Merkmale für Bekehrung und Wiedergeburt im Geist

 

Vor vielen Jahren, am Anfang meiner Jesus Nachfolge, dachte ich wie die Allermeisten: Ein Mensch der in dem Namen Jesu Kranke heilt und Teufel austreibt, der muß doch in der innigsten Verbindung mit Gott stehen, der muß doch wiedergeboren sein. Mein Streben ging deshalb auch in dieser Richtung. Es dauerte auch nur wenige Jahre, da war ich in unserer Gegend als Krankenheiler bekannt. Die Zahl meiner Anhänger ist schnell angewachsen, so daß selbst ein Reinhard Bohnke, damals noch ein unbekannter Evangelist, uns oft besuchte. Wenn wir in jener Zelt mit dem Wort Jesu aus Mt 7, 22 konfrontiert wurden: Daß viele in Jesu Namen Kranke heilen können, ohne daß diese je von Jesu "erkannt" wurden. Dann verstanden wir diese Aussage so, daß Jesu unter diesen falschen Propheten doch nur die okkulten Geistheiler in Ostasien gemeint haben kann. - Es scheint als ob Starevangelist Bohnke auch heute noch dieser Ansicht ist.

War haben also damals den Unterschied, der zwischen der "Gabe" des Geistes und der "Frucht" des Geistes besteht, noch nicht verstanden.

Wenn Gott als Beweis für den Empfang der göttlichen Natur, dem Gläubigen auch noch eine für alle Welt erkennbare übermenschliche Fähigkeit geben würde, dann ... Oder, wenn wenigstens der Geistgeborene immun gegen alle Krankheiten würde, dann wäre die Frage nach der Wiedergeburt im Geiste das Thema Nummer 1 in der ganzen Welt. Weil aber eine Neugeburt sich nur sehr selten auch im Fleische auswirkt, und wie es scheint, nicht einmal beweisbar ist, deshalb ist dieser Begriff in den Volkskirchen nahezu unbekannt. Wir müssen schon zu den Fundamentalisten in die Gemeinschaften oder auch Freikirchen gehen; dort können wir die Frage stellen:

Bist "Du" wiedergeboren, wie die Schrift sagt?

Die meisten der dort Angesprochenen würden unsere Frage mit "Ja" beantworten. Einige sind sich vielleicht ihrer Sache noch nicht so ganz sicher, viele wissen und glauben es aber ganz bestimmt. Wenn wir bei unserer Umfrage das Wort Wiedergeburt vermeiden wollen dann fragen war so:

Hast "Du" Heilsgewißheit?

Die Antworten wären wohl wieder dieselben. Die meisten verstehen die Bedeutung des Begriffes und antworten mit einem klaren "Ja".

Wir fragen uns: Woher kommt es, daß diese so überzeugt sein können? Die Antwort ist einfach: Ihr Glaube kommt aus der Predigt !

Sie wurden gelehrt: Ihr sollt bezeugen was ihr mit Jesu erlebt habt, so, wie auch die Jünger Jesu taten.

1.Joh 1, 3: "Was wir gesehen und erlebt haben, das verkündigen wir euch."

Der heutige Jünger kann nicht bezeugen daß er mit Jesu auf Erden gewandelt ist, aber er kann wie Petrus und Paulus bezeugen, daß Jesus ihn von seiner Schuld erlöst hat. Betrachten war einmal die geistige Entwicklung eines Christen, der Mitglied einer Gemeinschaft ist in welcher die "Bekehrung" gelehrt wird.

So ein Gläubiger kann schon in eine christliche Familie hineingeboren worden sein, oder er kam bei irgend einer Evangelisation mit dem Wort Gottes in Berührung. Er hörte, daß wer an Jesus Christus glaubt, der hat das ewige Leben - bekehre dich - entscheide dich heute für Jesus, so wird "Er" dich als sein Kind annehmen - dich reinigen von allen deinen Sünden.

Diese Botschaft fällt, in unserem angenommenen Fall, auf einen guten Herzensboden. Dieser Mensch bekehrt sich und wird Mitglied der Gemeinschaft. Wenn er sich jetzt auch noch "Großtaufen" läßt, dann ist der Zeitpunkt seiner Bekehrung besonders deutlich fixiert. Und so kommt es, daß viele Christen Tag und Stunde ihrer Bekehrung angeben können. Es kann aber auch anders ablaufen. Manche brauchen mehrere Anläufe und einen größeren Zeitraum, bis es bei ihnen zu einer ganzen Kehrtwendung kommt.

Das wie ist ohne Bedeutung, es genügt zu wissen: "Ich habe mich von ganzem Herzen für Jesus entschieden."

Im Ablauf solch einer Bekehrung findet dann auch die Befreiung von der Schuld statt. Was das bedeutet weiß jeder, der einmal seine Schuld auf den Berg Golgatha hinaufgeschleppt hat. Nicht nur die Last bedrückte ihn, es kam noch die Unruhe und der Unfriede seines Herzens dazu. Endlich wird ihm diese Last abgenommen, Ruhe und Friede ziehen in sein Herz ein!

Von diesem Erlebnis gibt der Erlöste nun Zeugnis, wenn er mit "ja" antwortet. Ist solch eine Erfahrung auch gleichzeitig als Beweis für die Neugeburt zu sehen? Denn so wird leider der Neubekehrte meist gelehrt.

Wie wir vorstehend schon betont haben, sind die Gaben Gottes und die Frucht des Geistes Gottes zwei verschiedene Säulen in dem Erlösungswerk. In unserem Beispiel hatten wir es bislang mit der Gabe der Gnade zu tun. Es ist reine Gnade Gottes (nicht durch Werke), die uns durch Jesus Christus von unserer Schuld erlöste, uns Friede und Ruhe gegeben hat. Wenn "ER" uns jetzt anschließend durch den Geist in das neue Leben zeugt, erst dann entsteht "Frucht des Geistes" (Röm 5, l).

Wir wissen, daß diese Frucht verschiedenartig ist (Gal 5, 22). An der ersten Stelle steht aber die Liebe. Schauen wir einmal bei den vielen Bekehrten nach dieser Liebe. Sie ist nach 1.Kor 13, 13 nicht nur die Erste, sie ist auch die Wichtigste und die Köstlichste; keine menschliche natürliche, sondern göttliche "Agape". Suchen wir nur ausdauernd und recht gründlich. Ihre Auswirkung müßte doch in den verschiedenen Gemeinden leicht feststellbar sein. Ihr Bild wird uns doch in Röm 12, 1 und in über 50 Stellen des neuen Testaments sehr deutlich gezeichnet:

"Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor."

"Seht, wie sie sich untereinander lieben."

Das Zusammenleben in einer Ortsgemeinde durfte noch hie und da als normal beurteilt werden, aber diese Art der "Liebe" wird oft noch besser von einem weltlichen Verein praktiziert. Und doch freuen wir uns, wenn wir feststellen können, daß in der letzten Zeit vielerorts Anstrengungen unternommen werden, um den Allianzgedanken zu fördern und zu pflegen. Leider finden wir aber sehr häufig, wenn wir hinter die Kulissen schauen, den gleichen Zustand wie ihn schon Paulus in Gal 5, 15 beschreibt:

"Wie sie sich untereinander beißen und fressen"

Auf Grund solcher Realitäten müssen wir einfach zu dem Schluß kommen: Daß wenn schon bei der Bekehrung die göttliche Agape in ein Herz ausgegossen würde, und diese sich jetzt schon auswirken könnte, dann müßte es unter den Bekehrten der verschiedenen Richtungen anders ausschauen.

Wir fassen zusammen:

Für die Bekehrung und Zeugung im Geist gibt es Merkmale, die für den Beteiligten und dessen Umgebung erlebbar und vorzeigbar sind.

Manchmal kann eine Bekehrung auch ein spektakuläres Erlebnis mit sich bringen, das ist dann, wenn ein Gläubiger im Verlauf einer Geistüberflutung (Geistestaufe) besondere Gaben bekommt. Aber auch diese sind nicht "Frucht des Geistes", sondern "Gaben des Geistes"!

Als Merkmal für eine Wiedergeburt können wir also nur die Frucht des Geistes, die göttliche Agape, sehen! Und die wiederum muß sich bei so einem Neugeborenen auch auswirken. Das heißt: Sie muß selbst zeugen und gebären können, also eigenständig sein. Der irdische Embryo hat auch kein eigenständiges Leben, auch er muß erst ausgeboren werden. So also auch im Geist. Ist er aber ausgeboren, dann empfindet das Kind Gottes gleich wie Paulus. 2.Kor 5, 14:

"Die Liebe Gottes dringet mich also." (Röm 8, 14)

Jetzt bedarf es nicht immer fremder Impulse, bis wir endlich etwas tun. Wir wollen wieder unterstreichen: So wenig im irdischen Leben Zeugung und Geburt in einem einzigen Erlebnis geschehen kann, ebensowenig kann die geistige Zeugung und Geburt in einem gleichen Zeitpunkt ablaufen.

Weil diese Erkenntnis wohl nicht so leicht angenommen werden wird, wollen wir sie noch mit einigen Bibelstellen unterbauen.

Als Jesus in Joh 11 den gestorbenen Lazarus aus dem Grabe rief, da hatte dieser wohl Leben in sich als er aus dem Grabe kam, aber er konnte noch nicht selbständig gehen. Deshalb kam das nächste Machtwort Jesu:

Joh 11, 44: "Löset ihn auf und lasset ihn gehen."

Den gleichen Entwicklungsprozeß finden wir in Apg 9, 40-41: Dort erweckt Petrus die "Wohltäterin" Tabea in das Leben:

1."Tabea, stehe auf! Und sie tat ihre Augen auf; und da sie Petrus sah, setzte sie sich nieder."

2. "Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf."

Auch in den anderen Totenerweckungen dürfen wir diese zwei Phasen erkennen. Luk 7, 15:

1."Der Jüngling richtete sich auf."

2. "Und Jesus gab ihn seiner Mutter."

2.Kön 4, 35-36:

"Siehe da, dein Sohn lebt." (Vers 35) 1.Phase

"Und er gab ihn seiner Mutter:" (Vers 36) 2.Phase

Zum Schluß wollen wir diese Verschiedenheit etwas überspitzt so formulieren:

Mit der Bekehrung wird man Christ und beginnt Christus nachzufolgen.

Mit der Neugeburt wollen wir das Leben,"Des Christus in uns", praktizieren.

Und das bedeutet: Luk 6, 40: "Der Jünger ist nicht über seinen Meister."

Wenn Christus das Leben für seine Brüder und für seine Feinde gelassen hat, dann will und kann das auch der Bruder des Christus - das Glied am Leibe des Christus!

Wenn du, lieber Mitchrist, dieses "Wollen" in deinem Herzen verspührst, dann darfst du dies als Zeichen und Beweis dafür nehmen, daß du vom Geiste Gottes in das ewige Leben geboren wurdest.

In deinem Leben kann in Zukunft nicht mehr dein eigenes Wohl, dein eigener Vorteil an erster Stelle stehen, und wie gesagt: Du willst das gar nicht mehr, sondern das Seelenheil des anderen wird dir wichtiger noch als dein eigenes. Phil 2, 5:

"Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war."

Daß diese göttliche Liebe, welche bei der Zeugung als kleines Samenkorn dir von dem Geiste gegeben wurde (Röm 5, 6), dem Gesetz des Wachsens unterliegt und nach der Ausgeburt zur Ausreife, zum Vollmaß kommen soll, darüber haben wir schon ausführlicher geschrieben.

Findest du aber dieses "Wollen" nicht in dir, dann mache ruhig einmal ein dickes Fragezeichen hinter deine vermeintliche Wiedergeburt! Auch an deinen Mitbruder darfst du diesen Maßstab anlegen, denn dein Meister selbst fordert dich dazu auf, wenn er sagt:

"An ihren Früchten sollt ihr es erkennen."

Nur wer dann meint, diese Früchte selbst zu besitzen, der wird seine Zunge hüten, und seinen Nächsten höher achten als sich selbst. Zu beachten wäre noch: Weil eine Bekehrung im wesentlichen Teil eine menschliche Willensentscheidung ist, kann der gläubig Gewordene seine Entscheidung auch wieder rückgängig machen, er kann vom Glauben abfallen. Selbst bei jemand, der in das neue Leben gezeugt wurde, ist das noch möglich. Denken wir an eine noch nicht lebensfähige Frühgeburt (Heb 6, 4-6)! Anders ist es, wenn ein Mensch zu der normalen Ausgeburt gekommen ist. Das ist eine reine Tat Gottes, ein Wunder Gottes; von der wir, unserer Meinung nach, Tag und Stunde nicht angeben können.

Der Wiedergeborene aber weiß gewiß:

"Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag mich scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn."

Christof Konzelmann

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