Prophetie

 

Ausleger der Schrift haben mit Recht darauf hingewiesen, daß prophetische Zeitangaben in der Schrift stets so verständnisnah sind, daß sie eine völlige und deutliche Warnung geben, aber gleichzeitig auch so unbestimmbar, daß sie bloßer Neugierde keinerlei Befriedigung gewähren.

Es ist gut zu wissen, daß die biblischen Weissagungen über die Zukunft nicht durch menschliche Phantasie oder gar durch außerbiblische "Offenbarungen", sondern allein durch das "Wort Gottes" selbst erklärt werden können (2Petr 1, 20-21), daß der Schlüssel zur Auslegung von der Schrift selbst gegeben wird.

So ist die Prophetie ein Licht, das an einem dunklen Ort leuchtet (2Petr 1, 19).

"Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe" (Off 1, 3).

Wir werden nie alle Einzelheiten der Zukunft wissen, aber Gott will, daß wir eine klare allgemeine Übersicht über die kommenden Ereignisse haben.

Die Pläne Gottes hinsichtlich der Menschen betreffen 4 verschiedene Gruppen:

I) Die Zukunft seines irdischen Volkes Israel

II) Die Zukunft der Nationen (Heiden)

III) Die Zukunft der Kirche (1Kor 10, 32)

IV) Die Zukunft seines himmlischen Volkes, die Versammlung

Bevor wir weiter gehen, möchte ich noch daran erinnern, daß Christus im Mittelpunkt des Planes Gottes in Bezug auf Israel, die Nationen, die Kirche und der Versammlung steht. Das große Ziel der Haushaltungen Gottes ist es, in Christus sich selbst zu verherrlichen. das erhabene Thema der Prophetie ist also Christus. Es ist wichtig, sich diese Wahrheit stets vor Augen zu halten, wenn wir verstehen wollen, was uns die Schrift hinsichtlich Israel, der Nationen, der Kirche und der Versammlung offenbart.

I) das Volk Israel

Obwohl Gott seine Rechte auf der ganzen Erde ausübt, gibt es doch ein Land, das er insbesondere Sein Land nennt, das ist das Land Palästina; und es gibt ein Volk, das eine besondere Stellung einnimmt und von Gott sein Volk genannt wird, das ist das Volk Israel.(5.Mos 7, 6-8)

In der Tat, Israel und Palästina sind der Schlüssel des Weltproblems.

Israel ist der Mittelpunkt der Wege Gottes mit dieser Erde und folglich das bedeutendste Volk.

kann nun die Untreue dieses Volkes die bedingungslosen Verheißungen, die Gott gegeben hatte, zunichte machen?

"Die Gnadengaben und Berufungen Gottes sind unbereubar." (Röm 11, 29)

Gottes Verheißungen an das Volk Israel werden sicher ihre Erfüllung finden. Israel wird das Land besitzen, und zwar mit den Grenzen, die in 1.Moses 15 festgelegt wurden, vom Nil bis an den Euphrat.

Das wird auch durch die Weissagungen an Dutzenden von Schriftstellen bestätigt. (Jes 11, 12; Jer 16, 15; Hes 36, 24)

Wie und wann aber wird Israel nach Palästina zurückkommen?

Auf diese Frage gibt die Bibel eine klare Antwort.

Als die 2 Stämme im Jahre 586 v. Chr. durch Nebukadnezar nach Babylon in Gefangenschaft geführt wurden, weissagte Jeremia, daß Gott nach 70 Jahren das Gericht über Babel bringen und danach das Volk zurückführen würde. (Jer 25, 12; 29, 10)

Diese Weissagung war auch Daniel bekannt, und nachdem die Macht Babylons durch Darius vernichtet worden war (Dan 6, 1), wollte Daniel mehr wissen über die ungewisse Zukunft seines Volkes, und wandte sich an Gott. Und Gott gab ihm die Antwort, daß nicht jetzt nach diesen 70 Jahren Gefangenschaft, sondern erst nach "siebzig Wochen" der volle Segen und die volle Wiederherstellung kommen würden.

"In 70 Wochen soll die Übertretung zum Abschluß gebracht, den sünden ein Ende gemacht und die Ungerechtigkeiten gesühnt sein. Eine ewige Gerechtigkeit wird eingeführt." (Dan 9, 24)

Israel sollte also noch "70 Wochen" unter fremder Herrschaft zubringen müssen, bis es der Segnungen des Friedensreiches teilhaftig werden würde.

Die Bibel und die Geschichte haben bewiesen, daß mit diesen Wochen Jahrwochen (1 Woche = 7 Jahre) gemeint sind.

Diese Jahrwochen teilte Gott in 3 Abschnitte ein:

7 Wochen + 62 Wochen + 1 Woche = 70 Wochen

Beginnen sollten diese Wochen mit dem Befehl zum Wiederaufbau Jerusalems, was im jahre 445 v.Chr. geschah, als Nehemia mit Erlaubnis des Königs Artaxerxes nach Jerusalem zurückkehrte. (Neh 2, 5-6)

1. 7 Wochen = 49 Jahre Wiederaufbau der Stadt Jerusalem

2. 62 Wochen = 434 Jahre Bis zum Ende dieser Periode mußte der Messias gekreuzigt werden.

Zwischen der 69. und der 70. Jahrwoche ist dann eine Einschaltung von unbestimmter Dauer eingefügt, die der Geschichte der Kirche auf dieser Erde entspricht. Hier steht die prophetische Uhr Israels für fast 2000 Jahre still. Nach Gottes Ratschluß blieb den alttestamentalischen Propheten das Geheimnis der Versammlung und der Kirche verborgen.

Die 70 Wochen sind also wohl eine Einheit für sich, aber kein ununterbrochenes Ganzes. Nachdem Israel seinen König verworfen und gekreuzigt hatte, hörte Gott auf, mit ihm als Volk zu handeln. Israel wurde eine Zeitlang (ca 2000 J.) als Heilsträger zur Seite gestellt, damit die Nationen durch den Glauben eingepfropft werden konnten. Die Tatsache, daß dieses geistliche Reich Gottes schon fast 2000 Jahre gebaut wird, setzt die unveränderliche "Verheißung" Gottes nicht außer Kraft, daß durch einen menschlichen Stellvertreter als König Christus auch über ein irdisches Königreich herrschen wird

(Hes 34, 23).

Eine der bedeutendsten Zusicherungen in Gottes Wort ist die Zusage, daß wenn die Zeit der Heiden (Nationen) zu Ende geht und die Fülle der Heiden (Versammlung) eingegangen ist (Röm 11, 25), auch Israels Zerstreuung enden werde und es in seine Heimat zurückkehren solle (Jer 16, 15-17). Dann wird die Verheißung eines ständigen Königreiche, die Gott Daniel gab, erfüllt (2Sam 7, 10; Luk 1, 32). Der Anfang des jüdischen Staates geschieht also noch im Unglauben. Das sehen wir seit 1948 (Gründung des Staates Israel) schon verwirklicht.

3. 1 Woche = 7 Jahre Der 3. Zeitabschnitt steht also noch aus, er besteht nur noch aus 7 Jahren

In diesen 7 Jahren wird das Volk Israel mit dem Herrscher des neuerstandenen römischen Reiches einen Bund für 3,5 Jahre schließen, dieser Bund wird allerdings zunichte werden. Das Volk wird dann nicht mehr aus dem Land vertrieben, sondern in die Hand seiner Feinde gegeben werden. Die Zeit der Drangsal für Israel ist dann angebrochen (Jer 30, 7). 2 Drittel des Volkes werden umkommen, das übrige Drittel wird sich zu Gott bekehren und das 1000-jährige Friedensreich beginnt.

Im sichtbaren irdischen Reich auf Erden wird dann Israel das Haupt der Nationen sein. Es wird dann wieder Gottes auserwähltes Volk sein, durch das der Segen auf alle anderen Nationen fließen wird.

 

 

II) Die Nationen

Als im Jahre 607 v.Chr. Nebukadnezar auf der Bildfläche erschien, begann die Zeit der Nationen, die die Periode bezeichnet, während welcher die Herrschaft dieser Welt den Nationen anvertraut ist. In dieser Zeit wurde Israel, nachdem es Gott zur Seite gestellt hatte, von Nebukadnezar in Gefangenschaft nach Babylon geführt. Im Buch Daniel hat uns Gott eine Form gegeben, in die das zukünftige Weltgeschehen gegossen werden sollte.

Offenbarte zukünftige Weltereignisse, wie sie uns im Buch Daniel gegeben wurden, nennt man Prophetie. Überlieferte Weltereignisse sind als Geschichte bekannt. Während die Zeit verging und die Weltereignisse sich der prophetischen Form entsprechend gestalteten, kamen sie als Weltgeschichte zum Vorschein.

Diese Weltgeschichte trägt das genaue Abbild der prophetischen Form.

Leider haben heute viele Menschen keine Ahnung, daß die Geschichte nach der von Gott geoffenbarten Form (Prophetie) verläuft und sich nicht anders gestalten kann.

Das Buch Daniel stellt uns diese Geschichte der Nationen in symbolischer Form einer menschlichen Statue (Dan 2) dar. In Daniel 2,28 sagt Gott Nebukadnezar, daß er ihm kundgetan hat, was nach Nebukadnezar und am Ende dieses Zeitalters der Nationen geschehen wird.

Nebukadnezar der König von Babylon war das Haupt von Gold. In der Zeit seiner Regierung und der nachfolgenden Königreiche sollte keine andere gleichwertige Macht auf der Erde gefunden werden. Das zweite Königreich sollte niedriger sein als das babylonische. Es wird durch Brust und Arme von Silber dargestellt. Es ist das medo-persische Reich.

Das dritte Königreich sollte von Erz sein und über die ganze Erde herrschen. Es ist das griechische Weltreich.

Das vierte Weltreich sollte aus Eisen sein, es ist das römische Reich.

I. Die Namen II. Symbole, unter welchen sie dargestellt werden III. ihre Merkmale IV. ihre Beziehungen V. ihre Dauer im der 4 Reiche zu Israel Rahmen der Zeit

der Nationen

a) das Bild in b) die Tiere c) die Tiere in Jerusalem wurde einge- 586 v. Chr.

Daniel 2 in Daniel 7 Daniel 8 nommen und zerstört.

1. Babylon das Haupt Löwe mit Unumschränkte Das Volk wurde nach

von Gold Adlersflügeln königliche Macht Babylon in die Gefangen- 606-538v.Chr.

schaft weggeführt = 68 Jahre

2. Die Meder Brust und Der auf einer Widder mit 2 Die königliche M. Kores erließ einen Aufruf 538-331v.Chr.

und die Perser Arme von Seite aufge- ungleichen ist nicht mehr un- an die Gefangenen aus Juda Silber richtete Bär, Hörnern umschränkt nach Palästina zurückzu-

der 3 Rippen Die beiden Elem., kehren. Darius u. Art. ließen

im Maule hat aus denen sich das den Tempel wieder aufbauen 445v.Chr.

Reich zusammens. Aber die Juden erhielten

setzt, sind nicht im ihre Selbständigkeit nicht

Gleichgewicht. Er- zurück

oberungen nach 2 S.

3. Griechenland Bauch und Panther mit 4 Ziegenbock Schnelle Erober- Palästina wurde v. den 331-168v.Chr. Lenden von Flügeln u. 4 mit 1 Horn ungen. Ausgedehn- Nachfolgern Alexanders = 163 Jahre

Erz Köpfen zwischen den tere Herrschaft als mehrmals überfallen u.

Augen die beiden ersten verwüstet. Unter ihnen

Reiche. Zerfällt in war Antiochus Epiphanes

4 Teile v. Syrien der erbittertste

Feind

4.Das Römische Schenkel v. Schreckliches Brutale Kraft. Die Römer besetzten Pal. 168v.Chr. bis

Reich Eisen; Füße Tier mit großen Eiserne Gewaltherr- u. machten es tribut- zum Ende

v. Eisen u. eisernen Zähnen schaft, die sich v. O pflichtig. Sie kreuzigten

Ton u. Klauen v. Erz bis W erstreckt. den Messias, zerstörten

es hat 10 Hörner Wird vor der Wieder Jerusalem u. den Tempel

kunft des Herrn wie- u. zerstreuten die Juden

der erstehen über die ganze Welt

Wohl werden hier nur die großen Reiche erwähnt, die im Zusammenhang mit Israel eine prophetische Rolle spielen. Die Geschichte bestätigt uns, daß diese 4 Waldreich tatsächlich aufeinander gefolgt sind, so wie es die Schrift in Daniel 2 (600 v.Chr. geschrieben) vorausgesagt hat.

Um das Jahr 467 n.Chr. zerfiel dieses mächtige Weltreich der Römer in Übereinstimmung mit der Prophezeiung der Bibel in die zehn Zehen des Danielschen Bildes. Sie werden heute von den Nationen im Gebiet des alten römischen Reiches gebildet.

Nach der weltlichen Geschichtsschreibung besteht das römische Weltreich seit vielen Jahrhunderten nicht mehr. Daniel erwähnt nichts von der langanhaltenden Unterbrechung dieses Weltreiches seit seinem Fall im 4. Jahrhundert bis zu unseren Tagen.

Dagegen spricht die Offenbarung deutlich davon.

"Das Tier, welches du siehst, war (das alte römische Reich) und ist nicht (die gegenwärtige Unterbrechung des Reiches) und wird aus dem Abgrund aufsteigen (das Reich wird wiedererstehen) und ins Verderben gehen, und die auf Erden wohnen werden sich wundern, wenn sie das Tier sehen, daß es war und nicht ist und da sein wird." (Off 17, 8).

 

Schon jahrhundertelang befinden sich die europäischen Staaten in der Zeit der zehn Zehen aus Daniels Bild. Die Prophezeiung sagt voraus, daß sie nie aneinander halten werden (Eisen und Ton). Tatsächlich waren sie auch immer nationalistisch eingestellt. Heute jedoch sehen wir etwas Erstaunliches in diesen Zehennationen (Dan 2, 43). Sie haben sich zusammengeschlossen mit dem Ziel eines vereinten Europas.

Die Bibel lehrt, daß wenn dieser Staatenbund einmal feste Gestalt angenommen hat, sich alle einem Regenten unterordnen werden, der noch herrschen wird, wenn Christus wiederkommt (Off 17, 12 und Dan 7, 24-27).

Dieser Zusammenschluß der zehn Zehen (vereintes Europa) geschieht gleichzeitig mit anderen Weltereignissen, von denen die Schrift sagt, daß sie am Ende dieses Zeitalters eintreffen werden, nämlich der Gründung eines neuen Staates Israels (1948) und die Zurückführung der übrigen Juden in dieses Land (Hes 37, 12).

Das prophetische Wort und die augenblicklichen Weltereignisse passen zusammen wie die Zahnräder einer Weltzeituhr.

Und wenn der von Gott bestimmte Augenblick gekommen sein wird, werden sich die Zehen (Länder) zu einem mehr oder weniger fest in sich geschlossenen Ganzen (vereintes Europa) vereinigen, jedoch nur um gerichtet zu werden, durch den Stein, der sich ohne Hände losreist und die Statue zermalmt (Dan 2, 34-35).

Das Bild sollte also durch einen Stein zerschlagen und zermalmt werden, der sich ohne Hände losriß und nachdem er die Statue zermalmt hatte, zu einem großen Berg wurde und dann die ganze Erde erfüllte. Vers 44 sagt dann, daß dieser Stein ein Königreich sein wird, das Gott hier auf Erden aufrichten wird, nämlich das 1000-jährige Friedensreich (Wassermannzeitalter).

Obwohl der Glaube an Gott solcher Bestätigung nicht bedarf, so findet er hier doch einen unwiderlegbaren Beweis der Inspiration der Heiligen Schrift.

 

 

III) Die Kirchengeschichte

 

Gott offenbarte in den prophetischen Schriften die vollständige Geschichte der heidnischen Welt-regierungen (Nationen und die Geschichte und Zukunft Israels). So wäre die Prophetie ohne die Vorausschau der Kirchengeschichte unvollständig.

Diese Vorausschau zeigt Gott in der Offenbarung in Kap. 2 und 3. Hier gibt Gott Botschaften an 7 Gemeinden. Diese 7 Gemeinden, die tatsächlich bestanden haben, wurden vom Herrn deshalb ausgewählt, weil ihre geistlichen Zustände aneinandergereiht ein vollständiges Bild der Geschichte der (christlichen) Kirche auf dieser Erde bis zu seinem Kommen ergeben.

Die Namen der sieben Gemeinden sind also auch Symbole der Kirche in den verschiedenen Zeitab-schnitten der christlichen Zeitalter. Die Zahl 7 weist auf die Vollständigkeit hin und besagt, daß die Botschaften bis zum Ende der Zeit reichen, während die Sinnbilder die Zustände der Kirche in den verschiedenen Zeitabschnitten der Weltgeschichte offenbaren.

1. Ephesus (31-100 n.Chr.)

Hier haben wir den Anfang der Geschichte der Kirche. Dem Anschein nach ist alles noch in Ordnung, aber seine Augen, die wie Feuerflammen sind, erkennen bereits den ersten Abfall. In der Ephesus-Periode wird die Machtanmaßung der Priesterschaft vorausgesagt.

2. Smyrna (100-313 n.Chr.)

Hier finden sich die großen Verfolgungen durch die römischen Kaiser.

3. Pergamon (313- 538 n.Chr.)

Pergamon ist die Zeit, in der die christliche Kirche wuchs und sich ausdehnte. Diese Periode veranschaulicht in treffender Weise jenen Abschnitt der Kirchengeschichte, in dem der Widersacher sich mit großer List in den Tempel Gottes setzt. Hier beginnt der große Abfall von Gott durch Kompromisse mit der Welt. Was Satan durch Verfolgung nicht erreichen konnte, das gelingt ihm durch Verführung. Das Zauberwort heißt "weltliche Macht". Die Kirche ist nun mit der Welt verbunden. Sie ist nun nicht mehr länger die "Eklesia" = Herausgerufene, sie wird zur Hure. (Verbindung der Kirche mit der weltlichen Macht.)

4. Thyatira (538- 1517)

Das war die Zeit der fast uneingeschränkten Herrschaft der Kirche = päpstliche Vorherrschaft.

5. Sardes (1517-1798)

Durch die Rückkehr zur Bibel fand die Reformationsgemeinde zwar die Wahrheit, aber das Werk blieb unvollendet. Sardes ist eigentlich ein Bild für den traurigen Zustand des modernen Protestantismus. Es war ein Mangel an Wachsamkeit, der den geistigen Tod der gemeinde Sardes verursachte.

So genügt es also nicht, daß man durch Gottes Vorsehung die Wahrheit kennenlernt oder sie mit Begeisterung gehört hat, man muß auch wachsam sein und ausdauernd an ihr festhalten.

6. Philadelphia (1798-1844)

Die Zeit der großen protestantischen Erweckung bewirkte ein Verlassen der großen Staatskirchen und eine Rückkehr zu Seinem Wort der Bibel.

Alle Dinge sind Gott möglich, wenn seine Kinder sich nicht auf ihre eigene Kraft verlassen. (2Kor 1, 9-10) Neuerwachendes Interesse am Bibelstudium und einen nie gekannten Eifer in der Bibelverbreitung. Gründung vieler Bibelgesellschaften.

Der Überwinder wird wegen seiner Treue im Dienst für Gott zum Pfeiler, ein Symbol der Stärke, der Stabilität und dem Sieg. (Gal 2, 9)

Die große Masse von Philadelphia hat nicht überwunden und nicht bewahrt, was sie besaß.

7. Laodicäa (1844 - )

Laodicäa ist die Gemeinde der Endzeit. Die Laodicäabotschaft richtet sich an alle, die vorgeblich die Gebote halten, aber nicht Täter des Wortes sind.

In Laodicäa lebte man im Wohlstand, wie das auch heute für viele christlichen Kreise selbstverständlich ist. In gleicher Weise waren die Schätze des Wortes Gottes noch nie so leicht zu heben wie heute. Sie wissen aber nicht, wie beklagenswert ihr Zustand in den Augen Gottes ist.

Zusammenfassung: In Ephesus, dem apostolischen Zeitalter, wird die Machtanmaßung der Priesterschaft vorausgesagt. In der Pergamus-Periode waren diese Taten schon zur Lehre geworden (Off 2, 15).

Nachdem Konstantin die christliche Religion angenommen und zur Staatsreligion erhoben hatte, findet eine große Veränderung statt. Konstantin begünstigte also diese Lehre und kleidete die Geistlichkeit in kostbare Gewänder. In dem Konzil von Nicäa 325 n.Chr. wurde der Klerus mit noch größerer Macht ausgestattet.

In der thyatirischen Periode hatte diese priesterliche Machtanmaßung zu einer völlig abgefallenen Kirche geführt, die Gott das Weib Isebel nennt. Die Kirche maßt sich die Oberherrschaft über die Welt an, die Schrift nennt diese Verbindung von Kirche und Welt "Hurerei".

Die Zeit, in der die Kirche (das Weib) unumschränkt herrschte, dauerte vom 4. Jahrhundert bis 1517, als Martin Luther die Sardis-Periode oder die Reformation einleitete.

In Sardes (Protestantismus) haben wir einen neuen Anfang, aber es ist kein geistiges Leben da.

In Philadelphia wird uns das große Wirken des Heiligen Geistes im vorigen Jahrhundert vorgestellt. Tausende verließen die geistig toten protestantischen Staatskirchen, um zu dem Wort und zu dem Namen des Herrn Jesus zurückzukehren. Ein kurzes Wiederaufleben, aber leider war es auch nicht von Dauer und in Laodicäa finden wir das, was aus Philadelphia hervorgegangen ist. In dieser Endzeit steht der Herr draußen vor der Tür. Seine Autorität wird nicht anerkannt. Die Menschen selber aber meinen, daß alles in bester Ordnung sei, sie sind reich und reicher geworden, und da ist nichts mehr, dessen sie noch bedürfen.

So sind wir nun der Kirchengeschichte, wie sie Jesus sieht, gefolgt, und in diesen letzten Tagen der Endzeit sehen wir noch die letzten 4 Gruppen bestehen.

Thyatira: die römisch katholische Kirche

Sardes: die protestantische Staatskirche

Philadelphia: den schwachen Überrest

Laodicäa: das laue Christentum in den Freikirchen und Gruppen außerhalb der beiden

Wir leben in der Endzeit, bald (schnell) wird der Herr Jesus kommen, um Seine Braut (Versammlung) von dieser Erde zu holen (Entrückung). Dann wird er alle wahrhaft Gläubigen aus diesen vier Gruppen zu Sich nehmen, und nur das Namen-Christentum, das kein (geistiges) Leben aus Gott hat, wird noch übrigbleiben, um gerichtet zu werden (Off 17, 16).

 

 

IV Die Versammlung - die Gemeinde

Propheten für Israel und die Nationen lassen den gegenwärtigen Zeitabschnitt der Versammlung - deren Geheimnis nur durch Jesus und seine Apostel enthüllt wurde und zur Zeit des AT noch nicht bekannt war - ganz beiseite. (Eph 3, 2-7)

Das erklärt sich leicht, wenn man bedenkt, daß jene Prophezeiungen die Wege Gottes in ihrer politischen Ordnung darstellten, während die Geschichte der Versammlung oder der Gemeinde mit der religiösen Seite zu tun hat, also zu einer ganz anderen Haushaltung gehört.

Kaum hatte Israel seinen Messias verworfen, begann Gott sowohl aus den Nationen als auch aus den Juden ein Volk für sich herauszunehmen (Ap 15, 14).

Eklesia = Die Herausgerufene = Die Versammlung = Die Gemeinde

Dieses neue Volk, auch Versammlung genannt - Luther übersetzte hier mit Kirche - besteht aus all denen, die seit dem Tod Jesus Christus bis zur Wiederkunft durch den Glauben an ihn mit dem Heiligen Geist versiegelt (neugeboren) wurden und damit Glieder des Leibes Christi (Versammlung = Gemeinde) sind.

Die Fülle der Heiden (Versammlung) begann also mit dem Zeitalter des Evangeliums, als den Nichtjuden die Erlösung durch den Glauben angeboten wurde (Mt 21, 43). Während dieses Evangeliumzeitalters sammelt Gott aus allen Nationen, Sprachen und Völkern ein himmlisches Volk, die wahre Kirche.

Die Bibel lehrt, daß durch das Lösegeld des Blutes, das Mittel des Glaubens wie die Schrift sagt und der Kraft des Heiligen Geistes (Neugeburt) aus allen Heidenvölkern und nicht nur aus dem jüdischen Volk Menschen in diese Versammlung aufgenommen werden (Off 7, 9).

Im übrigen beweisen die eigenen Worte Jesu, daß die Versammlung noch nicht da war, als er auf Erden wandelte. In Mt 16, 18 sagt er selbst, daß er die Versammlung bauen werde und nicht, daß er sie schon gebaut hat oder gerade baut.

Die, die zur Versammlung gehören, sind aus der Welt herausgerufen, die Hoffnung der Versammlung ist die Entrückung (1Thes 4, 13-18; 1Kor 50-53).

Dieses Geheimnis wurde zum ersten Mal durch den Apostel Paulus enthüllt.

Die prophetische Zeitperiode Israels und der Nationen endigte also mit dem Tod Jesu Christi. Sie wird fortgesetzt werden nach der Entrückung der Versammlung. (siehe letzte Jahrwoche Daniels Dan 9).

In vielen Geheimnissen über das Reich Gottes sagte Jesus seinen Jüngern, daß das Reich Gottes zuerst in unsichtbarer geistlicher Form bestehen werde, nämlich durch die Versammlung (Mt 13, 10-17), ehe es in seiner sichtbaren Form als 1000-jähriges Friedensreich (Segnungen Israels) errichtet wird.

Der Kampf Israels war auf Erden in Palästina.

Der Kampf der Versammlung ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Finsternis, gegen die Fürstentümer der unsichtbaren Welt (Eph 6, 12).

Hieraus sehen wir, daß die Versammlung ein himmlisches Volk ist.

Ihr Bürgertum ist im Himmel (Phil 3, 20)

Ihre Berufung ist eine himmlische (Phil 3, 14; Heb 3, 1)

Ihre Segnungen sind geistliche Segnungen (Eph 1, 3)

Ihr Erbteil wird in den Himmeln aufbewahrt (1Petr 1, 4)

Ihr Platz ist der Leib Christi (Eph 1, 22-23)

In Joh 14, 3 sagt Jesus selbst zu seinen Jüngern, um ihnen - bevor er von ihnen schied - einen Trost zu geben:

"Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß wo ich bin, auch ihr seid."

Es ist wahr, daß es genügt, über den Heilsplan Gottes Bescheid zu wissen, um errettet zu werden. Aber es ist ebenso wahr, daß es ein Zeichen von christlicher Reife ist, wenn wir uns über die Zukunft, wie sie uns das prophetische Wort schildert, freuen.

Hoffnung bildet mit Glaube und Liebe die dreiteilige Grundlage, auf der das Wachstum und der Charakter eines Christen erbaut sind.

Hoffnung läßt nicht zuschanden werden (Röm 5, 5) sondern gibt uns immer neue Zuversicht.

Hoffnung ist der sichere und feste Anker der Seele (Heb 6, 18-19) der uns in allen Lebenslagen festhält

Hoffnung veranlaßt uns wie nichts anderes zur Heilung (Joh 3, 3)

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