid. Wenn wir einen Bekannten nach einer längeren Zeit wieder treffen, lautet unsere 1. Frage an ihn: Wie geht es deinem "Kleid"? Das Kleid gibt uns Auskunft darüber, wie es seinem Besitzer geht, ob er gesund ist oder krank, ob er reich ist oder arm.

Wir wollen jetzt noch einmal das Wort Jesu aus Lukas 22, 36 aufgreifen, in dem Jesus seine Jünger auffordert, sie sollen ihr Kleid verkaufen und dafür ein Schwert erwerben. Wir ahnen schon jetzt, daß Jesus damit nicht meinte, sie sollten ihren Mantel versilbern und sich vom Erlös ein Schwert aus Eisen kaufen, obwohl die Jünger in ihrem damaligen geistigen Entwicklungsstand es so verstanden. Deshalb zeigten sie auch gleich ihre zwei Eisenschwerter vor. Jesus wußte, daß sie ihn jetzt noch nicht verstehen konnten. Daher seine Antwort: "Es ist genug". Vielleicht ahnt der eine oder andere von uns schon, daß Jesus mit diesen eigenartigen Worten seinen Jüngern dasselbe sagen wollte und gesagt hat, was er dem reichen Jüngling in Markus 10, 21 sagte, als er ihm den Rat gab: "Verkaufe alles, was du hast, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich."

Wir wollen noch einige Worte aus den Predigten Jesu hören, denn auch hier geht es um den zentralen und wichtigsten Punkt im Evangelium Jesu Christi und zwar um den Eingang durch die Tür in das Königreich der Himmel. Es gibt schon zu denken, warum Jesus für ein und dieselbe Sache immer wieder andere Worte benützt. Joh 3, 3: Nikodemus will von dem Meister wissen, wie man in das Himmelreich kommt. Jesus antwortet:"Du mußt von neuem geboren werden." Merken wir, auch hier hätte Jesus ihm die Antwort geben können: Du mußt dein Kleid wechseln, du mußt dir ein anderes, ein neues Kleid kaufen. Aber Nikodemus hätte dies so wenig verstanden wie das Wort von der neuen Geburt.

Die Kleider Jesu wurden in 4 Teile geteilt. Über den Rock aber wurde das Los geworfen, denn dieser war unteilbar. Warum 4 Teile? Will uns das Wort Gottes vielleicht damit zeigen, daß ein Mensch erst einen Kleiderwechsel vornehmen muß, um das Reich Gottes verstehen und erlangen zu können? Zum Beispiel auf folgende Weise: Ein Atheist muß 1. sein atheistisches Kleid ausziehen und 2. das Kleid eines Gott suchenden Menschen anziehen. Dieser Mensch wird dann eines Tages zu Jesus kommen mit der Frage," Was muß ich tun, damit ich das ewige Leben erlange?" Dann wird ihm auch die Antwort werden, 3. Verkaufe alles, was dir noch so wichtig ist. Verkaufe dein Kleid und komm und folge mir nach. Der 4. Kleiderwechsel wäre dann, wenn dieser Mensch, so wie die Jünger nach der Auferstehung, erkennt und glaubt, daß er durch das Blut Jesu rein gewaschen werden kann von seiner Schuld. Dann würde er das 4. Kleid, das weiße Kleid der Gerechtigkeit erlangen (Off 3, 18). Das 5. Kleid, das Oberkleid, das nicht teilbare Kleid, wäre dann das Kleid der Überwinder (Off 3, 21). Dieses Kleid wird uns ja zugelost und wurde uns zugelost ehe der Welt Grund gelegt war nach Eph 1, 4.

Eine Vorschattung dieses Kleiderwechsels haben wir auch im Alten Testament schon bei dem Christusdarsteller Joseph. Josephs 1. Kleid war der bunte Rock von seinem Vater - die Herrlichkeit Jesu vor seiner Menschwerdung. Seine Brüder haben ihm dieses Kleid dann ausgezogen. Das 2. Kleid bekam er in der Fremde als Verwalter über Potiphars Haus. Dieses Kleid wiederum wurde ihm in der Versuchung von Potiphars Weib ausgezogen (1.Mose 9, 15) Und Joseph bekam im Gefängnis sein 3. Kleid, sein Gefängniskleid. Das 4. Kleid bekam er, als das Machtwort des Pharao ihn aus dem Gefängnis holte (1.Mose 41, 14). Dort heißt es: "Sie zogen ihm ein reines Baumwollkleid an", also wieder identisch mit dem weißen Kleid im Neuen Testament. Als Joseph von Pharao als Herr über alle seine Reiche eingesetzt wurde, bekam er das Herrlichkeitskleid, das 5. Kleid, das beste Kleid, ein Kleid aus köstlichem Byssus. Vielleicht denkt jetzt mancher, diese Auslegung sei das Produkt einer blühenden Fantasie, doch dem ist nicht so, denn auch Jesus selbst beschreibt einen ganz ähnlichen Entwicklungsweg, um zu diesem alles überragenden Herrlichkeitskleid zu gelangen. Er führt ebenfalls 5 Stufen an, und zwar in Mt 13, dem bekannten Himmelreichsgleichnis vom 4 fachen Ackerfeld. Näheres darüber in einer früheren Lektion.

Was waren die letzten Worte, die Jesus am Kreuz von Golgatha gesprochen hat? Nach dem Lukasevangelium lautet sein letzter Satz: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände." Dann verschied er. Nach dem Johannesevangelium waren die letzten Worte: "Es ist vollbracht". Und er verschied. Wir fragen weiter: wann war eigentlich das Erlösungswerk vollbracht? Als Jesus sein Haupt neigte und verschied oder erst als er von den Toten auferstanden war? Wer diese Frage im Kreise von christlichen Theologen schon gestellt hat, weiß, daß auch durch diese Frage die christliche Gemeinde in 2 Lager geteilt wird.

Ich bin der Meinung, daß die 3 Tage, nachdem er sein Haupt neigte und verschied, eigentlich den wichtigsten Teil seiner Erlösung beinhalten, denn immer wenn Jesus von seinem Leidensweg spricht, spricht er auch von diesen 3 Tagen. Ich bin mir sicher, daß Jesus über dieses letzte Wegstück genauestens Bescheid wußte. Wie schon erwähnt, sagt er in Mt 12, 40: "Denn gleich wie Jona war 3 Tage und 3 Nächte im Bauch des Fisches.." Nehmen wir doch diese Worte ernst, denn Jesus spricht von diesen 3 Tagen nicht nur einmal, sondern auch in Lukas 24, 7 und 21. "Wie Jona", sagt Jesus, und Jona war nicht in dem Bauch des Fisches als freier Mann, sondern als Gefangener des Fisches. Und Jesus sagt, "Gleich wie Jona so auch ich". Fast möchte ich meinen, man kann eine Situation nicht deutlicher beschreiben als es Jesus mit diesem Beispiel getan hat. Eine weitere Stelle in Psalm 18, 5-8 lautet:

"Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des Verderbens erschreckten mich. Des Totenreichs Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Als mir Angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren. Die Erde bebte und wankte, und die Grundfesten der Berge bewegten sich und bebten, da er zornig war."

Und dann aus dem gleichen Psalm, Vers 17:

"Er streckte seine Hand aus von der Höhe und faßte mich und zog mich aus großen Wassern."

Was und wie die Seele Jesu in dieser Situation empfunden hat, können wir nachlesen im Leidenspsalm Jesu, die Verse 12-23. Ich will hier nur die Verse 12 und 13 anführen. Bitte, lest die übrigen nach:

"Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe, denn es ist hier kein Helfer. Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt."

Jesus kannte selbstverständlich diese Psalmworte. Wie oft wird er darüber im Kreise seiner Jünger gepredigt haben! Deshalb wußte Jesus, als er am Kreuz hing und auch kurz bevor der physische Tod eintrat, um diese Gefangenschaft und um diese schwere Situation, in die er kommen mußte. Der gleiche Tod, den er kurz vorher in Gethsemane besiegt hatte, durfte jetzt triumphieren und ihn als Gefangenen hinunternehmen in sein Reich. Seht, deshalb mußte ihn Gott in diesem Augenblick verlassen. Jesus empfand dieses Verlassensein schmerzhaft. Deshalb auch sein Ausruf "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Verstehen wir jetzt, warum der Allmächtige seinen Sohn verlassen mußte? Hätte er ihn nicht verlassen, wie hätte denn dann der Sohn Gefangener des Todes sein können? Hätte der Vater ihn nicht verlassen, dann wäre ja der Schöpfer Gefangener seines Geschöpfes geworden. Deshalb mußte der Vater ihn vor dieser Gefangenschaft verlassen. Nur auf diese Weise konnte der Erlöser die Folgen der Schuld und Sünde tragen, denn der Tod ist der Sünde Sold. Beachten wir, es heißt nicht "Das Sterben ist der Sünde Sold", sondern "Der Tod ist der Sünde Sold". Natürlich gehören von Natur her das Sterben und der Tod zusammen, aber gerade vor dem schlimmeren, von den Banden des Todes ist ein Kind Gottes erlöst, weil Jesus diesen Teil damals für mich persönlich erstattet hat.

Wir betonen noch einmal: Jesus wußte um diese seine Situation in des Todes Gewalt, denn er kannte ja, wie wir hörten, selbstverständlich den 22. Psalm und seine Seele hatte Angst. War er doch auch ein Mensch wie du und ich. Deshalb mußte er seiner Geistseele befehlen, nach seinem Sterben sich in die Hände des Todes zu begeben (Lukas 23, 46: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände".) Unter der Bezeichnung "Hände" sind hier nicht die persönlichen zwei Hände des Vaters gemeint, sondern die ausführenden Handlanger und Werkzeuge, die des Schöpfers Willen und Pläne zur Ausführung bringen seit eh und je.

Was wir unter diesem Begriff der Hände zu verstehen haben, wollen wir noch kurz erläutern mit

1.Könige 22, 19:

"Ich sah Jehova sitzen auf seinem Stuhl und alles himmlische Heer neben ihm stehen zu seiner Rechten und zu seiner Linken."

5.Mose 33,2: "Von seiner Rechten ging das feurige, strenge Gesetz aus."

Diese rechten Hände wachen auch über die Einhaltung und Durchführung dieses Gesetzes. Wir können entsprechende Stellen in Heb 2, 2 und Gal 3, 19, Apg 7, 53 nachlesen, Die linken Hände benützt Gott zur Durchführung seiner Prüfungen und Gerichte (Hiob 1, 7-12, 1.Könige 22, 22).

Die Welt ist seiner Hände Werk, so lesen wir in der Bibel. Diese Wohnerde ist aber heute Finsternis, wie die Schrift sagt, der Allmächtige schafft aber keine Finsternis, denn er ist Licht. Demnach ist die Finsternis ein Produkt der linken Hände des Schöpfers. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Verhalten Jakobs bei der Segnung der beiden Söhne Josephs (1.Mose 8, 14-17).

Im Gegensatz zu der finsteren Welt, auf der wir leben, schafft der allmächtige Gott eine neue Schöpfung, das Reich Gottes, und zwar "ohne Hände" (Dan 2, 44-45). Dort ist die Rede von diesem Königreich, das Gott schafft, dem Königreich, in dem Jesus Christus der Erste und der Letzte war und ist, vielleicht heute noch den Engeln ein Geheimnis.

Jesus spricht: "Wer an mich glaubt, der wird den Tod nicht sehen ewiglich."

Stephanus, der 1. Märtyrer nach Pfingsten, hat dies geglaubt. Deshalb spricht er vor seinem Abscheiden: "Herr Jesus, nimm du meinen Geist auf." (Apg 7, 58)

3 Tage und 3 Nächte mußte Jesus in der Macht und Hand des Todes ausharren, dann kam der Befehl von oben, von seinem Vater, an den Tod, Jesus freizugeben. Paulus beschreibt diesen Ablauf in 1.Thess 4, 16. Der Erzengel kommt mit der Posaune Gottes hernieder und befiehlt dem Tod, den Gefangenen freizugeben. Auch diese Phase ist im Alten Testament in 1.Mose 41, 14 vorgeschattet durch Joseph.

Daß Jesus bis zu diesem Zeitpunkt der Auferstehung, also am Ostermorgen, noch nicht oben bei seinem Vater war, bezeugt er selbst in aller Klarheit, als er zu Maria Magdalena sagt:

"Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater und zu eurem Vater."

(Joh 20, 17).

Warum sagt er denn, "Rühre mich nicht an!" Wahrscheinlich deshalb, weil Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht seinen Herrlichkeitsleib hatte. Den bekam er ja erst oben bei der Krönung (Off 5, 5-8 und 1.Mose 41, 40-42). Dort bekam er auch die Vollmacht über alle Reiche der Schöpfung und die Schlüssel zum Gefängnis des Todes. Deshalb konnte er auch erst nach seiner Auferstehung die Gräber auftun.

Das bestätigt Mt 27, 53:

"Und es standen auf die Leiber der Heiligen und gingen aus ihren Gräbern n a c h seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen."

Beachten wir die hier angegebene Reihenfolge. Erst, nachdem er aufgefahren war zum Thron seines Vaters, hat er dort die Gaben empfangen, die ihn befähigten, eine gefallene Welt zu erlösen und das Gefängnis gefangen zu führen (Eph 4, 8).

Dazu noch ein bestätigendes Schriftwort aus Ps 68, 19:

"Du bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen geführt. Du hast Gaben empfangen für die Menschen."

 

Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes.

Damit wurde das persönliche Erlösungswerk Christi zunächst abgeschlossen und gekrönt. Auch sind diese Worte Teil des Glaubensbekenntnisses aller Gläubigen. Seither grüßen wir uns am Ostermorgen mit dem Gruß "Maranatha, der Herr ist auferstanden!" und freuen uns dieser Tatsache. Die Erlösung ist vollbracht. Erlaubt mir aber nun einmal die Frage, die mir kürzlich ein Kritiker gestellt hat, an euch weiterzugeben: Was hat sich denn durch diese Auferstehung bis heute auf unserem Globus verändert?

Wenn man uns so fragt, antworten wir zunächst:"Wir sind erlöst von der Sünde" oder "Jesus hat uns befreit vom Tod". Damit kann dieser Fragesteller aber nichts anfangen. Er fragt ja, ob das Leben auf dieser Erde dadurch besser geworden ist, ob die gewalttätigen Auseinandersetzungen und die Kriege dadurch weniger oder humaner geworden sind. Und an diesem Punkt taten und tun sich die Christen aller Zeiten sehr schwer, denn die Realitäten sind zu offensichtlich, daß sich nämlich auf unserer Erde in unseren mitmenschlichen Beziehungen überhaupt nichts gebessert hat, im Gegenteil, es hat sich doch alles zum Schlimmeren hin entwickelt. Zudem müssen wir noch erkennen, daß unser Herr diese Entwicklung damals schon vorausgesagt hat (Mt 24, 12 und Mt 13 im 2.Himmelreichsgleichnis vom Unkraut). In einer solchen Situation befanden sich unsere Vorväter aller Zeiten auch diesen Kritikern gegenüber. Deshalb könnte ich mir denken, daß sie froh waren, als sie eines Tages antworten konnten: Schaut unsere schönen Dome an. Seht, wie sich die christliche Botschaft ausgebreitet hat! Das ganze Abendland hat sie eingenommen. Jetzt konnten sie etwas vorweisen. Betrachten wir diese Frage einmal von einer anderen Perspektive aus. Was hat unsere heutigen Kirchenführer dazu bewogen für ihre Kirchentage das Motto auszugeben und "für Frieden, Freiheit und Erhaltung der Schöpfung" anzutreten? Es ist doch der Wunsch, endlich das Wort "Es ist vollbracht" sichtbar werden zu lassen. "Es ist vollbracht!" Was meint dieses Wort eigentlich? Was hatte Jesus denn damals vollbracht mit seiner Erlösung? Antwort: Er wurde ein Weizenkorn, das sich in die Erde legen ließ, um aufzugehen und Frucht zu bringen. Mit anderen Worten, aber dem gleichen Sinn: Er wurde mit dem "Es ist vollbracht" der Eckstein, der erste Stein eines riesigen Bauwerks. Noch einmal andere Worte für dasselbe: Er legte den Grund für den Bau des Reiches Gottes. Zusammengefaßt ist der Sinn dieser Worte der: Jesus hatte bis zu seiner Himmelfahrt den Grund für das Reich Gottes gelegt und seitdem wird dieses Reich Gottes gebaut. Bleiben wir aber einmal bei dem ersten Begriff des Weizenkorns. Er, das erste Weizenkorn, brachte mit dem "Es ist vollbracht" seine Frucht und diese Frucht wurde zum erstenmal auf dieser Erde offenbar an Pfingsten, als die Jünger angetan, bekleidet wurden mit der Kraft aus der Höhe. Lk 24, 49. Damit wurde Jesus auch zum ersten, wahrhaftigen, von Gott gesandten Menschenfischer, der aus der Menge Israel die ersten Bürger für das verheißene Reich Gottes herausgefischt hat. Dieses Reich Gottes ist halt nicht von dieser Welt und kommt auch nicht mit äußeren, menschlichen Gebärden. Das ist eine göttliche und damit eine geistige Wahrheit und geht unserem menschlichen, irdischen Wesen eben so schwer ein. Deshalb ist sie eine verborgene Wahrheit, ein Geheimnis, so sagt das Evangelium Jesu Christi.

Was also damals mit dem "Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes" vollbracht wurde, ist auch bis heute noch der Welt eine verborgene Erlösung. Wenn ich vorstehend Jesus als den ersten vorbildlichen Menschenfischer bezeichnet habe, dann möchte ich uns damit in den Text von Johannes 21 hineinführen. Als Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern zum drittenmal erschien, hatten sie mit ihm nachstehendes Erlebnis. Ein Teil der Jünger Jesu waren ja bekanntlich Fischer. Noch hatten sie den geistigen Inhalt der Erlösung nicht erfaßt und betätigten sich deshalb noch ganz nach menschlicher Weise, aus eigener Kraft, und gingen fischen. Sie wußten und glaubten schon hier, daß ihr Meister von den Toten auferstanden war, ist er ihnen doch schon zweimal erschienen. Selbst Thomas konnte es jetzt glauben, nachdem er seine Hand in Jesu Seite legen durfte. In ihrem Inneren ist aber noch nichts Neues geworden, deshalb handeln sie auch wie eh und je gewohnt, wie alle ihre Kollegen auch: Sie gehen nachts fischen. Sie wissen als Fischer aus Erfahrung, daß man bei Nacht mehr Erfolg hat als am Tag.

Joh 21, 3:

"Aber in derselben Nacht fingen sie nichts."

Als die dann in jener Nacht, enttäuscht durch ihren Mißerfolg, ans Ufer zurückfahren, steht dort Jesus und sendet sie wieder hinaus zum erneuten Fischfang mit den Worte:

"Werfet das Netz zu r e c h t e n des Schiffes. Jetzt fingen sie 153 Fische."

Mit dieser Lektion, die der Meister den damaligen Jüngern und uns heute zu lernen gibt, stellt er uns eine Aufgabe, an der wir wohl unser ganzes Leben zu lernen und zu kauen haben werden bis wir diese feste Speise ganz verdauen können. Zunächst wollen wir den Unterschied, der zwischen beiden Fischzügen besteht unterstreichen. Der 1. Fischzug findet bei Nacht statt, der 2. Fischzug bei Tag. Es ist also ein Unterschied wie Tag und Nacht. Zuerst gingen sie fischen in eigener Kraft und am Morgen im Auftrag ihres Herrn. Auf eine solche Erkenntnis würde unser Meister antworten: Ja, ja, so ist es schon recht. Es ist gut so.

Unsere Überschrift lautet aber "Aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes". Seit wann sitzt Jesus denn dort und was tut er dort auf dem Thronsessel zur Rechten Gottes? Antwort: Er leitet alles Geschehen in der Schöpfung und ganz besonders hier auf dieser Erde. In ganz besonderer Weise aber ist er tätig als Hirte seiner Schafe. Schön, das glauben wir, Aber, wenn wir das glauben, dann müssen wir auch wissen, daß der Hirte seine Schafe hier auf dieser Erde auch zum nächtlichen Fischzug inspiriert hat. Um den Zusammenhang beider Fischzüge besser verstehen zu können, wollen wir uns der Worte erinnern, mit denen Jesus seine Jünger in die Nachfolge gerufen hat. Mt 4, 19:

"und Jesus sprach zu Petrus, seinem Bruder Andreas und zu Jakobus und Johannes, den Fischern, "Folget mir nach, Ich will euch zu Menschenfischern machen.""

Menschenfischer sollten sie einmal werden, aber zunächst mußten sie selbst ja herausgefischt werden aus der Menge Israels. Wir sehen, Jesus ist nicht nur Grund und Eckstein des Himmelreiches nicht nur das Urweizenkorn, das seine Frucht bringt, er ist auch der vorbildliche Menschenfischer für das Königreich der Himmel. Diese berufenen Männer waren bestimmt keine schlechten Fischer und hatten alle eine gute Berufsausbildung hinter sich, aber diese Ausbildung reichte eben nicht aus, um tauglich zu sein, Menschen für das Himmelreich fischen zu können, Das gleiche gilt auch für den Begriff "Weizenkorn". Jeder Mensch ist letztlich ein Weizenkorn, das seine Frucht bringen wird, gut oder böse. Um aber Weizenkorn im Sinn Jesu Christi zu werden, mußt du erst durch die Tür eingegangen sein, d.h, du mußt mit Jesus gestorben und in das geistige Leben auferstanden sein. Erst dann kannst auch du in Wahrheit ihm nachfolgen und in des Meisters Sinne Menschen fischen, Frucht bringen und Schafe weiden (Joh 21, 17). Ich sagte vorhin, der Unterschied zwischen beiden Fischzügen sei wie Tag und Nacht oder, wir könnten auch sagen, so verschieden wie Beruf von Berufung. Und doch, ohne die gelernten Fähigkeiten im Umgang mit dem Schiff und dem Netz auf dem Wasser hätten sie wohl schwerlich die Menge der Fische einbringen können. Als Jesus seine Jünger in die Nachfolge gerufen hat, waren sie schon gute Fischer und auch dort schon in eingeschränktem Sinne Mitarbeiter Jesu Christi und so auch schon indirekt an dem großen Fischzug Jesu beteiligt, obwohl sie noch in der Ausbildung zu Menschenfischern standen. Ihre Befähigung, Menschen zu fischen, bekamen sie erst an Pfingsten, nachdem sie angetan worden waren mit Kraft aus der Höhe. Im gleichen Sinne wie die Jünger in den 3 Jahren vor Pfingsten mit Jesus berufsmäßig als Menschenfischer schon tätig waren, gibt es auch heute viele Mitarbeiter Jesu. Sie können predigen, Kranke heilen, Teufel austreiben und viele Taten tun. Sie verstehen ihr Handwerk und haben meist auch viel mehr Fische in ihrem Netz (Gemeinde) als nur 153. Wir ahnen, Jesus will seinen Jüngern mit diesem Fang von gerade 153 mehr zeigen als nur das, was vor Augen ist. Nach dem Zahlenwert ist 153 = Fülle der Frucht oder Ziel der Liebe Gottes. Der bekannte Gottesmann Pfarrer Böhmerle und andere sehen in dieser Zahl das Produkt von (3 x 3) + (12 x 12) = 153 und gleich Fülle der Frucht von Gesamtisrael oder Gemeinde Jesu Christi. (Je nach Erkenntnis und Auslegung des Einzelnen.)

Wenn das Ziel der Liebe Gottes erreicht ist, dann ist die Vollzahl, die Fülle der Heiden eingegangen in das Königreich der Himmel. Der letzte Baustein ist dann behauen und zurecht gebracht für die Fertigstellung des Tempels Gottes im Geist. Das Weizenkorn und die Weizenkörner haben dann ihre Frucht gebracht. Das letzte Glied am Leib Christi ist zu seiner Vollendung gebracht und in den Organismus eingepflanzt worden. Wir sehen wieder einmal, mit ganz verschiedenen Bildern beschreibt das Wort Gottes das große Geheimnis der Erlösung. Auf welche Weise dieses wunderbare Werk geschehen soll, das zu erfassen ist für uns von größter Bedeutung und gerade das wird uns in diesem Gleichnis vom Fischzug gezeigt.

Vers 9:

"Als die Jünger ans Land traten, sahen sie ein Kohlenfeuer, einen Fisch darauf und Brot."

(Hier übersetzt Luther "Fische" in der Mehrzahl. Das ist falsch. Der Grundtext und fast alle anderen Übersetzer schreiben hier "Fisch" in der Einzahl.)

Vers 13:

"Da kommt Jesus, nimmt das Brot, gibt es ihnen zu essen. Desgleichen auch den Fisch."

Unter Brot verstehen wir das Leben spendende Wort, das vom Himmel gekommen ist. Der Fisch ist unser Herr Jesus Christus selbst.

Dieser Vorgang ist eine Grundregel für jeden Menschenfischer oder Nachfolger Jesu. Vorgeschattet ist dies bei der Speisung der 5000 in der Wüste, wo Jesus seine Jünger auffordert: "Gebt ihr ihnen zu essen." (Mt 15, 36). Somit hat uns der Meister auch hier wieder ein Vorbild gegeben. So soll auch jeder nachfolgende Menschenfischer sich verhalten. Daß sich Jesus hier uns zu essen gibt und gegeben hat, verstehen wir ohne weiteres. Daß aber auch ich und du, daß wir uns den anderen auf die gleiche Weise zu essen geben sollen, denen, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, das will uns nicht so leicht eingehen und das dürfte wohl auch das schwerste in unserer Lektion sein. Wir bitten deshalb den Heiligen Geist, er möge uns hier das Verständnis öffnen.

Erkannt haben wir, daß alle, die durch Jesus Christus das ewige Leben haben, als Glieder den Leib des Christus bilden. Er selbst aber, Jesus, ist das Haupt an diesem Leib (Eph 4, 15). Wenn wir in diesem Bild für den Begriff "Glieder" den Begriff "Fische" einsetzen, ergibt das für den Fülleleib 153 Fische. Zählen wir das Haupt als den Fisch auf dem Feuer hinzu, ergibt das die Zahl 154. Für den Begriff "Fische" dürfen wir jetzt genauso den Begriff "Weizenkorn" einsetzen, dann bekommt das Bild noch einen tieferen Inhalt. Damit Jesus seinen Jüngern den Fisch zu essen geben konnte, mußte dieser sterben. Das gleiche gilt für das Weizenkorn. Auch es muß sterben, indem es in die Erde gelegt wird. Nur auf diese Weise kann es ja Frucht bringen. Für beides ist also der Leidens- und Sterbensweg das wesentliche Merkmal. Dieses Merkmal ist nicht nur charakteristisch für den einzelnen Menschen, sondern auch für den Organismus, den Leib Christi. Wir dürfen erkennen, laut Heilsplan Gottes muß der Leib Christi ein bestimmtes Maß des Leidens auf sich nehmen und damit erstatten (Kol 1, 24).

Diese Wahrheit ist nun in der Zahl 154 verschlüsselt.

In Off 1, 20 zeigt uns die Bibel das Haupt mit seinem Leib durch ein anderes Bild, nämlich Christus inmitten der 7 goldenen Leuchter. "Die 7 Leuchter sind die 7 Gemeinden." Jeder Leuchter besitzt 22 Kelche. Nachlesen können wir das in 2.Mose 25, 33. Der Kelch ist das Symbol für einen Leidens- oder Gerichtsweg. Die Zahl 22 bedeutet Opfer oder Leiden. Ich erinnere an das Leiden Jesu. Es ist beschrieben in Psalm 22. Wir haben also pro Gemeinde 22 Kelche x 7 ergibt unsere Zahl 154. Damit ist der Sinn von 154 = Vollmaß des Leidens des Füllechristus (Haupt und Leib zusammengenommen). Diese Wahrheit, daß nicht nur das Haupt, sondern auch der Leib als Opfer zur Erlösung für die gefallene Welt vorgesehen ist, wurde schon von Josua in Josua 6, 26 geweisagt. Wenn wir diese verborgene Weisheit und Wahrheit verstehen können, dann erst können wir erahnen, was der Sendungsauftrag für uns, die wir Jesus nachfolgen wollen, eigentlich bedeutet. Joh 17, 18:

"Gleich wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt."

Nach seiner Auferstehung wiederholt Jesus diesen Auftrag an seine Jünger in Joh 20, 21:

"Gleich wie mich der Vater gesandt hat, also sende ich euch. Nehmet hin den Heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen. Welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten."

Amen

 

Christof Konzelmann

 

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